Als Sandra Dill im Oktober 2020 ihren Kinder-Secondhand-Laden "Kinderträumchen" an der Ecke Obertorstraße/Petzoltstraße in Marktheidenfeld eröffnete, stand ein Wunsch ganz vorne auf der Liste der Dinge, die sie dazu motiviert hatte: "Ich wollte mit dem Geschäft bewusst 'offline' gehen. Ich wollte direkte Kundenkontakte. Ich wollte in glückliche Gesichter von Käufern sehen", erzählt sie. Tatsächlich genießen konnte sie diesen Zustand nur rund zweieinhalb Monate bis Mitte Dezember. Dann kam der harte Lockdown.
Er dauert bis jetzt an. Zumindest, was die reguläre Öffnung des Geschäfts betrifft. Seit Anfang Januar darf Sandra Dill zumindest "Schaufenster-Shopping" anbieten, sprich die Leute sehen etwas in ihrem Geschäft und können es bestellen und abholen. Das funktioniere derzeit mit Spielzeug und Kommunionskleidung. Aber: "Die heiße Ware hängt im Geschäft, die krieg ich nicht ins Schaufenster", so Dill. Also macht die Ladeninhaberin jetzt das, was sie eigentlich nicht machen wollte: Sie stellt Sachen bei Facebook ein, verschickt Fotos und Emails. Was darüber an Umsatz rein kommt, sei trotzdem ein Tropfen auf den heißen Stein. Dazu kommt, dass gerade gebrauchte Kinderkleidung zunehmend auch über private WhatsApp-Gruppen verkauft werde. Sie sind teils als Ersatz zu regionalen Kleidermärkten und Basaren gegründet worden.
Alles in allem: Einen so langen Lockdown mit Stillstand der Geschäfte hatte Sandra Dill bei ihrer Eröffnung nicht einkalkuliert. Dennoch ist sie weiterhin guter Dinge: "Man merkt, dass langsam wieder Bewegung in die Stadt kommt", sagt sie. Gründe seien die frühlingshaften Temperaturen und die sukzessive Öffnung einzelner Geschäfte. "Ausgeträumt" hätte sich das "Kinderträumchen" also noch lange nicht.
Unverpackt Marktheidenfeld: Homeoffice und fehlende Kunden aus dem Umkreis spürbar
Noch gänzlich ohne "Corona-Sorgen" hat Tanja Knes im März 2020 ihren Unverpackt-Laden in Marktheidenfeld aufgemacht. Knapp drei Wochen später befand sie sich im ersten Lockdown –durfte aber als Lebensmittelgeschäft weiter geöffnet bleiben. Trotzdem spürte sie die Auswirkungen. "Wir sind von der Kalkulation schon unter dem geblieben, was wir uns errechnet hatten", sagt sie. Vor allem gemerkt habe sie den Sommer. "Sobald die Leute in den Urlaub weg konnten, waren sie weg", erklärt sie. Auch, dass viele Menschen mehr im Homeoffice blieben, mache sich bemerkbar. Vor allem während der Lockdown-Zeiten fehlten die Kunden aus Ortschaften im Umkreis, die gezielt in die Stadt kämen.
Was sie nach dem ersten Jahr geändert hat? Vom Personal her hätten sie auf eine Teilzeitkraft reduzieren müssen. Was bedeute, dass sie selbst mehr im Laden stehe. Gerührt hätte sie in diesem Zusammenhang die große Hilfsbereitschaft anderer Gewerbetreibenden, die ihr angeboten hätten stundenweise einzuspringen, wenn sie mal eine Pause brauche. Insgesamt bleibt sie zuversichtlich: Schließlich dauere es auch mindestens ein Jahr bis man sich etabliert habe. Und: Es kämen immer noch Kunden, die Geschäft und Konzept noch nicht kennen würden.
M&N Café: Zum Lockdown kam noch eine monatelange Baustelle vor der Tür
Mohannad Merai und sein Bruder Alaa haben vergangenen März ihr gemeinsames Café in Marktheidenfeld, gegenüber des ehemaligen Udo-Lermann-Kaufhauses, eröffnet. Wenige Tage später kam der erste Lockdown. Und nur wenige Wochen, nachdem sie im Sommer wieder öffnen konnten, starteten die Bauarbeiten an der Bundesstraße 8 – also direkt vor ihrer Tür. "Wie soll sich da eine Stammkundschaft bilden?", fragt Merai. In den Lockdown-Monaten haben die Brüder, beide Konditoren, sich auf ihre beruflichen Wurzeln zurückbesonnen. Sie bieten jetzt so ziemlich alles an, was mit Zucker zu machen ist: Arabisches Eis, Pralinen, Torten, Baklava und mehr. Jedes einzelne Stück sei handgemacht, so Merai.
Die beiden Betreiber hoffen jetzt auf Ostern, bereiten schon langsam Geschenkpackungen und Oster-Schokoeier vor. Finanziell bleibe es jedoch weiterhin schwierig. Die staatlichen Hilfen fallen zu knapp aus, da sie durch Lockdown, Hygienemaßnahmen und die Baustelle vor der Tür nie ihr volles Einnahmepotenzial ausschöpfen konnten. Die Hilfen bemessen sich nämlich anteilig an den Einnahmen. Doch ans Zusperren denkt Merai nicht. "Wir können den Menschen Freude bereiten. Oder haben Sie schon mal jemanden grimmig schauen sehen, der gerade in Schokolade gebissen hat?"
Wiener Caféstübchen und Stoff-Träume-Geschäft in den Startlöchern
Noch gar nicht erst ihre Türe öffnen konnte Carolin Wiener, die neue Betreiberin des Caféstübchens in der Obertorstraße 14. Losgehen könnte es mit dem Cafébetrieb jederzeit: "Die Umbauten sind alle abgeschlossen, jetzt fehlt nur noch ein bisschen Dekoration", so Wiener. Nervös gemacht habe sie die lange Zeit des Wartens nicht. "Ich bin noch relativ entspannt", sagt sie. Schließlich seien der Lockdown und die damit verbundenen Kontaktbeschränkungen ja auch sinnvoll, so Wiener.
Ebenfalls noch in den Startlöchern steckt Anja Schmidt, die zukünftige Betreiberin des "Stoff-Träume"-Ladens in der Bronnbacher Straße 17, dem ehemaligen Maribou. Geplant sei, am 15. April zu eröffnen. Jetzt im März werde das Geschäft renoviert, die Handwerker seien schon im letzten Jahr bestellt und auf diesen Monat festgeklopft worden, damit es mit der Eröffnung im April auch klappt. Derweil stapeln sich bei Anja Schmidt daheim schon die Stoffe. Einiges habe sie auch über "Click&Collect" schon verkauft oder über Facebook und Instagram. Allerdings sei nicht alles kurzfristig verfügbar. Aufgrund der Coronakrise hätten auch die Stoffe derzeit eine lange Lieferzeit.