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Marktheidenfeld
Warema, Wenzel, Schneider Electric und Kurtz Ersa: Das erwarten die Unternehmen von der Kooperation mit TTZ in Marktheidenfeld
Das Technologietransferzentrum für Main-Spessart soll Wissenschaft und Praxis zusammenbringen. Wir haben die vier Industriepartner gefragt, was sie sich erhoffen.
Nachhaltigkeit im 3D-Druck und der digitalen Produktion ist der Forschungsschwerpunkt des Technologietransferzentrums, das in Marktheidenfeld entsteht. (Symbolbild)
Foto: Ivana Biscan | Nachhaltigkeit im 3D-Druck und der digitalen Produktion ist der Forschungsschwerpunkt des Technologietransferzentrums, das in Marktheidenfeld entsteht. (Symbolbild)
Katrin Amling
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:23 Uhr

Wie können additiver Druck (3D-Druck) und andere digitale Produktionsweisen nachhaltiger gestaltet werden? Mit dieser Frage beschäftigt sich das Technologietransferzentrum (TTZ), das in Main-Spessart in Kooperation mit der Technischen Hochschule Würzburg-Schweinfurt (THWS) aufgebaut wird.

Anfang Februar hat das Bayerische Kabinett den Weg für das TTZ freigemacht. Bis zu sieben Millionen Euro fließen in den nächsten fünf Jahren aus den Fördertöpfen des Wissenschaftsministeriums dafür in den Landkreis. Bei der THWS rechnet man damit, dass das TTZ im Laufe des kommenden Jahres eröffnet werden kann.

Bürgermeister Thomas Stamm freut sich, dass die Standortwahl für das TTZ auf die FOS BOS in Marktheidenfeld gefallen ist. "Es fördert den Zugang zu Forschung und Digitalisierungs-Wissen, wird regionale Synergieeffekte nutzen und die Nachwuchsgewinnung vorantreiben", so Stamm. Und auch Abgeordneter Thorsten Schwab, der sich im Landtag für das TTZ eingesetzt hat, ist überzeugt: "Die Menschen im ländlichen Raum stecken voller Innovationskraft, das neue TTZ wird insbesondere Gründungen stärken."

In der Politik ist die Freude also groß über das öffentlichkeitswirksame Projekt. Doch wie sind die Erwartungen bei den Unternehmen, die ja schlussendlich von der Forschung profitieren sollen? Wir haben uns bei ihnen umgehört.

1. Schneider Electric sieht sich als Impulsgeber für Forschungsideen

Das Unternehmen Schneider Electric am Standort in Marktheidenfeld. (Archivbild)
Foto: Corbinian Wildmeister | Das Unternehmen Schneider Electric am Standort in Marktheidenfeld. (Archivbild)

Schneider Electric entwickelt laut Ralf Neubert, Vice President R&D Digital Factory, am Standort in Altfeld Automatisierungslösungen, die dann konkret im Maschinen- und Anlagenbau des weltweit agierenden Konzerns Verwendung finden. Das umfasse Motor- und Antriebstechnik, Robotik oder speicherprogrammierbare Steuerungen. Auch Themen wie künstliche Intelligenz (KI) oder die Entwicklung neuer Kommunikations- und Antriebstechnologien stehen laut Neubert im Fokus. Nachhaltigkeit sei dabei immer ein Ziel.

"Die Themen des TTZ beschreiben letztlich genau das, worum es bei unserer täglichen Forschungs- und Entwicklungstätigkeit geht", so Neubert. Der Schwerpunkt sei dem Unternehmen deshalb auch wichtig gewesen, damit eine sinnvolle Zusammenarbeit möglich sei. Konkrete Ideen für ein Projekt mit den Mitarbeitenden des TTZ gebe es noch nicht, aber man wolle sich dazu bald abstimmen. Das Unternehmen sieht sich als Impulsgeber: "Gerade in puncto Digitalisierung und Automatisierung von Fertigungsprozessen und Lieferketten könnten wir uns sehr gut einbringen, auch hinsichtlich der additiven Fertigung."

Neubert sieht auch beim Thema Fachkräfte gute Chancen durch das TTZ. Dabei gehe es nicht nur darum, mehr Fachkräfte von außen in den Landkreis zu holen. "Mehr wirtschaftliche Attraktivität bedeutet auch, dass wir akademische Nachwuchskräfte, die wir ohnehin schon hier vor Ort ausbilden, langfristig an die Region binden können", so Neubert.

2. Wenzel Group forscht bereits selbst am Themenschwerpunkt

Das Werk der Wenzel Group in Wiesthal. (Archivbild)
Foto: Annette Helfmann | Das Werk der Wenzel Group in Wiesthal. (Archivbild)

"Wir sind im Umfeld des TTZ-Forschungsschwerpunkts sowohl Anbieter als auch Nachfrager, daher sind es spannende Themen für uns", erklärt der Geschäftsführer der Wenzel Group in Wiesthal, Heiko Wenzel-Schinzer. Das Unternehmen betreibt in dem Bereich auch eigene Forschung, man freue sich daher auf den Austausch mit dem TTZ.

Das Thema Nachhaltigkeit beschäftigt das Unternehmen in seiner täglichen Arbeit: In diesem Jahr wurde die erste Produktlinie auf den Markt gebracht, für die gebrauchte Maschinen aus dem Markt zurückgenommen und mit aktueller Technik neu bestückt wurden. "Wir verwenden mehr als zwei Drittel weiter, erzeugen aber eine vollständig neue Maschine, die weitere 20 bis 30 Jahre genutzt werden kann", erklärt Wenzel-Schinzer. So könne man rund die Hälfte des CO2-Fußabdrucks gegenüber einer Neumaschine sparen. "Dem TTZ werden sicher noch viel mehr Dinge einfallen", hofft er beim Thema Nachhaltigkeit.

Konkrete Ideen für Forschungsansätze habe das Unternehmen sowohl im Umfeld der Nachhaltigkeit als auch der additiven Fertigung; man müsse aber erst einmal abwarten, wie die Stiftungsprofessur konkret besetzt wird. "Dann legen wir los", so Wenzel-Schinzer.

Der Geschäftsführer ist überzeugt, dass ein aktives TTZ potenzielle Fachkräfte in der Region binden kann. Viele Schülerinnen und Schüler würden zum Studium in die größeren Städte gehen und dort ihre ersten Unternehmenskontakte suchen. "Wenn die Region hier durch interessante Projekte auch wieder frühzeitige Anknüpfungspunkte setzen kann, lernen die jungen Menschen auch interessante Unternehmen wie das unsere in der Region näher kennen und schätzen", so seine Hoffnung.

3. Warema erhofft sich professionelle Forschung vom TTZ

Warema am Standort in Marktheidenfeld: Seit 2022 baut das Unternehmen am Äußeren Ring ein neues Wareneingangsgebäude und ein neues Stoffballenlager.
Foto: Christian Schwab/Warema | Warema am Standort in Marktheidenfeld: Seit 2022 baut das Unternehmen am Äußeren Ring ein neues Wareneingangsgebäude und ein neues Stoffballenlager.

Das Thema additive Produktion kommt bei Warema in Marktheidenfeld bereits seit längerer Zeit vor allem im Bereich Forschung & Entwicklung zum Einsatz, heißt es aus der Pressestelle des Unternehmens. Beispielsweise werde der 3D-Druck seit Jahren für den Bau von Prototypen eingesetzt, basierend auf Kunststoffen. Klassische Forschung in dem Themenfeld sei das jedoch nicht aus Sicht des Unternehmens – das erhoffe man sich vom TTZ. Weitere denkbare Einsatzgebiete gebe es bei der Tochtergesellschaft Warema Kunststofftechnik und Maschinenbau GmbH oder auch im Sonnenschutzbereich, unter anderem bei der Ersatzteileversorgung und der Instandhaltung.

Das Unternehmen sieht in der Kooperation vor allem die Chance, sein Wissen auf dem Gebiet zu erweitern und dadurch die Prozesse in der Entwicklung und teilweise in der Produktion anzupassen. Das Thema Fachkräftegewinnung ist auch für Warema ein wichtiger Aspekt, sich am TTZ zu beteiligen. 

4. Kurtz Ersa hofft auf ein Netzwerk in der Region

Die Firma Kurtz Ersa in Wiebelbach. (Archivbild)
Foto: Andreas Brachs | Die Firma Kurtz Ersa in Wiebelbach. (Archivbild)

Die Maschinenbau-Firma Kurtz Ersa aus Wiebelbach hat sich das Ziel gesetzt, bis 2029 CO2-neutral zu wirtschaften. Insofern passt das TTZ-Thema laut Beirat Rainer Kurtz sehr gut zur täglichen Arbeit. Seit 2020 produziert Kurtz Ersa auch selbst 3D-Drucker für Metall. Die digitale Produktion werde im gesamten Konzern umgesetzt, so Kurtz. Die Firma betreibt außerdem bereits eine Forschungs-Kooperation im Bereich 3D-Druck mit der Hochschule in Aachen und forscht und entwickelt auch selbst in dem Themenfeld. "Das ist für uns ein Geschäft der Zukunft", so Kurtz.

Neben dem Wissenstransfer durch das TTZ sieht man bei Kurtz Ersa auch die Möglichkeit, sich ein Netzwerk aufzubauen und den "Megatrend" 3D-Druck gemeinsam bearbeiten zu können. Außerdem hofft man auf einen besseren Zugang zu den Studierenden und mehr Austausch.

 
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