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Pflege zu Hause: Wo Pflegebedürftige und pflegende Angehörige in Main-Spessart Unterstützung finden
Alltagspartner und Tagespflege für Demenzkranke
Sie informierten über Wohnen und Pflege im Alter oder nach einem Unfall: Monika Rothagen (Seniorenbeauftragte des Landkreises Main-Spessart), Melanie Sommer (Leiterin des Pflegestützpunkts Main-Spessart), Jochen Keßler (Pflegeberater der AOK) und Hans Heidenfelder (ehrenamtlicher Wohnberater).
Foto: Aurelian Völker | Sie informierten über Wohnen und Pflege im Alter oder nach einem Unfall: Monika Rothagen (Seniorenbeauftragte des Landkreises Main-Spessart), Melanie Sommer (Leiterin des Pflegestützpunkts Main-Spessart), Jochen ...
Aurelian Völker
 |  aktualisiert: 09.02.2024 05:54 Uhr

Die Nachfrage ist groß: 1255 Personen haben den neuen Pflegestützpunkt Main-Spessart seit dem 1. Oktober 2021 kontaktiert. In der bayernweiten Aktionswoche "Zu Hause daheim" stellten Pflegeberater Jochen Keßler und Melanie Sommer, die den Pflegestützpunkt leitet, Pflegeleistungen und Entlastungsmöglichkeiten für pflegende Angehörige vor.

Keßler betonte: "Bei einer Pflegeberatung steht der Ratsuchende mit seinen Bedürfnissen im Mittelpunkt." Die Beraterinnen und Berater empfehlen keine Einrichtungen, sie organisieren auch nicht die Versorgung, vielmehr erhält der Ratsuchende "alle Informationen und Kontaktdaten, die benötigt werden". Auf Wunsch kann die Beratung auch anonym erfolgen.

Pflegegeld, Pflegesachleistungen, Landespflegegeld und Entlastungsleistungen

Wird eine Pflegebedürftigkeit festgestellt – der Antrag hierzu muss bei der Pflegekasse gestellt werden – erhalten Betroffene finanzielle Unterstützung durch die Pflegeversicherung. Ab Pflegegrad 2 gibt es "Pflegesachleistungen" und ein "Pflegegeld". Zusätzlich gibt es im Freistaat Bayern jährlich 1000 Euro, die nicht versteuert werden müssen. Hierzu muss einmalig ein Antrag beim Landesamt für Pflege gestellt werden, die jährliche Auszahlung des Bayerischen Landespflegegeldes erfolgt dann automatisch.

Bereits ab Pflegegrad 1 erhalten Betroffene Geld für sogenannte Entlastungsleistungen. Pro Monat stehen 125 Euro zur Verfügung. Mit dem Geld sollen pflegende Angehörige entlastet und die Selbstständigkeit der Pflegebedürftigen im Alltag gefördert werden. Es kann zum Beispiel für die Tages- oder Kurzzeitpflege genutzt werden.

Die Nachfrage nach Plätzen in der Tagespflege im Landkreis steigt: 2015 gab es nur eine Tagespflege in Main-Spessart, heute sind es acht Einrichtungen. Viele würden davor zurückschrecken, Demenzkranke in die Tagespflege zu schicken. Doch Keßler betonte, dass die Tagespflege geeignet ist und Demenzkranke "in der Regel gerne hingehen".

Angehörige von leicht bis mittelschwer Demenzkranken können auch von sogenannten Alltagspartnerinnen und Alltagspartnern unterstützt werden. Das sind geschulte Ehrenamtliche, die keine Pflegeleistungen erbringen, aber die Angehörigen entlasten sollen: Sie gehen mit den Pflegebedürftigen spazieren, lesen Bücher vor, spielen, oder "sind einfach nur da", so Sommer. Die Kosten von 12 Euro pro Stunde können über den Entlastungsbeitrag abgerechnet werden.

In Binsfeld stehen die pflegenden Angehörigen im Mittelpunkt

Im "TiPi" in Retzstadt werden Pflegebedürftige jeden zweiten Donnerstag vier Stunden lang betreut und versorgt. Auch die hierfür anfallenden Kosten sind über den Entlastungsbeitrag abrechenbar. Zudem werden im Landkreis "Haushaltsnahe Dienstleistungen" angeboten. Dabei versorgen geschulte Mitarbeitende die Pflegebedürftigen alle zwei Wochen für circa zwei Stunden.

In Binsfeld gibt es eine Angehörigengruppe, in der sich pflegende Angehörige untereinander austauschen und über Erfahrungen, aber auch Belastungen sprechen können. Das Angebot ist kostenlos. Die Pflegebedürftigen können währenddessen im Binsfelder Mehrgenerationenhaus betreut werden, hierfür fallen allerdings Kosten an.

Keßler stellte weitere Angebote vor, mit denen Pflegebedürftige und deren Angehörige finanziell unterstützt werden. "Jede Situation ist anders, jeder hat individuelle Ansprüche", sagte Sommer. Wer Beratung oder Hilfe braucht, der kann sich an den Pflegestützpunkt wenden, so wie es seit Oktober bereits 1255 andere Bürgerinnen und Bürger aus Main-Spessart getan haben.

 
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