Familienplanung und Empfängnisverhütung soll keine Frage des Geldbeutels sein. Deshalb beschloss der Ausschuss für Gesundheit und Teilhabe des Landkreises, dass ab dem Haushaltsjahr 2022 und zunächst bis 2025 ein Verhütungsmittelfonds für bedürftige Frauen und Männer eingerichtet wird. Der Fond startet mit 3000 Euro Budget, gedacht ist das Geld für langfristige Verhütungsmittel wie Spirale oder auch Sterilisation bei abgeschlossener Familienplanung.
Grundsätzlich übernimmt die gesetzliche Krankenversicherung bei jungen Frauen bis 22 Jahren die Kosten für verschreibungspflichtige Empfängnisverhütungsmittel. Ältere Frauen müssen grundsätzlich selbst bezahlen, Jobcenter oder Sozialamt übernehmen die Kosten nicht. "Eine Spirale kostet etwa 380 Euro", erklärte Gerlinde Bader-Götz vom Gesundheitsamt Main-Spessart, das sei über den Regelsatz von 17 Euro im Monat für Hygiene-Artikel nicht zu finanzieren.
Höhere Zuschüsse für Babyerstausstatung
Manchen Räten erschien das Budget von 3000 Euro zu niedrig, diskutiert wurde auch über 5000 Euro, beschlossen wurden aber der geringere Betrag, weil eine Überziehung kein Problem sein wird. Umsetzen soll das Konzept die Schwangerenberatungsstelle am Gesundheitsamt Main-Spessart. In anderen Landkreisen dauerte es etwa zwei Jahre, bis die Budgets erhöht werden mussten, zum Beispiel in Nürnberg von 10 000 aus 50 000 Euro.
Der Ausschuss entschied auch jeweils einstimmig über die Erhöhung von Pauschalen und Zuschüssen. Das betrifft auch die Pauschalen für Schwangerenbekleidung und Babyerstausstattung, sie werden nach über zehn Jahren um 20 Prozent erhöht, auf 108 Euro für Schwangerenbekleidung und 482 Euro für Babyerstausstattung. Laut den Recherchen der Verwaltung sind die Preise für Bekleidung und Einrichtung wie ein Kinderbett in den letzten zehn Jahren kaum gestiegen. Für die Grundausstattung an Babykleidung und ähnlichem gilt das nicht, weil es keine Erstausstattungspakete mehr angeboten werden.
Zuschuss für Flüchtlingsberatung verdoppelt
Erhöht werden auch die angemessenen Kosten der Unterkunft. Sie steigen zum Beispiel für einen Zweipersonenhaushalt, für den 65 Quadratmeter als angemessene Größe gelten, auf 462 Euro, außer in der Stadt Lohr, das sind es wegen der geltenden Mietenstufe II 521 Euro. Insgesamt wird die Kostenbelastung für den Landkreis dadurch um bis zu 20 000 Euro steigen. Bei den Nebenkosten für Wasser- und Abwasser gelten jetzt jährlich 50 Kubikmeter Verbrauch je Person statt bis 40 als angemessen.
Für den Caritas-Kreisverband wurde die Verlängerung von zwei Zuschüssen beschlossen. Die Fachstelle für pflegende Angehörige erhält 2022 wieder 4000 Euro vom Landkreis.
Der Zuschuss für die Flüchtlings- und Integrationsberatung wird im kommenden Jahr auf 20 000 Euro verdoppelt. Diese Beratung erfolgt in Main-Spessart ausschließlich durch die Caritas, drei Mitarbeiter teilen sich drei Stellen. Nach Abzug der Förderung vom Freistaat Bayern bleibt eine Unterdeckung der Personalkosten von 44 000 Euro.
Pflegestützpunkt hält bald Sprechstunde in Marktheidenfeld
Im Ausschuss stellte sich Melanie Sommer vor, die Leiterin des am 1. Oktober in Gemünden eröffneten Pflegestützpunktes. Die dort angebotene Beratung wird gut angenommen. Für die kostenlose Beratung gab es bisher 200 Kontaktanfragen, es konnten 32 Beratungsgespräche geführt und 58 Anträge auf Pflegegeld ausgegeben werden, inklusive Hilfe beim Ausfüllen. Ein Beratungsgespräch dauert mindesten eineinhalb Stunden.
Die bisherige Nutzung zeigt, dass eine Lücke geschossen wurde. Viele Ratssuchende zeigen sich erleichtert über die Hilfe. In Kürze wird in Marktheidenfeld am Klinikum eine Außensprechstunde eingerichtet (Wochentag: Freitag), weitere Außensprechstunden sind angedacht.