Wer sein Haus oder seine Wohnung barrierefrei umbauen möchte, der kann im Landkreis Main-Spessart wertvolle Tipps von ehrenamtlichen Wohnberaterinnen und Wohnberatern erhalten. Die Beratung ist "kostenlos, unverbindlich und neutral" und dauert mindestens zwei Stunden, erklärt Wohnberater Hans Heidenfelder.
Im Rahmen der bayernweiten Aktionswoche "Zu Hause daheim - selbstbestimmt Wohnen im Alter" stellte er die Arbeit der Wohnberaterinnen und Wohnberater vor. Unterstützt wurde er dabei von Melanie Sommer, die seit dem 1. Oktober 2021 den neuen Pflegestützpunkt des Landkreises Main-Spessart mit Sitz in Gemünden leitet.
Was machen ehrenamtliche Wohnberaterinnen und Wohnberater?
Wohnberaterinnen und Wohnberater helfen dabei, "eine Wohnsituation zu schaffen, in der man auch mit körperlichen oder geistigen Einschränkungen möglichst lange selbstständig daheim leben kann", sagt Sommer.
Konkret zeigen die Beraterinnen und Berater Hindernisse und Gefahrenquellen im Haus auf. Außerdem können sie den Hilfesuchenden technische Hilfsmittel empfehlen, die ihnen den Alltag erleichtern. Sie zeigen zudem auf, welche baulichen Maßnahmen sinnvoll sein können und wie diese finanziert oder gefördert werden. Heidenfelder "ist sogar schon mal mit in den Laden gefahren", um die Hilfsbedürftigen zu beraten.
Wie kommt ein Wohnberater zu mir nach Hause?
Wer beim Pflegestützpunkt anruft, wird dort an eine Beraterin oder einen Berater vermittelt. Mithilfe eines Telefonleitfadens wird bereits grob abgefragt, welche Vorstellungen die Hilfe suchende Person hat. Dann wird ein Termin vereinbart und die Beraterin oder der Berater kommen zu einem Hausbesuch.
Was passiert nach dem Hausbesuch?
Beim Hausbesuch werden das Gespräch und die vorgeschlagenen Maßnahmen dokumentiert. Anschließend erfolgt eine Nachbetreuung: Die Beraterinnen und Berater unterstützen mit Materialien, oder sie verweisen auf Personen oder Initiativen, die den Hilfesuchenden konkret weiterhelfen können. Ein erneuter Hausbesuch ist ebenfalls möglich.
Welche typischen Barrieren gibt es in der Wohnung?
Die meisten Anfragen drehen sich rund um das Bad. Zu hohe Duschen oder Badewannen sind häufig große Hürden. Auch Treppen – sowohl vor dem Hauseingang als auch einzelne Stufen im Haus – vor allem, wenn sie ohne Handlauf sind, stellen eine Barriere dar. Teppiche und lose Kabel sind als Stolperfallen ein Hindernis.
Wie können Barrieren im Haus oder der Wohnung beseitigt werden?
Lose Kabel im Haus können mit rotem Klebeband fixiert werden. Stolperfallen wie Teppiche und Läufer sollten möglichst aus dem Haus. Kleine Keile können bei Höhenunterschieden zwischen Räumen als Rampe für Rollatoren dienen. Und die Dusche kann zu einer begehbaren Dusche mit flacher Duschwanne inklusive einer Sitzmöglichkeit und eines Handlaufs umgebaut werden.
Was kann ich konkret an meiner Treppe vor dem Hauseingang verbessern?
Die Treppe sollte als Regenschutz ein Vordach haben. An der Haustüre macht ein vertikaler Handlauf Sinn, dadurch ist die Griffhöhe nicht festgelegt. Der Eingangsbereich sollte gut beleuchtet sein, das Licht sollte per Bewegungsmelder angehen, damit man nicht den Schalter suchen muss. Heidenfelder empfiehlt außerdem eine Videosprechanlage an der Klingel. Diese kann mit einem zusätzlichen Lichtsignal ausgestattet werden, für Leute, die schlechter hören.
Auf dem Treppenpodest sollte kein loser Fußabstreifer liegen. Die Kanten der Treppe kann man farblich kennzeichnen. Zudem ist laut Heidenfelder "ein Handlauf auf beiden Seiten sinnvoll". Wo genug Platz ist, kann eine Rampe für Rollatoren oder Rollstühle entstehen.
Wann sollte ich die Wohnung oder das Haus barrierefrei umbauen?
"Wir empfehlen immer, die Umbaumaßnahmen mit Weitsicht im Vorfeld zu machen, nicht erst, wenn man krank oder zu alt ist", sagt Heidenfelder. Die Erfahrungen hätten gezeigt, dass es meistens zu spät ist, wenn man es erst dann beginnt, wenn man es braucht. Denn zum einen seien Handwerker ausgelastet, zum anderen dauere es, bis die Förderanträge bearbeitet sind.
Welche Finanzierungsmöglichket gibt es beim barrierefreien Umbau?
Hilfsmittel wie Rollatoren, Duschstühle, Haltegriffe oder Badewannenlifter können über die Pflegekasse finanziert werden. Ab Pflegegrad 1 gibt es einen "Zuschuss zu wohnumfeldverbessernden Maßnahmen". Pro Person erhält man damit bis zu 4000 Euro je Maßnahme, dabei ist kein Eigenteil nötig. Der Zuschuss muss vor Beginn der Maßnahme beantragt werden.
Gibt es weitere Fördermaßnahmen?
Beim Landratsamt kann ein "Leistungsfreies Baudarlehen" beantragt werden. Es ist kein Pflegegrad erforderlich, aber die Einschränkung muss mindestens sechs Monate bestehen und durch ärztliches Attest nachgewiesen werden. Es fördert bauliche Maßnahmen, die die Folgen einer Behinderung oder Erkrankung mildern, also zum Beispiel Rampen oder sanitäre Anlagen.
Einkommensabhängig erhält man dafür bis zu 10.000 Euro je Wohneinheit. Das Geld muss nicht mehr zurückgezahlt werden, wenn die Maßnahme mindestens fünf Jahre genutzt wird. Die beiden Förderprogramme können auch kombiniert werden.
Gibt es auch Zuschüsse für Personen, die gesund sind?
Kredite oder Zuschüsse von der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) sind nicht an den Gesundheitszustand gebunden. Mit KfW-Mitteln, zum Beispiel aus dem Programm "Altersgerecht umbauen", können etwa der Umbau von Wegen, Treppen, des Eingangsbereichs oder der Einbau von Hilfssystemen gefördert werden.