
Wird aus der ehemaligen Bildungsstätte Benediktushöhe des Bistums Würzburg in Retzbach eine Unterkunft für Geflüchtete – und wenn ja: wann? Am Montag fand ein Ortstermin mit Vertretern der Diözese, Handwerkern und weiteren Sachverständigen statt. Dabei ging es nach Angaben von Markus Hauck, Leiter der Pressestelle des Bischöflichen Ordinariats, um erforderliche Arbeiten in den Gebäuden wie die Installation von Türschließern.
Insbesondere der unzureichende Brandschutz im Hauptgebäude steht derzeit einer Belegung des Tagungshauses, das Ende 2021 geschlossen wurde, entgegen. Daneben befinden sich noch das Hausmeisterhaus und das Edith-Stein-Haus. Bereits im März war über eine Unterbringung von ukrainischen Kriegsgeflüchteten in Retzbach gesprochen worden. Aufgrund der baurechtlichen Probleme ist daraus aber bislang nichts geworden.
"Die Diözese Würzburg hat sich bereits vor Monaten bereit erklärt, die Benediktushöhe Retzbach der Regierung von Unterfranken zur Unterbringung von Flüchtlingen zur Verfügung zu stellen", teilt Hauck auf Anfrage dieser Redaktion weiter mit. Das Angebot bestehe nach wie vor. Es sei vereinbart worden, dass die Regierung die Kosten für notwendige bauliche Maßnahmen trägt. Die Diözese unterstütze als Eigentümerin dabei kostenfrei durch das Referat Bau.
Kleinküchen sollen eingebaut und die Heizung auf Lecks untersucht werden
Die Benediktushöhe soll nach wie vor verkauft werden. "Die Gespräche dazu laufen unabhängig von einer möglichen Unterbringung von hilfsbedürftigen Flüchtlingen, die das Bistum nach wie vor sehr gerne unterstützt, weiter", teilt Markus Hauck weiter mit.
Eine Nutzung im aktuellen Zustand wurde vom Landratsamt Main-Spessart jedoch abgelehnt. Aufgrund gesetzlicher und planungsrechtlicher Vorgaben, "insbesondere aus Gründen des Brandschutzes", sei eine Belegung des Hauses nur unter Erfüllung diverser Auflagen in Aussicht gestellt worden, so der Ordinariatssprecher. Besonders der Brandschutz im Hauptgebäude müsse erheblich verbessert werden.
Am Montag waren deshalb laut Hauck ein Brandschutzsachverständiger sowie Vertreter zweier Firmen vor Ort, die die "Brandschutzergänzungsmaßnahmen" umsetzen sollen. Außerdem besprachen ein Architekt sowie zwei Bistumsvertreter aus den Referaten "Tagungsbetriebe" und "Bau" die erforderlichen Arbeiten.
Hausmeisterhaus und Edith-Stein-Haus könnten "umgehend aktiviert werden"
Im ehemaligen Hausmeisterhaus sollen laut Hauck Kleinküchen eingebaut und die Heizung auf Lecks untersucht werden, weil davon auch das Hauptgebäude betroffen ist. In letzterem werde eine Fachfirma Nachrüstmaßnahmen zum Brandschutz prüfen. "Die Angebote wurden bis Ende dieser Woche zugesagt, so dass diese zur Vergabe an die Regierung weitergeleitet werden können." Die Firmenvertreter seien über die Dringlichkeit der Maßnahmen informiert worden, die Auftragserteilung erfolge dann aber über die Regierung von Unterfranken.
Sowohl Hausmeisterhaus als auch Edith-Stein-Haus könnten laut Ordinariatssprecher Hauck "umgehend aktiviert werden". Auch für das Hauptgebäude würden Angebote erstellt und an die Regierung weitergeleitet. Der Schwerpunkt liege derzeit aber auf der Nutzung der anderen beiden Häuser. Hauck: "Entsprechende Aktenvermerke sind in Arbeit. Die Maßnahme wird auch seitens der Referate Liegenschaften und Bau mit Nachdruck für die Finanzkammer bearbeitet."
Hardenacke: "Haben nach wir vor großes Interesse an geeigneten Flüchtlingsunterkünften"
Für Informationen zum aktuellen Sachstand verweist Johannes Hardenacke, Pressesprecher der Regierung, an die Diözese. Der Bedarf an Gemeinschaftsunterkünften beziehungsweise dezentralen Unterkünften, aber auch Übergangswohnheimen sei weiterhin hoch. Auf Nachfrage, ob die Regierung nach wie vor an einer Unterbringung von Geflüchteten in der Benediktushöhe interessiert sei, hält sich Hardenacke bedeckt: "Wir haben nach wir vor ein großes Interesse an geeigneten Flüchtlingsunterkünften. Die baurechtlichen und finanziellen Notwendigkeiten werden erst mal von Diözese geklärt. Die Ergebnisse bleiben abzuwarten."
Die Nachnutzung der früheren Bildungsstätte als Wohnheim für Geflüchtete sorgt bereits seit Monaten für Diskussionen. Im März ging es bei einer Aussprache mit Vertretern der Diözese Würzburg, der Regierung von Unterfranken, mit Landrätin, Zellinger Bürgermeister und Pfarrgemeinderatsmitgliedern heiß her. Dabei wurde unter anderem der Vorwurf laut, die Diözese würde unzureichend über ihre Pläne für die Benediktushöhe informieren.