
Die Benediktushöhe ist zu, die Bildungsarbeit geht aber weiter – das ist die Botschaft, die Johanna Hecke, Leiterin des Forums Soziale Bildung, verbreiten will. Nach der Schließung des Tagungshauses über Retzbach finden viele der Vorträge, Seminare und Workshops der Erwachsenenbildung nun im Pfarrzentrum Himmelstadt statt. "Wir kommen näher zu den Menschen", sagt Hecke.
Im Angebot des Forums Soziale Bildung ist "alles, was ich brauche, um mein Leben zu gestalten", verspricht Hecke. Es geht beispielsweise um Themen wie Vorsorgevollmacht, Betreuungsverfügung, den nahenden Renteneintritt, aber auch um Dinge, die jüngere Menschen betreffen, wie Elterngeld oder Wiedereintritt in den Beruf nach einer Kinderpause. "Bildung findet nicht nur im Kopf statt", sagt die Sozialpädagogin. Um diesem ganzheitlichen Anspruch gerecht zu werden, organisiert Hecke auch Kräuterwanderungen, Frauenfrühstücke und Qi-Gong-Kurse.
Trennung zwischen Tagesstätte und Bildungsangebot erst seit 2020
All dies fand bis November vergangenen Jahres in der Benediktushöhe statt. Dazu kamen Schulungen mit Übernachtungen, häufig für die Arbeitnehmervertretungen in kirchlichen Kindergärten, Seniorenheimen, Beratungsstellen und anderen Institutionen. Jahrzehntelang standen der Betrieb der Tagungsstätte und das Bildungsangebot sogar unter der selben Führung. Erst im Sommer 2020 stieg Johanna Hecke von der Bildungsreferentin zur Leiterin der Bildungseinrichtung auf; Joachim Reuß wurde Leiter der Tagungsstätte.
Wenige Monate später, im Dezember 2020, gab die Diözese als Eigentümerin des Hauses ihre Pläne bekannt, die Benediktushöhe zu schließen. Johanna Hecke sagt: "Es gab schon länger Gerüchte, dass einige Bildungshäuser vor der Schließung stünden. Wir hatten gehofft, dass es uns nicht trifft." Dann kam es aber doch so. "Wir haben sofort begonnen, neu zu planen", so Hecke. "Dabei wurde ich sehr gut unterstützt."
Mit Simon Mayer, seit kurzem Dekan für Main-Spessart, war sich Hecke einig, dass die Erwachsenenbildung stärker in die pastoralen Räume integriert werden sollte. "Wir hatten schon länger den Plan, mit einigen Veranstaltungen in die Pfarrheime zu gehen", so Hecke. Das 2012 erbaute Pfarrzentrum in Himmelstadt bot sich nun als Ideallösung an. "Das ist gut ausgestattet, geräumig und bietet auch ausreichend Parkplätze in unmittelbarer Nähe."
Himmelstadt wird der neue Mittelpunkt
Johanna Hecke und ihre zwei Mitarbeiterinnen arbeiten zurzeit noch in der Benediktushöhe. Platz für zwei Büros und das Archiv wäre in Himmelstadt ebenfalls. "Das wird auf jeden Fall unser künftiger Ausgangspunkt."
Bisher läuft's gut mit den in der Regel rund 90-minütigen Veranstaltungen am neuen Standort. "Ich merke, dass neue Gäste die Angebote wahrnehmen", freut sich die Sozialpädagogin. "Sie kommen aus Karlstadt, aus dem Sinngrund oder dem Raum Lohr, aus dem ganzen Landkreis." Seit Jahren angebotene Kurse wie "Erben und Vererben" seien wieder ausgebucht. Und Hecke kümmert sich auch um neue Themen. "Geldangelegenheiten in Patchwork-Familien" ist ein neuer Vortrag, den das Forum Soziale Bildung gemeinsam mit dem Familienstützpunkt Main-Spessart in der Mittelschule Zellingen anbietet. Die Leiterin des Bildungsangebots ist offen für weitere Vorschläge neuer Referenten oder Kooperationspartner.
Schon als Kind von der Benediktushöhe fasziniert
"Wir sind nicht auf Himmelstadt festgelegt und gehen gern mal an einen anderen Ort, wenn es sich anbietet", sagt Hecke. Bei den Veranstaltungen mit Übernachtung, die früher etwa 50 Prozent der Veranstaltungstage ausgemacht haben, geht es gar nicht anders. "In Main-Spessart wären die Jugendherbergen in Rieneck und Rothenfels mögliche Orte." Das sicherheitspolitische Planspiel mit deutschen und polnischen Schülerinnen und Schülern zieht jedoch heuer auf den Würzburger Heuchelhof. "Wir wollen die internationalen Begegnungen nicht aufgeben. Die Gegenwart zeigt uns, wie wichtig es ist, dass wir voneinander lernen." Die Jugendlichen aus Polen möchten auch Würzburg kennenlernen. Da ist der Weg vom Heuchelhof aus näher als aus Rieneck.
Ganz grundsätzlich aber zeige sich, wie wichtig es sei, dass das Forum Soziale Bildung weiterhin im Landkreis Veranstaltungen anbiete. "Die Leute wissen zu schätzen, dass sie nicht extra nach Würzburg fahren müssen", sagt Johanna Hecke. Für die meisten Landkreisbewohner sei die Fahrt nach Himmelstadt 15 Minuten kürzer als auf die Benediktushöhe.
Hecke war schon als Kind von dem Bauwerk auf der Bergkuppe fasziniert. "Ich komme aus Hannover. Wenn wir mit dem Nachtzug Verwandte in Erlangen besuchten, sah ich immer das große, beleuchtete Gebäude auf dem Berg", erzählt sie. Es war ein Grund, 1995 in den Raum Würzburg zu ziehen. Dass sie nun vom Berg runterkommt zu den Menschen, betrübt sie aber nicht. "Das ist für uns und unsere Arbeit eine Chance." Johanna Hecke hat vor, sie zu nutzen.