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Retzbach
Kehrtwende: In die Benediktushöhe kommen keine Geflüchteten
Am Runden Tisch in Zellingen ging es hoch her: Diözese, Regierung, Landrätin und Bürgermeister diskutierten über die Bildungsstätte. Die Nutzung der Nebengebäude steht noch zur Diskussion.
Wie geht's weiter mit der Benediktushöhe in Retzbach? Das Haupthaus wird nicht zu einem Übergangswohnheim für Geflüchtete.
Foto: pow | Wie geht's weiter mit der Benediktushöhe in Retzbach? Das Haupthaus wird nicht zu einem Übergangswohnheim für Geflüchtete.
Markus Rill
Markus Rill
 |  aktualisiert: 08.02.2024 19:07 Uhr

Ein "Fachaustausch" und "Info-Gespräch" war angekündigt, aber beim Treffen zur Zukunft der Retzbacher Benediktushöhe wurde es dann doch gehörig emotional. Am Mittwochabend kamen Vertreter der Regierung von Unterfranken, der Diözese Würzburg, Landrätin Sabine Sitter, Zellingens Bürgermeister Stefan Wohlfart, Dekan Simon Mayer und weitere Beteiligte im Zellinger Pfarrheim zusammen. Fast keiner von ihnen verließ die gut zweistündige Diskussion, ohne zumindest einmal in Wallung geraten zu sein.

Meistens ging es dabei ums Nachkarten; um die Frage, wer in der seit Jahresende schwelenden Diskussion um die Nutzung der früheren Bildungsstätte als Übergangswohnheim für Geflüchtete Informationen durchgestochen hatte oder wer vielleicht besser mal mit klaren Infos an die Öffentlichkeit getreten wäre. Konkrete Neuigkeiten gingen da fast unter. Maria-Antonette Graber, Sachgebietsleiterin Flüchtlingsbetreuung und Integration bei der Regierung von Unterfranken, erklärte, dass das Hauptgebäude der Benediktushöhe nicht mehr für die Unterbringung von Geflüchteten zur Debatte steht.

Die Diözese will erst helfen, dann verkaufen

Graber sagte: "Wir haben uns vom Haupthaus verabschiedet. Dafür wird es keine Nutzungsvereinbarung geben zwischen Regierung und Diözese." Die baurechtliche Prüfung durch das Landratsamt Main-Spessart hatte ergeben, dass der Brandschutz im Hauptgebäude nicht mehr den Vorgaben entspricht und einer Nachnutzung "Ertüchtigungsumbauten" vorangehen müssten. Die Kosten dafür sind der Regierung offenbar für eine zeitlich begrenzte Nutzung zu hoch. Finanzdirektor Sven Kunkel schloss aus, dass die Diözese als Eigentümerin Investitionen vornimmt. "Unser Ziel ist weiterhin ein Verkauf."

Im Edith-Stein-Haus würde die Regierung von Unterfranken gerne etwa 20 Geflüchtete unterbringen. Zuvor sind 'baurechtliche Probleme' zu lösen.
Foto: Markus Rill | Im Edith-Stein-Haus würde die Regierung von Unterfranken gerne etwa 20 Geflüchtete unterbringen. Zuvor sind "baurechtliche Probleme" zu lösen.

Auch dazu gab es Neues: Mehrere Interessenten haben bei der mit dem Verkauf beauftragten BfS Service GmbH eine "Absichtserklärung" zum Kauf abgegeben, so Kunkel. "Nun prüfen wir, und die Interessenten prüfen auch." Von einer sehr zügigen Abwicklung des Geschäfts ist also nicht auszugehen. Kunkel betonte: "Die Diözese will erstmal helfen", nämlich geflüchteten Menschen und der Regierung von Unterfranken, die für sie eine Unterkunft sucht.

Warum gerade "Druck auf dem Kessel" ist

Graber sagte: "Zum Hausmeisterhaus der Benediktushöhe und zum benachbarten Edith-Stein-Haus laufen weiterhin Verhandlungen." Neun Menschen könnten in der Hausmeisterwohnung untergebracht werden. Das Edith-Stein-Haus sei derzeit für zehn Menschen zugelassen, es gebe auch dort "baurechtliche Probleme". Die Regierung hofft, diese Probleme zu lösen und dann 20 Menschen im Nebengebäude unterzubringen. Zurzeit befänden sich 1200 Geflüchtete im Ankerlager Geldersheim. 29 Menschen auf der Flucht könnten künftig übergangsweise in Retzbach unterkommen. Eine etwa zweijährige Nutzung sei realistisch, so Graber.

Landrätin Sabine Sitter.
Foto: Andrea Stiel | Landrätin Sabine Sitter.

Ein Mitglied des Zellinger Pfarrgemeinderats sagte, er höre aus der Bevölkerung, dass die Bereitschaft, Frauen und Kinder aus der Ukraine aufzunehmen, höher sei als für Menschen von anderen Kontinenten. Da wurde Dekan Simon Mayer deutlich: "Es ist unchristlich zu sagen, Frauen aus der Ukraine nehmen wir, aber Somalier nicht. Wenn Sie jemanden hören, der so redet, dann fahren Sie ihm übers Maul."

Landrätin Sabine Sitter stimmte Mayer zu und sagte am Mittwochabend, dass für den folgenden Tag 50 Menschen aus der Ukraine und für Freitag 100 weitere angekündigt seien. Sie alle benötigen ein Dach über dem Kopf und eine Grundversorgung. Ein Prozent der aus der Ukraine nach Bayern Geflüchteten kämen gemäß Verteilungsschlüssel in den Landkreis Main-Spessart. Deshalb sei zurzeit mächtig "Druck auf dem Kessel", wie es die Landrätin formulierte. Sie fügte hinzu: "Wir schaffen das."

 
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  • J. N.
    Der Kirche nichts mehr glauben. Was war das schon für ein Rumgeeier mit dem Mädchenbildungswerk in Gemünden. Erst hieß es muss schließen. Dann doch nicht. Dann Jungen und Mädchen gemischt und am Ende doch zu. Beim Haus Benediktushöhe der gleiche Zirkus. Am besten die Politik hält sich aus Entscheidungen der Kirche raus.
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  • G. B.
    Zum Dekan Mayer. Die Kirche sollte momentan vorsichtig sein, den Leuten vorzuschreiben, was christliche und unchristlich ist.
    Er sollte mal überlegen, dass die Kirche die Wahrheit nicht für sich gepachtet hat.
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  • G. B.
    Ich kann die Bürger verstehen, die eher Ukrainer aufnehmen wollen.
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  • H. S.
    ...Brandschutz...was für Geschmarre immer!!!!
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  • J. I.
    Ja und urplözlich wurden Mängel beim Brandschutz festgestellt, die bis vor ein paar Monaten noch nicht da waren.
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  • K. F.
    liebe irene stimmt genau, was sie da schreiben. man könnte doch jettz auch auf die aktuelle situation eingehen und frauen und kinder aus der ukraine eine vorübergehende neue heimat geben. die sind froh um einen warmen schlafplatz!
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  • I. W.
    Es ist für mich verwunderlich. Vor ein paar Monaten wurde die Benediktushöhe ganz normal genutzt. Es stellt sich für mich jetzt die Frage, wurden die Häuser aus Brandschutztechnischen Gründen geschlossen, weil die Diözese nicht in den Brandschutz investieren wollte, oder weil das Objekt unwirtschaftlich war. Wurde wegen dem Brandschutz geschlossen, kann man darüber streiten, ob man trotzdem das Gebäude für einen Guten zweck weiter nutzt. Ich habe das Gebäude auch von Innen gesehen. Ich vergleiche in meinen Gedanken das Gebäude mit einem Gebäude in Kiew. Ich gehe davon aus, das die Benediktushöhe brandschutztechnisch dabei besser abschließt. Menschen die vor Bomben und Kugeln fliehen sind in der Benediktushöhe absolut sicher. Es will halt wieder keiner Verantwortung übernehmen.
    Wurde das Gebäude wegen Unwirtschaftlichkeit aufgegeben, könnte das Landratsamt mit dem Alt-Bestand-Gesetz, das Objekt ohne weiteres, vielleicht zeitlich begrenzt, wieder in Betrieb genommen werden.
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