
Ein "Fachaustausch" und "Info-Gespräch" war angekündigt, aber beim Treffen zur Zukunft der Retzbacher Benediktushöhe wurde es dann doch gehörig emotional. Am Mittwochabend kamen Vertreter der Regierung von Unterfranken, der Diözese Würzburg, Landrätin Sabine Sitter, Zellingens Bürgermeister Stefan Wohlfart, Dekan Simon Mayer und weitere Beteiligte im Zellinger Pfarrheim zusammen. Fast keiner von ihnen verließ die gut zweistündige Diskussion, ohne zumindest einmal in Wallung geraten zu sein.
Meistens ging es dabei ums Nachkarten; um die Frage, wer in der seit Jahresende schwelenden Diskussion um die Nutzung der früheren Bildungsstätte als Übergangswohnheim für Geflüchtete Informationen durchgestochen hatte oder wer vielleicht besser mal mit klaren Infos an die Öffentlichkeit getreten wäre. Konkrete Neuigkeiten gingen da fast unter. Maria-Antonette Graber, Sachgebietsleiterin Flüchtlingsbetreuung und Integration bei der Regierung von Unterfranken, erklärte, dass das Hauptgebäude der Benediktushöhe nicht mehr für die Unterbringung von Geflüchteten zur Debatte steht.
Die Diözese will erst helfen, dann verkaufen
Graber sagte: "Wir haben uns vom Haupthaus verabschiedet. Dafür wird es keine Nutzungsvereinbarung geben zwischen Regierung und Diözese." Die baurechtliche Prüfung durch das Landratsamt Main-Spessart hatte ergeben, dass der Brandschutz im Hauptgebäude nicht mehr den Vorgaben entspricht und einer Nachnutzung "Ertüchtigungsumbauten" vorangehen müssten. Die Kosten dafür sind der Regierung offenbar für eine zeitlich begrenzte Nutzung zu hoch. Finanzdirektor Sven Kunkel schloss aus, dass die Diözese als Eigentümerin Investitionen vornimmt. "Unser Ziel ist weiterhin ein Verkauf."

Auch dazu gab es Neues: Mehrere Interessenten haben bei der mit dem Verkauf beauftragten BfS Service GmbH eine "Absichtserklärung" zum Kauf abgegeben, so Kunkel. "Nun prüfen wir, und die Interessenten prüfen auch." Von einer sehr zügigen Abwicklung des Geschäfts ist also nicht auszugehen. Kunkel betonte: "Die Diözese will erstmal helfen", nämlich geflüchteten Menschen und der Regierung von Unterfranken, die für sie eine Unterkunft sucht.
Warum gerade "Druck auf dem Kessel" ist
Graber sagte: "Zum Hausmeisterhaus der Benediktushöhe und zum benachbarten Edith-Stein-Haus laufen weiterhin Verhandlungen." Neun Menschen könnten in der Hausmeisterwohnung untergebracht werden. Das Edith-Stein-Haus sei derzeit für zehn Menschen zugelassen, es gebe auch dort "baurechtliche Probleme". Die Regierung hofft, diese Probleme zu lösen und dann 20 Menschen im Nebengebäude unterzubringen. Zurzeit befänden sich 1200 Geflüchtete im Ankerlager Geldersheim. 29 Menschen auf der Flucht könnten künftig übergangsweise in Retzbach unterkommen. Eine etwa zweijährige Nutzung sei realistisch, so Graber.

Ein Mitglied des Zellinger Pfarrgemeinderats sagte, er höre aus der Bevölkerung, dass die Bereitschaft, Frauen und Kinder aus der Ukraine aufzunehmen, höher sei als für Menschen von anderen Kontinenten. Da wurde Dekan Simon Mayer deutlich: "Es ist unchristlich zu sagen, Frauen aus der Ukraine nehmen wir, aber Somalier nicht. Wenn Sie jemanden hören, der so redet, dann fahren Sie ihm übers Maul."
Landrätin Sabine Sitter stimmte Mayer zu und sagte am Mittwochabend, dass für den folgenden Tag 50 Menschen aus der Ukraine und für Freitag 100 weitere angekündigt seien. Sie alle benötigen ein Dach über dem Kopf und eine Grundversorgung. Ein Prozent der aus der Ukraine nach Bayern Geflüchteten kämen gemäß Verteilungsschlüssel in den Landkreis Main-Spessart. Deshalb sei zurzeit mächtig "Druck auf dem Kessel", wie es die Landrätin formulierte. Sie fügte hinzu: "Wir schaffen das."
Er sollte mal überlegen, dass die Kirche die Wahrheit nicht für sich gepachtet hat.
Wurde das Gebäude wegen Unwirtschaftlichkeit aufgegeben, könnte das Landratsamt mit dem Alt-Bestand-Gesetz, das Objekt ohne weiteres, vielleicht zeitlich begrenzt, wieder in Betrieb genommen werden.