Geschirr, Möbel, Kinderspielzeug – in den Intakt-Kaufhäusern im Landkreis Main-Spessart gibt es fast nichts, was es nicht gibt. Die drei Standorte in Gemünden, Lohr und Marktheidenfeld bieten gebrauchte Ware zu günstigen Preisen. Das Angebot nutzen aktuell viele Geflüchtete aus der Ukraine. Eine davon ist Larysa Andrus. Die 51-Jährige ist im März aus der Ukraine nach Deutschland gekommen.
Die Grundausstattung hat sie sich hier im Kaufhaus organisiert. "Wir sind ohne alles gekommen. Diese Geschäfte helfen unseren Leuten sehr", sagt Andrus, die inzwischen gut Deutsch spricht. Durch die Kaufhäuser könne sie ihr Leben komfortabler gestalten, Neues zu kaufen war zu teuer. "Fast alle unsere Leute kaufen hier ein. Bettwäsche, Decken, Geschirr, Möbel – fast alles." Mittlerweile sucht sie eher nach kleinen Vintagestücken, zum Beispiel für die Weihnachtsdekoration. "Das bringt Freude", sagt sie.
Viele Hände, die anpacken, sind aktuell nötig: Um mehr als 30 Prozent hat die Zahl der Kunden in den Intakt-Kaufhäusern im vergangenen Jahr zugenommen, berichtet Projektleiter Michael Porzelt. Insgesamt halten 15 festangestellte Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, 12 Ehrenamtler und bis zu 35 Menschen, die Arbeitsgelegenheiten über das Jobcenter wahrnehmen, die Läden auch in Zeiten von Inflation und Energiekrise am Laufen. Dazu kommen bis zu 20 Stellen im Bereich der Arbeitstherapie oder Tagesstrukturmaßnahmen für Suchtpatienten etwa aus dem Haus Burgsinn.
Abhol- und Lieferzeiten sind länger als normal
Die hohe Anzahl an Kunden, Anfragen und Abholungen sind aber auch eine Belastung: "Wir sind an einem Punkt, wo wir mit den Kräften, die wir momentan haben, über die Grenzen geraten", so Porzelt. Die Intakt-Kaufhäuser holen gespendete größere Gegenstände wie Möbel mit ihren vier Lkw ab, und liefern gekaufte Dinge auch aus. Doch die Abholzeit beträgt aktuell zwei Wochen – normalerweise geht es schneller, berichtet Porzelt. "Wenn einer krank ist, wird's schon kritisch, es ist halt auf Kante genäht", berichtet der Projektleiter.
"Zeitnah zu liefern ist auch schwierig", ergänzt Christiane Schärpf, die das Kaufhaus Gemünden und die Logistik für alle Häuser leitet. "Eigentlich sollten die Sachen innerhalb einer Woche beim Kunden sein. Momentan müssen die Leute teilweise 14 Tage oder drei Wochen warten." Und wenngleich sich die Lage aktuell entspannt: Auch die Dieselpreise belasteten zuletzt die Logistikabteilung.
Die Transportanfragen stapeln sich
In deren Büro laufen bei Schärpf die Anfragen in Papierform auf. In ihrer Ablage für jedes Kaufhaus liegt ein Stapel Zettel – Anfragen zum Ausliefern oder Abholen, die noch nicht einmal terminiert sind. Und in den Boxen der Lkw-Fahrer stapeln sich die bereits einsortierten Aufträge auch. Die Lastwagen sind gut ausgelastet.
Gegensteuern ist aber schwierig. "Wir können nur mit dem wirtschaften, was wir haben", sagt Schärpf. Es sei eben anders als im Großhandel, meint Porzelt, wo man anruft und bestellt. Stattdessen sind die Kaufhäuser auf Spenden angewiesen. "Wir müssen halt gucken, wie wir über die Runden kommen", sagt Porzelt. "Wir können nicht sagen, dann kostet ab morgen der Schrank 400 Euro. Wir haben ja einen sozialen Auftrag."
Grundversorgung ist gefragt
Im Hof packt Fahrer Viktor Kazko derweil den Lkw fertig, mit dem Teile einer Grundausstattung für eine Flüchtlingseinrichtung geliefert wird. Das Landratsamt hat sie bestellt. "Da wird von der Gabel bis zum Sofa alles geliefert", berichtet Porzelt. "Die Grundversorgung ist das, was im Moment am meisten benötigt wird", so der Projektleiter. Denn ukrainische Flüchtlinge machen unter den neuen Einzelkunden einen großen Teil aus.
Oft haben die neuen Kunden und Kundinnen Gesprächsbedarf, suchen nach Rat mit Anträgen, der deutschen Bürokratie und zu möglicher Unterstützung. "Wenn da wirklich jemand kommt mit einem Antrag und man kann das schnell lösen, dann macht man das auch", sagt Kaufhausleiterin Schärpf. Manchmal kann sie aber nur vermitteln.
"Ich fühle mich nicht zu Hause"
Auch Kundin Olga Martynenko, um die 30 Jahre alt, kam aus der Ukraine nach Deutschland. Viele Menschen hätten ihr Dinge geschenkt, wenn sie beispielsweise über Onlineplattform gebrauchte Möbel oder Grundausstattung gekauft hat. "Sehr nett und berührend" sei das gewesen. Nun schaut sie im Intakt-Kaufhaus vor allem nach Spielzeug für ihre drei Kinder. Dennoch: "Ich fühle mich nicht Zuhause", erzählt sie auf Englisch. "Es fühlt sich an, als würde ich nur warten."
Insgesamt sind ein Viertel der Kundinnen und Kunden Geflüchtete, schätzt Porzelt. "Wir fragen da aber nicht groß nach, sondern wir wollen den Leuten helfen und das möglichst unkompliziert." Sein Eindruck ist, dass die Menschen generell sparsamer sind und günstiger einkaufen wollen. Auch bei bereits ansässigen Menschen dominiere der Bedarf an den lebensnotwendigen Dingen. "Alles an Hausrat, Haushaltsgeräte, Kühlschrank bis Kochplatte – wenn man das in die oberste Etage unseres Kaufhauses stellt, bis man runterläuft ist es manchmal schon weg", sagt Porzelt. Daneben gebe es aber auch viele Kunden, insbesondere jüngere Frauen, die nachhaltig einkaufen wollen.