
Seit 30 Jahren leuchtet das Weihnachtshaus in Aura. Bereits im September beginnt die Familie Brasch Lichterketten aufzuhängen oder die Fenster zu dekorieren. Doch in diesem Jahr hat Angelique Brasch ein mulmiges Gefühl, wenn die Lichter aus sind und sie Geräusche auf der Straße hört. Denn vor kurzem erhielten die Besitzer eines Weihnachtshauses in Delmenhorst einen Drohbrief mit der Aufforderung, ihre Beleuchtung abzuschalten, sonst werde diese zerstört. Von Lichtverschmutzung und vergeudeter Energie in Zeiten von Energiekrise ist in dem Brief die Rede. Solche Kommentare begegneten der Familie auch auf ihrer Facebook-Seite, selten jedoch persönlich.
"Einmal hat eine ältere Frau bei mir angerufen und gefragt, ob ich mit meiner Zeit nichts Besseres anzufangen habe, als sowas. Ich könnte ja im Seniorenheim helfen", berichtet ihre Mutter Cornelia Brasch. Kritik hätte es schon immer gegeben, das habe sich durch die Energiekrise nicht geändert. Wichtiger sei, dass ihr opulent geschmücktes Weihnachtshaus jedes Jahr vielen Menschen Freude bereitet und es mehr positive als negative Äußerungen gebe.

Am Weihnachtshaus in Aura leuchten 110.000 Lichter
"Wenn die Kinder abends kommen und ich das Strahlen in ihren Augen sehe oder auch die Älteren zu mir sagen, 'och, ist das schön', finde ich das einfach toll", führt die ehemalige Verkäuferin aus. Viele Kinder würden gerne direkt bei ihnen einziehen oder wünschten sich ein eigenes Weihnachtshaus. Andere würden jedes Jahr Anna und Elsa besuchen, Figuren aus dem Disney-Film "Die Eiskönigin", die in einem Fenster des Hauses aufgestellt sind. Besonders beliebt seien aber auch die Star-Wars-Figuren oder der aufblasbare Schneemann.
Die Frage, ob sie aufgrund der Energiekrise überlegt haben, die Lichter in diesem Jahr auszulassen, verneinen die Frauen. Gedanken gemacht hätten sie sich eher darüber, ob Weihnachtshäuser in diesem Jahr erlaubt sind. "Wir haben das Landratsamt kontaktiert, aber nie eine Rückmeldung erhalten", sagt Cornelia Brasch, "dann haben wir uns gesagt, Geschäfte dürfen auch bis um 22 Uhr leuchten, dann ist unser Haus eben auch ein Schaufenster." Wie hoch ihre Stromkosten ausfallen, dass möchten sie nicht verraten. Jedoch hat die Familie Maßnahmen ergriffen, um den Stromverbrauch zu reduzieren. Anstatt bis 22 Uhr leuchtet das Weihnachtshaus in Aura in diesem Jahr nur noch bis 21 Uhr, deshalb rechnet die Familie mit keiner Kostensteigerung.

Daneben setzten sie auf LEDs und bräuchten aufgrund der Außenbeleuchtung im Inneren des Hauses keine Beleuchtung. Jedoch: Wie lange sie das Weihnachtshaus noch betreiben, hänge davon ab, ob im nächsten Jahr eine "massive Stromerhöhung" komme. "Dann ist auch Ende", so Cornelia Brasch, "dann wird innen dekoriert, dann machen wir es nur noch für uns." Stolz auf ihr Weihnachtshaus ist sie auch in diesem Jahr, denn mittlerweile leuchten dort 110.000 Lichter.
Das Weihnachtshaus in Obersinn ist noch ein Geheimtipp

Etwas weniger Lichter sind es am Weihnachtshaus der Familie Zeller in Obersinn. Rund 30.000 bis 31.000 dürften es sein, schätzt der Sohn Nils Zeller, der auch die treibende Kraft ist. Das Weihnachtshaus gebe es zwar schon seit 42 Jahren, aber vor allem in den vergangenen zehn Jahren habe die Anzahl an Lichterketten stark zugenommen. Für den gelernten Koch ist das Dekorieren des Weihnachtshauses ein Ausgleich zu seiner Arbeit, da schalte er komplett ab. Zudem liebe er das Lichtermeer. Seine Mutter Edith Zeller ergänzt: "Umso mehr Lichter, desto besser."
Seine Eltern sind stolz auf das Engagement ihres Sohnes, denn das Weihnachtshaus tue auch ihnen gut und gehöre für die Weihnachtsstimmung dazu. "Wenn die Leute sich freuen und Spaß an unserem Weihnachtshaus haben, dann ist es auch für uns ein Seelenheil", so seine Mutter. Viele Menschen bewunderten es beim Vorbeilaufen, andere kämen in den Hof und erkundigten sich, wie viele Lichter am Haus angebracht sind oder ob die Sicherung schon einmal rausgesprungen sei. Da gibt Edith Zeller Entwarnung: "Nein, noch nie, das ist extra abgesichert." Zum Lächeln habe sie kürzlich auch der Postbote gebracht, der direkt noch ein Foto vom Haus gemacht habe.

Da das Weihnachtshaus jedoch – anders als in Aura – nicht von der Hauptstraße aus sichtbar ist, sondern außerhalb am Hecklein 14 steht, würden selbst Einheimische ihr Haus noch nicht kennen. "Manche Leute sind sogar wieder heimgefahren, weil sie unser Haus nicht gefunden haben, das ist natürlich ärgerlich." Diejenigen, die das Haus bereits besucht haben, kämen aber mehrfach vorbei. "Ein taubstummes Ehepaar war schon zwei oder drei Mal bei uns und haben das letzte Mal sogar Bekannte aus dem Taunus mitgebracht." Und Roland Zeller fügt hinzu: "Gestern war ein Mann aus Steinau mit seiner blinden Frau da, er kommt schon seit zwei oder drei Jahren her und meinte, er muss das sehen."
Stromkosten von rund 200 bis 250 Euro
Es sind all diese Begegnungen, wegen derer auch die Zellers zu keinem Zeitpunkt darüber nachgedacht haben, die Beleuchtung nicht einzuschalten. "Nein, das kommt für uns nicht infrage. Wir fahren dafür nicht in den Urlaub und investieren halt ins Haus", sagt Edith Zeller. Und weiter: "Die Weihnachtszeit ist die schönste Zeit im ganzen Jahr, daher ist es uns egal, was andere sagen. Wir haben kein schlechtes Gewissen." Vor allem, weil es jeder von ihnen schön finde, wenn es an Weihnachten leuchtet. "Wir haben seit 13 Jahren eine Solaranlage und speisen 10.000 Kilowatt ein", sagt ihr Mann, "da kann ich es mir erlauben, mal ein bisschen abzuzapfen."

Wie die Braschs in Aura haben auch sie die Beleuchtungszeit auf 21 Uhr reduziert und bei zweidrittel handele es sich bereits um LED-Lampen. Im Moment belaufe sich ihr Stromverbrauch auf 16.000 Kilowatt, die Stromkosten lägen über den gesamten Zeitraum (20. November bis 6. Januar) bei 200 bis 250 Euro. Das sei es ihnen wert. Deshalb beginnt die Familie bereits im Sommer mit den Vorbereitungen, denn die Holzelemente – Kerzen, Sterne, Schlitten – werden von Roland Zeller selbst angefertigt. "Im Sommer bei 30 Grad standen wir mit T-Shirt in der Werkstatt und haben Weihnachtsbäume ausgeschnitten und angemalt", sagt Edith Zeller. Deshalb habe aber auch jedes einzelne Stück am Haus eine besondere Bedeutung.
Am 4. Adventssonntag veranstaltet der Kirchenvorstand Obersinn bei der Familie Zeller eine Waldweihnacht. Ab 17 Uhr hält der Pfarrer eine Ansprache. Anschließend spielt der Posaunenchor und es gibt Bratwürste, Lebkuchen, Glühwein oder Kinderpunsch. Beide Häuser sind noch bis zum 6. Januar beleuchtet.
Was jeder mit seinem Geld macht ist jedem selbst überlassen, doch warum nicht etwas reduzieren?
In Handarbeit die Figuren herzustellen sollte fortgeführt werden, so etwas gibt es selten.