
Ein Ziel der Intakt-Gebrauchtwarenkaufhäuser war von Anfang an, die Umwelt zu schonen. So stand es schon in der Präsentation, mit der Intakt-Projektleiter Michael Porzelt aus Lohr 2007 das Konzept eines ersten Intakt-Kaufhauses in Gemünden, gedacht als Arbeitstherapie für Suchtkranke, vorstellte. Genannt sind die Punkte: "Umsetzung der Agenda-21-Nachhaltigkeitsstrategien, Müllvermeidung, Müllaufbereitung, effizienter Umgang mit Ressourcen, Vermeidung von Neuproduktion".

Tatsächlich haben sich die drei Intakt-Häuser im Landkreis Main-Spessart (Gemünden, Lohr und Marktheidenfeld) sowie ein weiteres in Bad Orb zu einer Art Tafel für Möbel, Hausrat und Bekleidung, die sonst oft weggeworfen würden, entwickelt. Der Unterschied ist, dass man im Intakt als Kunde etwas zahlen muss und dass jeder dort einkaufen kann. Wie eine Art Dauerflohmarkt. "Wir haben Kunden, die täglich hier durchschauen. Es gibt ja täglich was Neues", sagt Christiane Schärpf, Logistikleiterin und momentan kommissarische Kaufhausleiterin in Gemünden. Porzelt erzählt, viele Kunden, offenbar Wiederverkäufer, habe er schon auf dem Flohmarkt wiedergesehen.
"Gebrauchte Möbel und Kleidung sind in Deutschland nicht so anerkannt", bedauert er. In anderen Ländern, etwa den Niederlanden oder in Skandinavien, sei das anders. "Das hat auch was mit Nachhaltigkeit zu tun." Der Schreinermeister, der seine Lehre einst in Ruppertshütten gemacht hat, weiß, dass ein alter massiver Tisch oft mehr tauge und noch länger halte als ein neuer billiger. In Deutschland müsse immer alles neu sein, dabei benötigten neue Sachen in der Produktion und auch im oft weiten Transport Energie und verursachten Emissionen.
Wie viel die Kaufhäuser im Jahr annehmen und verkaufen, ist laut Projektleiter Michael Porzelt "so gut wie unmöglich zu beziffern". Es werde nicht gemessen oder gewogen, weshalb es keine verbindlichen Zahlen gebe. Aber er ist sich sicher: Gäbe es das Intakt nicht, würden viele Dinge wie alte Küchen und Möbel "relativ schnell zu Müll werden". Was er sagen kann: Zwei Teams machen fünf Tage die Woche nur Auslieferungen und Abholungen, in der Regel gebe es am Tag rund zwölf Anlaufstellen.
"Küchen sind immer Mangelware", sagt Porzelt. "Wenn wir gar keine haben, nehmen wir auch die ein oder andere, die nicht mehr so gut ist." Christiane Schärpf sagt: "Eine 10, 15 Jahre alte Küche kriegen die Leute auch im Internet nicht mehr an den Mann." Das Intakt habe aber Kunden dafür. Was auch immer gebraucht werde, seien Kinderspielzeug ("geht ganz schnell weg"), Kinderkleidung und Kochtöpfe.
Porzelt erinnert sich noch gut an eine ältere Dame, die in der Anfangszeit angerufen und unter Tränen gedankt habe, dass sie ihren Enkeln nun endlich was zu Weihnachten kaufen könne. Dabei habe er am Anfang einen Vogel gezeigt bekommen, als er von seinem Projekt erzählte: "Main-Spessart ist so schweinereich, da gibt's doch keine Armut."

Wie kommen die Sachen zum Intakt? Inzwischen melden sich viele Leute von selbst beim Intakt oder bringen gleich kistenweise Dinge vorbei. Hintergrund sind oft Haushaltsauflösungen, wenn jemand gestorben ist oder sich ein Paar getrennt hat. Viele kreuzen auch beim Beantragen des Sperrmülls an, dass es wiederverwertbare Sachen gibt, dann meldet sich das Intakt relativ schnell, um die Dinge zu begutachten. Den kostenlosen Abbau macht das Intakt am liebsten selbst, dann gebe es keine Probleme, die Möbel wieder zusammenzubauen.
"Viele denken, wir kaufen an", sagt Schärpf. Aber das dürfe das Intakt gar nicht. Porzelt: "Wir sind kein Handel." Das Intakt wolle keinen Gewinn machen und auch keine Konkurrenz etwa für Möbelhäuser sein.
Was nicht gern gesehen wird, ist, wenn Leute ihr Zeug einfach nachts vor der Tür abladen, da sei dann oft wirklich Sperrmüll dabei, der sich nicht mehr verkaufen lasse. Das Intakt hat in einem Fall in Lohr neulich sogar die Polizei verständigt. Etwa einmal die Woche muss das Intakt selbst Müll zum Wertstoffhof fahren – und auch dafür bezahlen.
Eine Vorabtourenplanung fährt die Haushalte, in denen es potenziell brauchbare Dinge gibt, ab und schaut sich die Sachen an, ob die Gebrauchtwarenhäuser sie auch wirklich brauchen können. "Man muss schon das Gefühl haben, das würde ich auch noch nehmen", sagt Michael Porzelt. Das Zentrallager für alle Kaufhäuser befindet sich im Gemündener Industriegebiet. Das Intakt bekomme aber auch Dinge wie nur ein Jahr alte Designer-Sofas. Ein Pärchen habe sich jahrelang jedes Jahr ein neues gekauft und das "alte" dem Intakt gegeben.
Manche Sachen lehnt das Intakt auch ab. "Unsere Kunden haben keine großen Wände oder hohe Decken." Besonders große und hohe Wandschränke braucht das Intakt deshalb eher nicht. Was kaum von Kunden nachgefragt wird: Schrankwände "Eiche rustikal". Eine Zeit lang habe allerdings ein Großkunde aus Tschechien mit einem Anhänger hier alle paar Wochen kaum verkäufliche dunkle Möbel abgeholt, weil die oft sehr qualitätvollen Sachen in Osteuropa offenbar noch gefragt sind. Weitere Ladenhüter und deswegen selten, wenn überhaupt genommen sind Schreibmaschinen, Röhrenfernseher, Drucker und Vhs-Kassetten.

Leute, die noch brauchbare Dinge haben, sollten keine Scheu haben, sich beim Intakt zu melden – auch Kunden nicht, denn nicht nur Bedürftige dürfen beim Intakt einkaufen. Porzelt habe schon öfter die Frage gehört: "Haben Sie auch ein neutrales Fahrzeug?" Offenbar ist es manchen peinlich, etwas vom Intakt geliefert zu bekommen. Die Antwort ist: Nein.
Für das Intakt sei die Grundversorgung das Wichtigste, sagt Porzelt. Dazu zählten Dinge wie Tisch, Bett und Stuhl. "Bei vielen geht's nicht darum, was zu verkaufen, sondern einfach zu helfen." Als die Notunterkünfte für Flüchtlinge aufgelöst und schnell günstige Wohnungseinrichtungen gebraucht wurden, war das Intakt die erste Adresse.
Manche Dinge ließen sich im Internet sicher besser oder teurer verkaufen, aber das dürfe das Intakt nicht. "Das Eis zum Handel ist so dünn", sagt Porzelt. Man sei außerdem immer noch ein Sozialkaufhaus.
In Karlstadt gebe es noch kein Intakt-Kaufhaus, weil das momentan den Rahmen sprengen würde, da die ganze Organisation auf Kante genäht sei. "Das Intakt funktioniert nur deshalb, weil die Mitarbeiter mit Herzblut und Motivation dabei sind", lobt Porzelt, der zugleich das "Haus Burgsinn", eine Einrichtung für Suchtkranke, leitet. Beides ist unter der Trägerschaft des Deutschen Ordens.
Das Intakt-Gebrauchtwarenhaus in Gemünden erreicht man unter der Nummer (0 93 51) 60 36 60.
... man hat den Eindruck, dass auch immer mehr versucht wird, sehr sehr billig an Ware zu kommen, die dann mit Gewinn weiter "verscherbelt" wird.
Und dass die jetzt wieder "intakte" Waschmaschine auch einen dankbaren Abnehmer in der eigenen Verwandtschaft gefunden hat. Ende gut, alles gut!
Ende gut, alles gut!