
Seit ihrer Schulzeit beschäftigt sich Franziska Bader mit Mode und Textilien. Man könnte sagen, das Thema zieht sich wie ein roter Faden durch das Leben der 27-Jährigen, die in Hafenlohr lebt.
An der Realschule im schwäbischen Landkreis Neu-Ulm, wo Bader aufgewachsen ist, interessierte sie sich für Kleidung und belegte einen Schwerpunkt in Modedesign. Doch schnell merkte sie: "Es liegt mir nicht, den künstlichen Drang zum Konsum zu unterstützen." Es könne nicht richtig sein, jede Woche eine neue Kollektion herausbringen zu müssen. Das habe Ausbeutung von Näherinnen, Energieverschwendung und oftmals schlechte Qualität der Kleidungsstücke zur Folge.

Später war sie für ein Freiwilliges Soziales Jahr in Indien. Sie besuchte zwar nicht selbst eine Nähfabrik, doch eine ihrer Mitreisenden hatte Kontakt zu Arbeiterinnen, die dort nach deren Angaben wie Sklavinnen behandelt wurden.
Franziska Bader betritt keine Modeläden mehr
"Ich habe als Jugendliche auch bei Textilketten wie H&M eingekauft", sagt Bader. Doch dann kam das schlechte Gewissen: "Ich habe mich gefragt, was ich tun kann, um nicht mehr Teil dieses Problems zu sein." Mittlerweile kauft sie ausschließlich gebrauchte Kleidung. "Aus Prinzip betrete ich keinen ,normalen' Klamottenladen mehr."
Ihre Tipps: "Gute Basics, langlebig und gut kombinierbar." Sie selbst lässt sich zum Beispiel von YouTuberin "Alexa Sunshine83" inspirieren. Auf das richtige Material legt sie großen Wert. "Jeans ohne Elasthan, so wie man sie früher hatte, leiern nicht aus", erklärt sie. Dazu kombiniert Bader zum Beispiel ein weißes Hemd aus Baumwolle und einen Wollpulli. "In natürlichen Fasern fühle ich mich wohl."
Auch wenn Modedesign sie abschreckte: Bader wollte als Schülerin wissen, wie Stoffe entstehen, welche Garne es gibt, wie man Muster oder Drucke erschafft und welche Farben miteinander harmonieren oder Spannungen erzeugen. Deshalb entschied sie sich für ein Textildesign-Studium. Besonders Funktionswebstoffe haben es ihr angetan. Statt wie ihre Mitstudierenden für die Abschlussarbeit eine Modekollektion zu erstellen, entwickelte Bader einen kompostierbaren Stoff.
Von Verschwendung hält Franziska Bader nichts

Nachhaltigkeit ist ihr wichtig, von Verschwendung hält sie nichts. Selbst wenn sie im Second-Hand-Laden einkauft, kaufe sie trotzdem bewusst. "Ich habe immer eine Liste auf dem Handy, welche Kleidungsstücke ich brauche." Danach stöbert sie gerne in lokalen Gebrauchtwaren-Läden, bezeichnet sich selbst jedoch auch als Second-Hand-Shopping-Touristin. Denn in Großstädten gibt es noch eine viel breitere Palette an Angeboten und stylischen Geschäften mit gebrauchter Kleidung.
Auch wenn es im Internet Marktplätze für gebrauchte Kleidung, zum Beispiel vinted.de gibt, kauft Bader dort nicht so gerne. "Ich möchte die Sachen sehen, fühlen und anprobieren können", sagt sie. Ob sie damit letztlich günstiger einkauft als Neuware? "Ich habe keine Ahnung. Geld ist für mich nicht so wichtig wie der Aspekt der Nachhaltigkeit."
Am liebsten trägt sie Grün- und Blautöne, kombiniert mit Schwarz und Weiß. "Da passt dann eigentlich immer alles zusammen." Der rote Faden ist in ihrem Fall tatsächlich nur sinnbildlich zu verstehen: "Ich finde, mir stehen rote Klamotten nicht."
Gebrauchte Kleidung hat einen emotionalen Wert
Sie mag es, dass fast alle Stücke in ihrem Kleiderschrank eine Geschichte haben, so wie zum Beispiel die Jacke, die sie von der Oma der besten Freundin überlassen bekommen hat. "Die Kleider haben andere Menschen in deren Leben begleitet haben. Dieser emotionale Wert bedeutet mir sehr viel." Kauft sie dann mal etwas Neues, etwa Socken, verlässt sie sich auf Marken, die sie kennt und deren langlebige Ware sie schätzt.

Wie sicherlich auch in vielen anderen Kleiderschränken gibt es bei Franziska Bader Teile, die sie länger nicht mehr getragen hat. Solche "Leichen" will sie loswerden – und bietet sie Freundinnen an oder verkauft sie im Internet. "Wenn ich zu einer Party gehe oder mich mit anderen treffe, nehme ich immer ein paar Sachen mit und kann mir sicher sein, dass sie jemand mit nach Hause nimmt."
Wer bisher noch nichts Second Hand trägt, aber mal in entsprechenden Läden einkaufen möchte, dem rät Bader: "Man muss Bock haben, sich durch die Auswahl durchzuwühlen und etwas anzuprobieren, das einen vielleicht nicht auf den ersten Blick anspricht." Sie persönlich mag es, wenn in einem Laden die Kleidungsstücke nicht nach Farben und Größen sortiert aufgereiht sind, sondern es "etwas wilder zugeht".
Bader hätte Lust, Gleichgesinnte aus der Umgebung zu treffen und mit ihnen eine Kleidertauschparty zu veranstalten.