Karin Öhm will sich nicht verbiegen. Klappt es mit dem Bürgermeisteramt, ist alles gut. Wenn nicht? Dann ist es eben so. "Ich habe ja jetzt auch ein Leben", sagt die 53-jährige Kandidatin, die in Triefenstein für die Freien Bürger antritt. Seit 1978 gibt's die Freien Bürger, die derzeit mit fünf Plätzen im Gemeinderat vertreten sind - darunter auch Öhm. Unaufgeregt, gelassen und doch fokussiert. So gibt sich die verheiratete dreifache Familienmutter. Öhm fühlt sich wohl in Triefenstein, findet vieles gut. Und doch sagt sie: In den letzten Jahren ist einiges falsch gelaufen. Sie will vieles besser machen.
Doch der Reihe nach. An einem kühlen Vormittag im Februar wartet Öhm am Sportplatz des SV Frankonia Lengfurt, direkt neben dem Waldbad. Die Redaktion hat Öhm – wie jeden der vier Bürgermeisterkandidaten – auf eine Tour durch Triefenstein eingeladen. Die verschiedenen Stopps wählen die Anwärter selbst. Kein Zufall also, dass die Tour mit Karin Öhm beim Lengfurter Sportverein beginnt. Hier ist sie seit 2012 Vorsitzende. Schon als Kind hat sie geturnt, später Leichtathletik, heute Yoga. "Rückenbedingt", sagt sie und lacht.
Mit dem Verein habe sie viel erreicht, etwa die Einführung des ortsteilübergreifenden "Triefenstein-Passes". Zur Wahl wird sie das Amt abgeben, egal ob sie gewinnt oder nicht. Was sie von der Vereinsarbeit ins Bürgermeisteramt mitnehmen will? "Ich bin ein sehr kommunikativer Typ, habe einen guten Draht zu Menschen, das hilft", sagt sie. Aber, und das ist Öhm sehr wichtig, sie will nicht schlecht über andere reden. Sie freue sich, dass gleich zwei Frauen unter den Bewerbern sind, "in diesem Fall ist es aber eine zu viel", scherzt sie.
Karin Öhm will Vertrauen der Bürger in die Gemeinde stärken
Öhms größtes Ziel ist es, Transparenz zu schaffen. Durch ihre Zeit im Gemeinderat habe sie die Abläufe kennengelernt und beschlossen: "Bei mir würde das kommunikativer ablaufen." Sowohl der Gemeinderat, als auch die Bürger müssten besser über die Vorgänge Bescheid wissen, gerade wenn es um hohe Ausgaben wie etwa die Kosten für das Schwimmbad geht. Öhms Zukunftsplan: Regelmäßige Bürgersprechstunden, mehr Infoveranstaltungen und ein besserer Austausch zwischen Bürgermeister und Gemeinderat. Die Menschen sollten Vertrauen in ihre Gemeinde haben. "Jeder hat das Recht auf Antworten, auch wenn diese nicht immer positiv sind."
Öhm, die seit 30 Jahren in Triefenstein lebt, spaziert am Sportplatz entlang und blickt auf das alte Hallenbad, für das man eine sinnvolle Nachnutzung suche. "Meine öhmsche Vision ist, den Kindergarten in das alte Hallenbad zu verlegen, dann könnten die Kinder auch die Turnhalle mitnutzen." Sollte das nicht gehen, wäre für sie der Kindergarten auch auf der grünen Wiese neben dem Schwimmbad denkbar. Kosten und Nutzen müssten immer im Auge behalten werden. Zudem will sie weitere Investitionen für Verkehr und Infrastruktur in Triefenstein voranbringen. Und wie soll das ohne weitere Verschuldung gelingen? "Wir müssen eines nach dem anderen machen, alles gut planen."
Was Karin Öhm mit dem Edeka-Parkplatz vorhat
Mit dem Auto verlassen wir die erste Station. Auf der Fahrt wünscht sich Öhm Musik von Pink Floyd - "Another Brick In The Wall". So könne sie gut abschalten, genauso wie beim Wandern oder Skifahren. Öhm ist gelernte Krankenschwester, arbeitete viele Jahre auf der Intensivstation in Wertheim. Seit 1998 ist sie als Verwalterin bei Heidelberg Cement angestellt und hilft nebenher als Anästhesieschwester in der Lengfurter Unfallchirurgie aus. "Einfach weil ich meinen Job liebe", sagt sie.
Den Parkplatz des Edeka-Marktes in Lengfurt, die zweite Station des Tages, hat sie gewählt, weil hier gleich mehrere Dinge im Argen lägen. Das Einkaufen für Fußgänger sei zu gefährlich, sagt sie. Kein Zebrastreifen, kein Fußgängerweg. Statt der Grünfläche in der Mitte des Parkplatzes, könnte man einen durchgehenden Gehweg zum Markt anlegen. Genauso wolle sie als Bürgermeisterin für einen Kreisel neben dem Parkplatz kämpfen. Zur Verkehrssicherheit, wie sie sagt. Da es sich aber um eine Staatsstraße handelt, sind der Gemeinde die Hände gebunden. "Aber geht nicht, gibt's nicht", sagt Öhm, die hartnäckig bleiben will.
"Hartnäckig bleiben", so könnte man generell ihre politischen Ambitionen beschreiben. Sie gibt sich als Macherin, als eine, die einfache Lösungen sucht. Das gilt auch für das Wohnangebot für junge Familien: "Wir haben 150 leerstehende Grundstücke in Triefenstein." Durch Überzeugungsarbeit wolle Öhm an die Grundstückseigentümer appellieren, womöglich das eine oder andere Grundstück herzugeben. Zudem will sie die Ortskerne beleben, die Rathäuser barrierefrei machen und Investoren für Senioren-WGs suchen. Auch für das Grundstück neben dem Edeka-Markt hat sie eine "öhmsche Lösung" parat: "Ich könnte mir hier ein Ärztehaus mit Drogerie im Erdgeschoss vorstellen." Natürlich müsse man immer erst schauen, was möglich ist.
So denkt Karin Öhm über die vier Ortsteile
Mit dem Auto geht es zur letzten Station des Tages, zum Homburger Schloss. Sie steht an der Mauer und blickt ins Tal. Ob die vier Ortsteile ein Problem der Zusammengehörigkeit haben? "Nein", sagt Öhm. Ihr sei es "völlig Wurscht", wo was ist. Das Neiddenken gehöre der Vergangenheit an. "Je mehr man darüber spricht, desto mehr macht man es doch zum Problem", sagt Öhm und fügt an: "Ich bin eine Triefensteindenkerin." Für all ihre Vorhaben will die Kandidatin eine Prioritätenliste erstellen mit den wichtigsten Dingen in Triefenstein. Diese müssten dann abgearbeitet werden, "egal in welchem Ortsteil das auch ist".
Und dann sagt Öhm, die die ganze Tour über locker gewirkt hat, noch etwas Überraschendes. "Eigentlich stehe ich gar nicht so gerne im Vordergrund." Repräsentative Auftritte in der Öffentlichkeit gehörten aber mit dazu und "ich würde Triefenstein würdig repräsentieren", so Öhm. Ihr gehe es bei dem Amt eben nicht um das Bürgermeistersein, sondern in erster Linie um das dazugehörige Arbeitsfeld.
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