Auch in Main-Spessart seien für Juni, Juli und August eine "große Menge" an 9-Euro-Tickets erworben worden, berichtete die Nahverkehrsbeauftragte Monika Mützel vergangene Woche im Ausschuss für Landkreisentwicklung, Mobilität und Digitalisierung. In den Bussen im Landkreis wurden rund 10.000 davon verkauft, im Kundenzentrum des Verkehrsunternehmens-Verbunds Mainfranken (VVM) in Gemünden seien es etwa noch einmal so viele gewesen. Zeitweise sei es dadurch sogar zu Überlastungen des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) gekommen, gerade während der Festzeiten und im Regionalexpress.
Eine weitere Folge war, dass laut Mützel deutlich weniger andere Fahrkarten in Main-Spessart verkauft worden sind; die Einnahmen durch den Ticketverkauf seien dadurch deutlich gesunken. Sie reduzierten sich im Juni und Juli auf 25 Prozent des monatlichen Durchschnittes, im August auf 47 Prozent. "Wir haben diese Last nicht zu tragen als Landkreis", so Mützel. Über einen Rettungsschirm erhalten die Verkehrsunternehmen einen Ausgleich.
"Massiven Kostensteigerungen": VVM erhöht Tarife im neuen Jahr um 2,9 Prozent
Ein neues, bundesweites ÖPNV-Ticket könnte nach Angaben des Landratsamtes zum 1. Januar 2023 kommen, für 49 oder 69 Euro. Da aber noch unklar ist, wie eine Folgeregelung für das 9-Euro-Ticket wirklich aussehen wird, hat der VVM, zu dem auch der Landkreis Main-Spessart gehört, seinen Kundinnen und Kunden bei neuen Aboverträgen bis zum Jahresende ein Sonderkündigungsrecht eingeräumt. So haben diese die Möglichkeit, zu einem günstigeren Ticket zu wechseln, falls es ein solches im neuen Jahr geben wird.
Wegen der "massiven Kostensteigerungen bei Diesel und Energie" habe der VVM zum 1. Januar 2023 weitere Tariferhöhungen um 2,9 Prozent angekündigt, so Mützel.
Überlegungen für einen zweiten Main-Spessart-Sprinter
Zwischen Ende April und Anfang Oktober war dieses Jahr in seiner vierten Saison der Main-Spessart-Sprinter unterwegs, der zwischen Lohr und Hasloch nicht nur Fahrgäste, sondern auch Fahrräder transportiert. Mützel zog eine positive Bilanz für den Freizeitbus. Nur der September sei verregnet gewesen und dadurch bei den Fahrgastzahlen hinter den Erwartungen zurückgeblieben.
Kreisrat Franz-Josef Sauer (CSU) sprach sich dafür aus, den Main-Spessart-Sprinter auch Touren im östlichen Landkreis fahren zu lassen. Mützel antwortete, dass es tatsächlich schon Überlegungen für einen zweiten Bus gebe. "Die Zahlen geben uns recht."
Radverkehrskonzept soll bis Mitte 2023 fertig sein
Darüber hinaus informierte Monika Mützel darüber, dass Ende Juli der Probebetrieb einer Busfahrt von Obersinn nach Gemünden mangels Nachfrage eingestellt wurde. Dieser diente als Zubringer zu einem Zug um 5:10 Uhr von Gemünden nach Würzburg. Eingeführt wurde der Frühbus als Ersatz für den ersten Zug, der ehemals gegen 5 Uhr in Obersinn startete. Diese Verbindung hat die Bahn im Dezember 2021 gestrichen.
Im Juli hat die Arbeitsgemeinschaft Fahrradfreundlicher Kommunen den Landkreis Main-Spessart aufgenommen. Nun muss der Kreis ein Radverkehrskonzept erarbeiten und umsetzen. Das Büro RV-K aus Frankfurt am Main hat bereits seine Arbeit aufgenommen. Bei einer Online-Bürgerbefragung sind insgesamt 950 Meldungen und Vorschläge eingegangen, heißt es in den Sitzungsunterlagen. Bei diesen geht es beispielsweise um fehlende Radwege, Gefahrenstellen oder gewünschte Abstellmöglichkeiten für Räder.
Fertig sein soll Konzept spätestens Mitte 2023. Ein Maßnahmenkatalog, der sich unter anderem aus dem Radverkehrskonzept ergibt, wird dem Landkreis als Richtschnur für die nächsten Jahre dienen.