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Burgsinn
Mit dem 9-Euro-Ticket günstig zur Arbeit pendeln: Das ernüchternde Fazit einer Burgsinnerin nach ihrem Selbstversuch
Lisa R. pendelte im Juni jeden Tag nach Marktheidenfeld, um Geld zu sparen. Welche Erfahrungen sie mit dem ÖPNV im Landkreis Main-Spessart gemacht hat. Ein Fazit.
Das 9-Euro-Ticket gibt es ab September nicht mehr. Eine Frau aus dem Landkreis Main-Spessart hat damit die  Verbindungen zu ihrer Arbeitsstelle getestet.
Foto: SymbolLennart Preiss, dpa | Das 9-Euro-Ticket gibt es ab September nicht mehr. Eine Frau aus dem Landkreis Main-Spessart hat damit die  Verbindungen zu ihrer Arbeitsstelle getestet.
Simon Bald
 |  aktualisiert: 15.07.2024 10:14 Uhr

Eigentlich fährt Lisa R. aus Burgsinn jeden Tag mit dem Auto auf die Arbeit – so wie viele Menschen, die auf dem Land wohnen. Doch mit der Einführung des günstigen 9-Euro-Tickets wagte die 31-Jährige, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen will, im Juni einen Selbstversuch: Statt mit dem Wagen, pendelte sie regelmäßig mit Bus und Bahn zu ihrer Arbeitsstelle bei der Firma Warema in Marktheidenfeld.

"Aus der Stadt kennt man, dass die öffentlichen Verkehrsverbindungen einigermaßen funktionieren. Dort ist das praktischer als ein eigenes Auto, weil damit der Verkehr ja auch nicht flüssiger läuft", sagt die Burgsinnerin. Außerdem falle so die Suche nach einem Parkplatz weg. Um sich den Verkehrsstress zu sparen und 200 Euro weniger im Monat für Sprit auszugeben, testete R. die Verbindungen auf dem Land. Das 9-Euro-Ticket läuft an diesem Mittwoch aus. Zeit also, um bei Lisa R. nachzufragen: Ist der Umstieg vom Auto auf ÖPNV im Landkreis Main-Spessart mit den bestehenden Verbindungen so einfach möglich?

Pendeln mit dem ÖPNV: Der Marktheidenfelder Stadtbus brachte auch Lisa R. täglich zur Arbeit.
Foto: Simon Bald | Pendeln mit dem ÖPNV: Der Marktheidenfelder Stadtbus brachte auch Lisa R. täglich zur Arbeit.

Mit dem neuartigen Fahrschein war es in den vergangenen zwölf Wochen möglich, deutschlandweit die Verbindungen von Bus und Bahn sowie des innerstädtischen Verkehrsnetzes für neun Euro im Monat zu nutzen. Die Bundesregierung wollte damit die Deutschen motivieren, das Auto auch mal stehen zu lassen. Außerdem sollte die Maßnahme Konsumentinnen und Konsumenten angesichts der derzeit vergleichsweise hohen Inflation entlasten.

Die Odyssee mit den Öffentlichen auf dem Land

Lisa R. ging also guter Dinge an das Vorhaben heran und fuhr den ganzen Juni hindurch mit Bus und Bahn auf die Arbeit. "Meine Route sah wie folgt aus: um kurz nach fünf Uhr morgens fuhr ich mit dem Rexroth-Bus nach Lohr und von dort aus nach Marktheidenfeld. Innerhalb Marktheidenfelds stieg ich um und nahm einen anderen Bus, der mich nach einer Haltestelle auf die Arbeit brachte. Der Rückweg führte mich mit dem Bus nach Karlstadt zum Bahnhof und weiter mit dem Zug bis nach Burgsinn", erklärt die Warema-Mitarbeiterin im Gespräch mit dieser Redaktion.

Ausreichend Verbindungen gibt es also auch im öffentlichen Nahverkehr in Main-Spessart. Allerdings ticken die Uhren hier anders als in der Stadt: Wegen vieler Stopps dauert eine Überlandfahrt mit dem Bus deutlich länger als mit dem Auto.

"Ich pendelte drei Stunden am Tag. Und hatte dabei nur selten Netz."
Lisa R. über den langen Weg zur Arbeit und die lückenhafte Netzabdeckung.

Der Hauptkritikpunkt der 31-Jährigen an ihren Fahrten mit den öffentlichen Verkehrsmitteln liegt genau hier: "Die Hinfahrt dauerte eine Stunde und fünfundzwanzig Minuten, die Rückfahrt kostete mich noch einmal zehn Minuten mehr. Ich war also unterm Strich drei Stunden pro Tag in Verkehrsmitteln unterwegs. Mit dem Auto brauche ich nur halb so lang." Hinzugekommen sei, dass sie auf der Fahrt keinerlei Arbeit habe erledigen können. Nicht einmal telefonieren sei möglich gewesen, weil es oft kein Netz gegeben habe. "Wenn es eine durchgängige Mobilfunk- und Internetverbindung auf der Strecke gäbe, könnte ich die Zeit in den Öffentlichen ja sogar sehr gut nutzen", sagt Lisa R..

Züge waren auch in Main-Spessart überfüllt

Die Burgsinnerin war teilweise auch auf der Schiene unterwegs. Doch während der Laufzeit des 9-Euro-Tickets kam das Schienennetz vielerorts an seine Grenzen – auch in Main-Spessart. Die Hauptverkehrsader von Würzburg nach Frankfurt am Main mit Stopps in Karlstadt, Gemünden und Lohr etwa platzte zu bestimmten Zeiten aus allen Nähten.

Insgesamt wurden laut Fahrplan allerdings nur wenige Züge mehr als sonst in Betrieb genommen und nur einzelne Strecken häufiger befahren – die oben genannte gehörte nicht dazu. Nicht selten fielen Züge auch einfach ersatzlos aus. Insbesondere die Belastungsspitzen am Wochenende und in der Ferienzeit stellten einen Stresstest für Bahnmitarbeitende dar.

Weil die Verbindung mühsam ist, wird sie kaum genutzt

In den Bussen im Landkreis sah das hingegen anders aus: offenbar hatten nicht allzu viele Menschen in Main-Spessart dieselbe Idee wie Lisa R.. Sie habe oft mit gerade einmal zwei bis drei weiteren Fahrgästen im Bus gesessen, sagt sie. Und so kommt es, dass viele der kleinen Haltestellen zwar angefahren werden, dort aber niemand ein- oder aussteigt.

Am Ende war Lisa R.'s Experiment nicht von allzu langer Dauer: im Juni pendelte sie täglich, im Juli noch sporadisch und im August schließlich gar nicht mehr. Der Zeitaufwand habe sie letztendlich zu der Entscheidung gebracht, wieder auf ihr Auto umzusteigen. Auch wenn die gestiegenen Spritkosten das Autofahren teurer machen – es schlauche noch mehr, wenn zum Vollzeitjob drei Stunden An- und Abreise hinzukämen.

 
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  • rosenkavalier
    Es dürfte kein Geheimnis sein: Der ÖPNV auf dem Land muß sinnvoll ausgebaut werden. Dabei kann Rentabilität nicht der oberste Maßstab sein. Es gibt genug Geld, man muss nur all die alten Zöpfe abschneiden. Schönes Beispiel ist das Dienstwagenprivileg: es muss nicht sein, daß private Nutzung von Vorstandslimlousinen steuerlich subventioniert wird. Flugbrennstoffe können genauso besteuert werden wie andere Treibstoffe.
    Städte und Landkreise müssen sich zusammentun. Dass viele Jahre fieVerkehrsminister untätig oder gar unfähig waren ist keine Entschuldigung.
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  • hansi07
    Wie wollen Sie denn den ausbauen? Buslinien führen nur zur Kreisstadt. Wenn ich in den übernächsten Ort will, der an einer anderen Linie liegt, bin ich vermutlich der Einzige. Da kann der Staat nie und nimmer ein engmaschiges Netz mit Halb- oder gar Viertelstundenrhythmus finanzieren.

    Kürzlich hatte ich mich über das Anruf-Sammeltaxi informiert. Das fährt in unserer Kreisstadt. Aber auch nur auf ausgewählten Routen, zu festen Zeiten, mit Verspätung und ohne Garantie, dass man überhaupt regelmäßig mitkommt...
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  • Eos123456
    Bei uns auf dem Land fahren Riesenbusse im Stundentakt gähnend leer hin und her. Ob das ökonomisch oder gar ökologisch ist erscheint mir sehr fraglich. Auch das 9-Euro-Ticket hat an diesen Geisterbusfahrten nichts geändert.
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  • hemak
    Oder man steht im Zug von Burgsinn bis würzburg oder umgedreht......das ist auch immer wieder toll. Von Mittelsinn und Obersinn ist es übrigens noch besser ...da fährt man auch schon mal 2 Stunden vorher los und auch dann genausolange wieder zurück. Weil der Bus nur von/bis Aura oder Burgsinn fährt. Unmöglich da pünktlich (womöglich noch mit zusätzlicher Stabafahrt) anzukommen...bedeutet bei Arztterminen Urlaub nehmen,sonst wird das nix.
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  • hh@hoellerl.de
    Dass man zu bestimmten Zeiten im Zug zwischen Gemünden und Würzburg stehen musste, war ganz klar ein unerwünschter Nebeneffekt des 9€-Tickets. Leider wurden damit viele Leute gleich wieder vergrault, die man damit eigentlich auf den Geschmack bringen wollte.
    Ansonsten finde ich, dass wir aus dem Sinngrund eine sehr gute Anbindung nach Würzburg und auch Richtung Fulda haben. Das Beispiel Marktheidenfeld wurde für den Artikel m.E. (bewusst?) ungünstig gewählt.
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  • manfred-englert@hotmail.de
    Ich kann es nur wiederholen: ÖPNV in München, Berlin und in egal welchen größeren Städten ist hervorragend ausgebaut, zu Lasten der Landbevölkerung. Diese Mehrheit finanziert über ihre Steuern diese gut ausgebauten ÖPNV erheblich mit, ohne was davon zu haben. 9 Euro Ticket der selbe Fall, lohnt nur den Städtern bezahlt zum Großteil der Landler. Berlin, das sowieso am Tropf von Bayern, BW und Hessen hängt, verlängert dieses 9 Euro Ticket, weshalb die dann bei dem nächsten Länderfinanzausgleich (LFA)noch mehr erhalten! Die Berliner hatten auf jeden Fall auf meine Kosten freie Kindergartenplätze, wofür ich hier den Platz bezahlen mußte, Berliner aber über den LFA sich das leisten konnten. Wie soll denn das nur weitergehen? Sind hier die Fleißigen die Dummen??
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  • Peter_Ziegen
    Auf welche Quellen beziehen Sie sich hierbei? Laut einer IFO-Studie aus 2020 lebt die Mehrheit der Deutschen in Städten und nicht auf dem Land. Siehe z.B. auszugsweise hier:

    https://wohnglueck.de/artikel/stadt-oder-land-56131
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  • poststelle@rothenbuch.de
    Die einzig gute Alternative auf dem Land sind Fahrgemeinschaften. Hier sollte man mit Hilfe von einer App das ganze ausbauen.
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  • flyarcus@gmx.de
    @Waldwichtl...dann steigt einer ein, der gerade noch eine geraucht hat? Pfui Teufel.....Ich hatte mal 2 junge Damen mitgenommen, die nicht ganz mit meiner Fahrweise zurechtkamen ...am Ende hat eine davon ihr großes Geschäft auf dem Rücksitz hinterlassen...sowas macht man nicht. Fahrgemeinschaften also nur mit Leuten die man kennt.
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  • christian@kreatil.de
    @Momentmalmori: Ich habe vor 19 Jahren im Cabrio ein Tinkerpferd mitgenommen, das einfach am Straßenrand stand und getrampt hat. Die kurvenreiche Strecke durch den Hochspessart hat es wohl nicht vertragen, so dass es sich über meine Schultern hinweg auf das Armaturenbrett übergeben hat. Eine Riesensauerei. Fast 2.000 Euro Reinigungskosten … der Pferdehalter war natürlich nicht zu ermitteln. Nie wieder.
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  • flyarcus@gmx.de
    @christian…..sie erzählen Quatsch, das nimmt ihnen doch keiner ab.
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  • mmd
    Genau das wollte christian_msp Ihnen damit sagen.
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  • flyarcus@gmx.de
    @mmd....wieso wird hier nicht sachlich kommentiert?
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