Ehemals startete der erste Frühzug gegen 5 Uhr in Obersinn und kam um 5.49 Uhr in Würzburg an. Mit einer neuen Busverbindung möchte das Landratsamt die Zugverbindung ersetzen, die von der Bahn im Dezember 2021 gestrichen wurde. Doch wie kürzlich im Mobilitätsausschuss der Kreises bekannt gegeben wurde, hatte der sogenannte Schnellbus der Linie 643 in seiner ersten Woche Ende April offenbar einige Startschwierigkeiten – nur ein Fahrgast nutzte das Angebot.
Von geringer Nachfrage überrascht
Der Bus fährt von Montag bis Freitag um 4.27 Uhr in Obersinn los und kommt um 4.52 Uhr in Gemünden an. Er hält auf dem Weg in Mittelsinn, Burgsinn, Rieneck und Schaippach. Am Gemündener Bahnhof können die Pendlerinnen und Pendler aus dem Sinngrund dann in den Zug umsteigen, der um 5.10 Uhr abfährt und um 5.41 den Hauptbahnhof in Würzburg erreicht. Testweise läuft das Angebot noch bis Ende Juli. Ob die Verbindung dann dauerhaft im Fahrplan bleibt, hängt davon ab, wie gut der Bus genutzt wird. Aber woran liegt es, dass in der Woche seiner Einführung kaum jemand in den Frühbus gestiegen ist?
"Die geringe Nachfrage hat uns etwas überrascht. Wir hatten vor Einführung des Schnellbusses eine Umfrage durch die betroffenen Gemeinden unter ihren Bürgerinnen und Bürgern durchführen lassen, wer Interesse an einer solchen Schnellbusverbindung hat. Daraufhin hatten sich etliche Interessenten gemeldet", berichtet Tina Starck, Sprecherin des Landratsamtes Main-Spessart. "Die Einrichtung des Schnellbusses haben wir dann rechtzeitig durch die örtlichen Gemeindeblätter und die Presse bekannt gegeben."
Pendlerin: Ein Bus ist generell kein Ersatz
Stefanie Klabouch ist eine der Pendlerinnen, die von der Streichung des Frühzugs im Dezember betroffen ist. Sie findet: "Generell ist ein Bus in keinster Weise ein Ersatz für einen Zug, alleine durch die längere Fahrzeit." Dazu kämen noch die 18 Minuten Aufenthalt in Gemünden, so Klabouch. Während sie mit der alten Direktverbindung ein bisschen weniger als eine Stunde brauchte von Obersinn aus, wäre sie mit der Kombination aus Schnellbus und Zug eine Stunde und 14 Minuten nach Würzburg unterwegs. Sie hat den Bus bisher noch nicht genutzt und will ihn auch nicht nutzen. Die Zeit, die sie morgens länger unterwegs wäre, sei ihr "zu kostbar".
Auch Jürgen Greb ist früher vom Sinngrund aus mit dem weggefallenen Zug zu seinem Arbeitsplatz in Würzburg gefahren. "Der Bus mag für Einzelne interessant sein. Für mich nicht." Als Nachteil des Busses sieht auch Greb die insgesamt längere Warte- und Umstiegszeit in Gemünden. "Da verliert man als Berufspendler zu viel Zeit." Ohnehin sei man lange unterwegs. "Da braucht niemand weitere Verzögerungen, Umstiegszeiten oder Zugausfälle."
Aus seiner Sicht hatte die alte Verbindung zwei große Vorteile. Erstens mussten die Passagiere nicht umsteigen. "Somit konnte man sich auf der Fahrt ungestört etwas ausruhen oder lesen oder Musik hören", so Greb. Das falle nun größtenteils weg. Zweitens sei der Frühzug "geschätzt zu 95 Prozent pünktlich gefahren". Das sei nun ebenfalls Geschichte. Zwar gibt es noch einen Zug, der um 5.51 Uhr in Burgsinn startet und auch direkt nach Würzburg fährt. Dieser komme jedoch oft verspätet an oder falle sogar aus, berichtet der Pendler.
Landratsamt: Spätere Abfahrt hätte hohe Zusatzkosten verursacht
Dass der Schnellbus nicht etwas später losfährt, was theoretisch auch eine kürzere Wartezeit in Gemünden zur Folge hätte, erklärt das Landratsamt auf Nachfrage so: "Betriebsbedingt konnten wir diese Abfahrt leider nur in den bestehenden Fahrplan einbinden. Eine spätere Abfahrt hätte höhere Zusatzkosten verursacht."
Abfahrt Obersinn 7.09 Uhr..warten kommt der Zug heute pünktlich oder gar nicht..Dann umsteigen in Gemünden..wen pünktlich kein Problem da 18 Min.Aufenthalt ansonsten von Gleis 2 auf 9 hetzen..ah der Aschaffenburger hat mal wieder Verspätung..super umsonst beeilt..
Viele von den bisher mitfahrenden Arbeitnehmern fahren deshalb jetzt mit dem Auto..Wer kann es sich leisten mehrmals pro Woche zuspät zukommen..Ich fahre schon extra einen Zug früher und komme trotzdem oft nicht pünktlich zur Arbeit..
Derzeit habe ich das Gefühl man hängt den Sinngrund bewusst ab um das Angebot zu reduzieren oder gar einzustellen..anders sind diese " Schikanen "nicht erklärbar..bei allen wichtigen " Berufsfahrten" hat sich das Angebot wesentlich verschlechtert..auch ich habe mein Jahresabo bereits gekündigt..
Den Frühzug nutzten immer 10-15 Personen..soviel Platz wird nicht in deren Dienstwagen sein..
Fährt jeder allein oder gibt es Fahrgemeinschaften?
Außerdem kann ich das nicht ganz nachvollziehen. Natürlich ist Bus/Bahn eine Verschlechterung gegenüber dem Direktzug. Besonders mit Wartezeit.
Aber das dürfte doch immer noch erholsamer sein als ein Auto zu steuern.