Wie der ÖPNV für Auszubildende in Main-Spessart noch günstiger werden kann, wurde am Dienstag erneut im Mobilitätsausschuss diskutiert. Schon seit August 2020 gibt es im Verkehrsverbund Mainfranken – zu dem auch Main-Spessart gehört – das 365-Euro-Ticket für Schüler und Azubis. Im Mai dieses Jahres hatte der Mobilitätsausschuss zuletzt über einen weiteren Zuschuss für diese Jahresfahrkarte beraten. Die Idee: Landkreis und Kommunen sollten jeweils 100 Euro beisteuern, um Azubis günstiges Pendeln zu ermöglichen. Die Mehrheit der Ausschussmitglieder lehnte diesen Vorschlag jedoch ab.
Azubis könnten sich bis zu 146 Euro im Jahr sparen
Das Gremium hat die Verwaltung stattdessen beauftragt, ein alternatives Finanzierungsmodell zu prüfen. Nun stellte die Nahverkehrsbeauftragte Monika Mützel ein neues Konzept vor: ein Firmenabo-Modell für Azubis, die im Landkreis wohnen und arbeiten. Die Betriebe könnten vergünstigte Tickets beim Kreis bestellen. Die Unternehmen müssten aber laut dem Vorschlag der Verwaltung mindestens die gleiche Höhe der Bezuschussung übernehmen wie der Landkreis. Mützel präsentierte drei verschiedene Kostenmodelle. Die Höhe der Förderung liegt bei diesen zwischen 36,50 Euro und 73 Euro, die Firmen und Landkreis jeweils jährlich bezahlen müssten. Insgesamt könnten sich Azubis so also bis zu 146 Euro sparen.
Wie viel der Landkreis insgesamt bezahlen müsste, hängt davon ab, wie hoch die Nachfrage wäre. Mützel sprach sich für eine Testphase im aktuellen Ausbildungsjahr mit einer Obergrenze von 500 bezuschussten Tickets aus. Bei dem von der Verwaltung bevorzugten Preismodell müsste der Kreis dann maximal 30.420 Euro zahlen.
Beck spricht sich für bessere Anbindung statt günstigerer Tickets aus
Monika Mützel sah einen Vorteil dieses Konzepts der Bezuschussung darin, dass der Kreis auf diese Weise auch Kontakt mit Firmen aufnehmen könnte. Diese wüssten teilweise auch gar nicht, dass es ein 365-Euro-Ticket für Azubis gibt und könnten so darauf aufmerksam gemacht werden. Außerdem könnte der Kreis so besser in Erfahrung bringen, welche Bedürfnisse die Unternehmen in Sachen ÖPNV-Anbindung haben.
Armin Beck (Bündnis90/Die Grüne) sagte, dass das 365-Euro-Ticket ohnehin schon ein "sehr günstiges Angebot" sei. Zudem erhielten Azubis ja auch eine Ausbildungsvergütung. Beck meldete daher Zweifel an, ob ein noch günstigerer Preis wirklich dazu führt, dass der Nahverkehr mehr genutzt wird, und warf stattdessen die Frage auf, ob das Problem nicht eher das Angebot sei.
Anders sah Harald Schneider (SPD) die Angelegenheit. Er setzte sich dafür ein, das Azubi-Jobticket zeitnah auf den Weg zu bringen. Auszubildende seien schließlich durch die aktuellen Krisen gerade finanziellen Belastungen ausgesetzt. Man sollte ihnen deshalb unter die Arme greifen. Der Kreis müsse ein "Zeichen setzen".
Problem für Azubis in Randlagen des Kreises
Franz-Josef Sauer (CSU) merkte an, dass von dieser Förderung nur Azubis profitieren, die im Landkreis arbeiten. In Arnstein, wo Sauer Bürgermeister ist, gäbe es aber auch viele Auszubildende, die im Nachbarlandkreis Schweinfurt beschäftigt sind. Für die Randlagen des Landkreises sei das eine schwierige Situation. Durch das 9-Euro-Ticket gebe es inzwischen eine gewisse Erwartungshaltung.
Richard Oswald (CSU) kritisierte, dass der Landkreis nicht erst über das Auszubildenden-Ticket in den Austausch mit Firmen treten sollte. Es sei generell wichtig, Industriegebiete an eine vernünftige Infrastruktur anzubinden, damit Azubis dort hinkommen. Landrätin Sabine Sitter (CSU) entgegnete, dass der Firmendialog des Kreises selbstverständlich nicht nur über Azubis erfolge.
Zuschuss für alle?
Nach einer kurzen Unterbrechung der Sitzung, in der sich die Fraktionen beraten sollten, machte Franz-Josef Sauer den Vorschlag, dass einfach jeder Auszubildende im Landkreis einen Zuschuss kriegen soll. Das sei aus Sicht der CSU fairer. Diese Idee warf wiederum die Frage auf, was dieses Vorgehen kosten würde.
Eine Rolle in der Diskussion spielte auch die offene Frage, ob und in welcher Art das Neun-Euro-Ticket eine Nachfolge erhält. Die Landrätin machte daher den Vorschlag, die Entscheidung zu vertagen.