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Lohr
Mit Anzeige und gefällten Bäumen: Staatsforsten stellen sich einer Glasfaser-Baufirma in Lohr in den Weg
Eine gefällte Fichte und ein Absperrband blockieren bei Ruppertshütten einen Forstweg, der für das Verlegen eines Glasfaserkabels benötigt wird. Grund ist ein Streit zwischen Staatsforsten und Baufirma.
Foto: Johannes Ungemach | Eine gefällte Fichte und ein Absperrband blockieren bei Ruppertshütten einen Forstweg, der für das Verlegen eines Glasfaserkabels benötigt wird. Grund ist ein Streit zwischen Staatsforsten und Baufirma.
Johannes Ungemach
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:41 Uhr

Die seit drei Wochen anhaltende heftige Kritik an Abläufen rund um den Glasfaserausbau in Lohr treibt kuriose Blüten: Im Wald bei Ruppertshütten liegen dem superschnellen Internet jetzt zwei mächtige Fichten im Weg. Gefällt hat die Bäume der Forstbetrieb Hammelburg der Bayerischen Staatsforsten. Er will mit der Blockade eines Waldweges verhindern, dass der Glasfaserausbau weitergeht, ohne dass eine Sache geklärt ist, die nun sogar Landratsamt und Polizei beschäftigt.

Die ziemlich kuriose Geschichte geht so: Der Lohrer Stadtteil Ruppertshütten war beim im April im Auftrag der Telekom gestarteten Glasfaserausbau als erster dran. Die Leitungen im Ort sind mittlerweile verlegt. Um das schnelle Internet jedoch überhaupt erst dorthin zu bringen, will die von der Telekom mit den Arbeiten betraute Firma Circet ein rund fünf Kilometer langes Glasfaserkabel von Frammersbach durch den Wald nach Ruppertshütten legen. Auch diese Arbeiten sind bereits vorangeschritten.

Lückenschluss vorerst gestoppt

Doch jetzt ist der Lückenschluss zumindest vorerst gestoppt. Eben durch die beiden Fichten. Der Staatsforst hat sie nach Aussage des Forstbetriebsleiters Daniel Zippert quergelegt, weil er sich im Konflikt mit der Firma Circet nicht mehr anders zu helfen wusste.

Auslöser des Konflikts ist ein großer Berg an Asphaltresten und sonstigen Baustellenablagerungen, der unweit der Ruppertshüttener Kläranlage am Anfang zweier Waldwege auf einer geschotterten Fläche aufgetürmt ist.

Wie Zippert schildert, hatte die Firma Circet im Zuge der Grabungsarbeiten angefragt, ob man auf dieser Fläche zwei bis drei Lastwagenladungen Baumaterial für einige Tage zwischenlagern könne. Diesem Ansinnen habe der zuständige Revierleiter zugestimmt, so der Forstbetriebsleiter.

Doch in der Folge habe die Baufirma Ende Juni bergeweise Asphalt und anderes Material dorthin gefahren. "Wir haben der Firma den kleinen Finger gegeben, dann war der ganze Arm weg", umschreibt Zippert die Entwicklung und sagt: "Das ist so nicht in Ordnung."

Viel mehr als besprochen

Aufgrund der Dimension und des abgelagerten Materials habe der Forstbetrieb der Firma Circet einen Vertrag geschickt, um die Ablagerung zu regeln. Doch die Firma habe diesen nicht unterschrieben. Mehrfach habe man mit dem Bauleiter vor Ort telefoniert. Doch der habe wahlweise darauf verwiesen, dass man keine Lastwagen, keine verfügbaren Mitarbeiter oder gerade keinen Abnehmer für das Material habe. "Wir wurden mit Ausreden vertröstet", fasst Zippert zusammen. Der wiederholten Aufforderung, das Material zu beseitigen, sei Circet nicht nachgekommen.

Deswegen, so der Forstbetriebsleiter, habe man die "unerlaubte Abfallbeseitigung" schließlich beim Landratsamt und der Polizei angezeigt. Beide Instanzen bestätigten diesen Vorgang am Mittwoch gegenüber der Redaktion.

Polizei prüft den Fall

Wolfgang Remelka, der Leiter der Lohrer Polizeiinspektion, erklärte dazu, dass man aufgrund des Ortes der Ablagerung nicht davon ausgehe, dass die Baufirma das Material dort illegal habe beseitigen wollen. Vielmehr sehe es nach einer Zwischenlagerung aus. Inwiefern ein Verstoß nach dem Kreislaufwirtschaftsgesetz oder anderen Rechtsvorschriften wie zum Beispiel Wasserrecht vorliege, werde von der Polizei derzeit geprüft. Schlussendlich müsse das Landratsamt Main-Spessart als Verfolgungsbehörde entscheiden, ob ein Rechtsverstoß vorliege.

Markus Rill, Pressesprecher des Landratsamtes erklärte dazu, dass die Behörde die Baufirma schriftlich auffordern werde, das Material zu beseitigen. Sanktionen gebe es vorerst keine. "Wir beobachten das weiter", so Rill.

Am Waldrand unweit von Ruppertshütten hat die Firma Circet unter anderem eine große Menge an Asphaltbrocken abgelagert. Der Forstbetrieb Hammelburg hat als Eigentümer der Fläche Anzeige bei Polizei und Landratsamt erstattet.
Foto: Johannes Ungemach | Am Waldrand unweit von Ruppertshütten hat die Firma Circet unter anderem eine große Menge an Asphaltbrocken abgelagert.

Laut Forstbetriebsleiter Zippert hat sich ein Vertreter der Firma Circet nach dem Einschalten von Polizei und Landratsamt für den Vorgang entschuldigt und angekündigt, dass die Ablagerungen zügig beseitigt werden. Doch offenbar traut man bei den Staatsforsten solchen Aussagen nicht mehr wirklich: "Das Vertrauensverhältnis ist zerstört. Wir kommen uns missbraucht vor", sagt Zippert.

Ziel: Reaktion erzwingen

Um sicherzugehen, dass die Verlegearbeiten im Staatsforst zwischen Frammersbach und Ruppertshütten nicht einfach weitergehen, ohne dass die Ablagerungen weggeschafft werden, entschied sich der Forstbetrieb vor wenigen Tagen, zwei Fichten zu fällen, um einen Weg zu blockieren, der für die Verlegung benötigt wird. Man habe einfach wissen wollen, wann die Arbeiten weitergehen, erklärt Zippert. Nachdem der Weg nun gesperrt ist, müsse sich die Baufirma ja wohl melden, wenn sie weitermachen wolle. Man werde dann die weiteren "Spielregeln" festlegen und die Arbeiten "engmaschiger überwachen", so Zippert.

Die Telekom habe man aufgefordert, "eine andere Firma zu schicken", sagt Zippert. Auch vom Telekommunikationsunternehmen habe es eine Entschuldigung gegeben. "Die sind fassungslos und geloben Besserung", fasst Zippert die Rückmeldung zusammen.

Ob es Besserung gibt, wann die Ablagerungen beseitigt werden oder ob die Telekom gar die zuletzt von mehreren Seiten deutlich kritisierte Firma Circet vom Glasfaserausbau in Lohr abzieht, bleibt indes offen. Die bislang gegenüber der Presse mit dem Thema befassten Vertreter von Telekom und Circet kündigten auf Anfrage der Redaktion eine Stellungnahme zu den Vorfällen an.

 
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  • R. S.
    Da handelt eine Behörde einmal unbürokratisch (mündliche Abmachung) und schon wird es augenutzt (durch die Firma) und kritisiert. Wunderts da noch, wenn St. Bürokratius die Oberhand gewinnt?
    Respekt dem Forstamt dass es Druck macht!
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  • E. K.
    Das Baumfällen im August ist laut Bundesnaturschutzgesetz verboten !!!
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  • S. K.
    Bitte lies nochmals langsam das Bundesnaturschutzgesetz durch.

    Spoiler: Die von dir vorgebrachte Regelung gilt nur für Bäume ausserhalb des Waldes.
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  • R. A.
    Leider verstößt Ihr Kommentar gegen die Kommentarregeln auf mainpost.de. Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
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  • J. H.
    Auch wenn das Vorgehen der Glasfaser Firma bezüglich der Lagerung des Aushubs fragwürdig ist: für mich sind das 2 getrennte Vorgänge: jetzt den Ausbau eigenmächtig zu behindern, ist in meinen Augen Selbstjustiz! Und das von einem Staatsbetrieb. Ein Disziplinarverfahren gegen Herrn Zippert wäre wohl angebracht. Wo kommen wir hin, wenn jeder Allerweltsbeamter das Gesetz in seine Hand nimmt? Macht der Firma die Hölle heiß wegen des Schutthaufens, der Ausbau muss aber weitergehen!
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  • G. L.
    @Derrik
    Korrekt, offensichtlich hat der Staatsbetrieb dem Landratsamt nichts zugetraut, was sicher auf Erfahrung basiert.

    Das ist aus meiner Sicht das eigentliche Problem an der Stelle. Die Polizei hat damit erstmal nicht zu tun, außer mögliche Anzeigen aufzunehmen.

    Anders ist die Selbstjustiz nicht zu erklären, was aber als Beamter eher dumm ist, auch wenn das Ziel die Umwelt vor gewinnorientierten Unternehmen zu schützen ja ehrenhaft ist.
    Vielleicht gibt es ja von der MP noch einen Nachtrag zur Geschichte.
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  • T. D.
    Das Schlimme ist welcher Aufwand um diese Vorgehensweise betrieben werden muss , um alles wieder in Ordnung zu bringen . Würde man die Subunternehmen richtig bezahlen , würde so etwas nicht in dieser Form sicherlich nicht passieren .
    So werden Bäume gefällt , Arbeitszeit unnütz vergeudet weil die Bäume ja wieder weggeräumt werden müssen . Ohne über den Aufwand und die Unkosten aller Beteiligten
    zu denken und dies macht uns langsam und über bürokratisch !
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  • E. K.
    Verloren haben schon mal die Fichten. Ob es was nützt wenn eine Baufirma mit Bagger da wirklich durch will wage ich zu bezweifeln...
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  • R. B.
    Dieser Vorgang ist ein Spiegelbild der Gesamtlage in Deutschland. Ob Nord-Süd-Trasse, Windparks, Photo-Voltaik, Digitalisierung. Klimawandel usw., wir sind Spielball des deutschen Bürokratiemonsters. Wir leisten uns Beamte, wo keine hingehören, sondern ein freier Wettbewerb viel sinnvoller wäre. Hunderte notwendige Vorhaben werden durch jahrelange Gerichtsprozesse blockiert und zu guter Letzt dann noch durch Brüssel vollständig pulverisiert. Anstatt Verwaltung und Behörden abzubauen, hat Deutschland aufgerüstet wie eine Streitmacht. In Europa sind wir allenfalls, wenn überhaupt noch, Mittelmaß. Wir werden auch nicht ansatzweise das Klimaziel erreichen, weil zig Unternehmen aus Wirtschaft und Industrie aus finanziellen Gründen heraus, kein Interesse daran haben. In der Politik sind zahlreiche Entscheider, ohne Beruf und ohne Ausbildung, welche den Menschen erklären wollen, wie das Leben funktioniert. Ein Land schafft sich ab, Stück für Stück.
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  • A. B.
    Was wollen Sie uns in Bezug auf die konkrete Situation damit sagen???
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  • R. B.
    Sehr geehrte Frau/Herr buehlow72, sich glauben jetzt aber nicht wirklich, dass ich Ihnen auf diese Frage eine Antwort gebe. Sollte Ihre Frage ernst gemeint sein, wäre eine Antwort von mir ohnehin erfolglos.
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    @buehlow: Albatros schreibt mal wieder in Rätseln. Ihre Frage kann er nicht beantworten, denn es gibt keinen Bezug zu der im Artikel geschilderten Thematik. Hier werden wie so oft Dinge miteinander verknüpft, die gar nichts miteinander zu tun haben. Er schreibt halt gerne und möglichst viel! Auch wenn es hart klingt: Wir werden mit diesen "Entgleisungen" leben müssen!
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  • S. K.
    hä?

    Dein allgemeingekreische hat recht wenig mit dem Artikel zu tun grinsen

    Vielleicht hat es dir gut getan, es einfach mal aus dir raus zu lassen grinsen
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  • R. B.
    @Steler....., ich wusste gar nicht, dass wir zusammen im Sandkasten gespielt haben. Und ohne Zweifel bin ich auch keiner Ihrer Stammtischbrüder, welche von der Art und Güte Ihres Kommentars etwas anfangen können. Ich denke eher Sie haben weder den Artikel noch meinen Kommentar richtig eingeordnet.
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    @Albatros: Bei mir hat eine Einordnung Ihres sinnfreien Kommentars stattgefunden. Ich habe meinen Papierkorb bemüht!
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  • S. K.
    Naja, kannst dich nicht mehr an den Sandkuchen mit Hundepipi erinnern?
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    @Albatros: Auch wenn Ihr Post hier gar nichts zu suchen hat und voll am Thema vorbeigeht: Wie wär's mit Auswandern? Irgendwie scheinen Sie mir unzufrieden zu sein ...
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  • R. B.
    @gardner, ich weiß nicht wie alt Sie sind, aber Ihren kindlichen Kommentaren nach müssen Sie noch sehr jung sein. Ich werde künftig auch nicht weiter auf Ihre geistigen Ergüsse eingehen, dafür ist mir meine Zeit zu kostbar. Ich denke sie finden andere Mitforisten Ihres Niveaus.
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    Sie reden von "kostbarer" Zeit? Warum müssen Sie dann ständig Ihren Senf dazugeben?
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  • B. S.
    Bitte bleiben Sie beim Thema.
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