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Main-Spessart: Wie lange man auf einen Handwerker warten muss
Der Urlaub fällt aus, stattdessen modernisieren viele ihr Haus. Allerdings wird das Material teilweise knapp oder teurer.
Handwerker in der Baubranche sind in der Regel langfristig ausgelastet (Symbolbild).
Foto: amh-online.de | Handwerker in der Baubranche sind in der Regel langfristig ausgelastet (Symbolbild).
Karl-Heinz Haase
Karlheinz Haase
 |  aktualisiert: 08.02.2024 11:31 Uhr

"Wir merken gar nix, wir arbeiten normal", sagt Volker Schäfer (Halsbach), Innungsobermeister der Zimmerer in Main-Spessart. Diese Aussage gibt genau das wieder, was allenthalben im Bauhandwerk zu hören ist. Kunden müssen derzeit teilweise sogar länger warten, weil die Auftragsbücher voll sind. "2006/07 war ich froh, wenn ich Aufträge für einen Monat hatte; jetzt bin ich für ein knappes halbes Jahr ausgebucht", zieht Schäfer einen Vergleich.

Er registriert jedoch, dass er auf Material teilweise länger warten muss als früher. Wenn er Konstruktionsholz bestellt hatte, war das normalerweise innerhalb von 14 Tagen da. Jetzt sei es ratsam, vier bis sechs Wochen im Voraus zu bestellen.

Die Firmengruppe Carl Götz hat deutschlandweit 13 Standorte für Holzgroßhandel. Der Trennfelder Niederlassungsleiter Gerald Leimeister berichtet, im Winter würden die Produzenten üblicherweise versuchen, höhere Preise zu erzielen. Das ist dafür ein günstiger Zeitpunkt, weil witterungsbedingt weniger produziert wird. Ein Knackpunkt seien auch die Containerverschiffungen. Da seien die Preise regelrecht explodiert, "wie ich es in den vergangenen 30 Jahren noch nie erlebt habe".

Massivholz und verleimte Platten kommen oft auch aus Fernost. Leimeister merkt bei der Gelegenheit gleich an, dass seit acht Jahren jeder Container einen Herkunftsnachweis braucht, um kein "illegales Holz" aus Flächenrodungen in die EU einzuführen. Konstruktions-Leimhölzer und Sperrholz stammen typischerweise aus Europa.

Kurzarbeit trotz guter Auftragslage?

Jürgen Höfling von der Gössenheimer Spenglerei Münch & Höfling kann ein Lied singen von den Engpässen beim Material und zählt spontan Beispiele auf: "Isolierung für Fußbodenheizung, Pavatex (Holzfaserdämmplatten), Dachziegel, Armaturen in bestimmten Farben..." Als Grund für die Verknappung macht er die Kurzarbeit in der Industrie aus: "Die streichen das Geld für die Kurzarbeit ein." Warum tun sie das? "Die haben geringere laufende Kosten, kriegen aber ihr Geld." Ähnliches berichtet ein anderer Handwerker über eine Herstellerfirma in Main-Spessart, deren Name an dieser Stelle aber nicht genannt werden solle. Er wisse, dass es dort genug Aufträge gebe, aber kurzgearbeitet werde.

Höfling erzählt, selbst neue Firmenfahrzeuge zu kaufen sei momentan nicht so selbstverständlich, weil der Verkäufer in Kurzarbeit und somit nur zu bestimmten Zeiten erreichbar ist.

So einfache Dinge wie Schrauben sind zwar noch problemlos erhältlich, werden aber teurer. Der Grund sind auch dort wieder fehlende Container. "Denn auch Schrauben werden nicht mehr in Deutschland produziert", sagt Werner Peters bei S+W, dem Fachhandel für Schrauben, Werkzeugen Befestigungstechnik und Industriebedarf in Karlstadt. "Die kommen beispielsweise aus China, Indien oder Taiwan." Nur Sonderanfertigungen würden noch in Deutschland hergestellt.

Termine mit Handwerkern frühzeitig planen 

Offensichtlich hat es sich bei den Kunden herumgesprochen, dass es gut ist, sich frühzeitig um Handwerker zu kümmern. Zimmermann Volker Schäfer: "Früher war das Telefon im Januar und Februar ziemlich tot, das ist jetzt anders." Wer beispielsweise sein Dach noch vor dem Herbst sanieren lassen will, ist gut beraten, sich jetzt darum zu kümmern.

Warum "brummt" es im Handwerk nach wie vor? "Statt in den Urlaub stecken viele ihr Geld in die Modernisierung ihrer Gebäude", beobachtet Innungsobermeister Thomas Marterstock von der Schreinerei Sauer in Aschfeld. Er stellt allerdings fest, dass es derzeit weniger Ausschreibungen für größere Objekte gibt. Da sei sonst um diese Jahreszeit mehr los gewesen.

Firmeninhaber ist selbst mit draußen

Für das nächste Vierteljahr ist die Reber GmbH Heizung, Sanitär, Kundendienst (Frammersbach) ausgebucht. Mit Johannes Reber, dem Innungsobermeister von Main-Spessart, hat der Betrieb acht Mann. Ihn ans Telefon zu bekommen ist derzeit schwierig. Gudrun Reber: "Mein Mann ist mit draußen, weil wir nicht nachkommen." Probleme mit der Lieferung von Heizungsanlage und Installationsmaterial gebe es in ihrer Sparte nicht.

Zu kämpfen habe sie lediglich mit den Zuschüssen, die es für neue Heizungen gibt, sagt Gudrun Reber "Da werden die Kunden mit 35 Prozent Förderung gelockt, aber die Formalitäten für solche Zuschüsse sind aufwendig." Oft könnten die Kunden die Bedingungen nicht einhalten, weil es bei ihnen eben kein Erdgas gibt oder sich eine Wärmepumpe für ihr Gebäude nicht eignet.

 
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