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Karlstadt
Feuerwehr Karlstadt wappnet sich für Flächenbrände: Pick-up-Truck wird zum mobilen Löschfahrzeug
Aufgrund der extremen Trockenheit waren die Feuerwehren in Main-Spessart im Sommer oft gefordert. Wie sich die Karlstadter Wehr künftig auf Wald- und Wiesenbrände vorbereitet.
Das Pick-Up-Modul 'Vegetationsbrandbekämpfung' der Freiwilligen Feuerwehr Karlstadt erleichtert den Einsatz bei Wald- und Wiesenbränden.
Foto: Lukas Hofmann | Das Pick-Up-Modul "Vegetationsbrandbekämpfung" der Freiwilligen Feuerwehr Karlstadt erleichtert den Einsatz bei Wald- und Wiesenbränden.
Stefanie Koßner
 |  aktualisiert: 10.05.2023 09:47 Uhr

Ende Juli brannte bei Mühlbach, Stadelhofen und Zellingen innerhalb von zwei Tagen dreimal der Wald, Mitte August waren 2,8 Hektar Wald und Wiese von einem Flächenbrand bei Gemünden betroffen. "So viele Vegetationsbrände wie in diesem Jahr hatten wir noch nie", sagt Andreas Büttner, Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Karlstadt. "Gerade in den drei heißesten Wochen waren wir fast jeden Tag unterwegs." Die Brandgefahr auf den Feldern und in den Wäldern war durch die Trockenheit extrem hoch. In Zukunft wird dies wohl eher zur Regel werden, denn Hitzesommer soll es immer häufiger geben.

Um künftig noch besser für Einsätze dieser Art gewappnet zu sein, hat die Karlstadter Wehr ihren Pick-up-Truck "FL Karlstadt 50/1" aufgerüstet. Mit dem wendigen Fahrzeug gelangen die Einsatzkräfte in unwegsamem Gelände schnell zu Bränden oder können sich um Nachlöscharbeiten kümmern. Das Projekt ist bisher einzigartig im Landkreis.

"Gerade beim Waldbrand muss man sehr flexibel sein"

Auf der Ladefläche thronen ein 300-Liter-Wasserfass, eine kleine Pumpe, passende Schläuche und Schaummittel zum Löschen. Letzteres sei besonders bei einem Flächenbrand wichtig, da es die Löschwirkung steigere, erklärt der Vereinsvorsitzende Gregor Weigel. Dichten weißen Schaum gebe es dabei allerdings nicht: "Das ist eher mit Spülmittel vergleichbar."

Kommandant Andreas Büttner erklärt die Pumpe des neuen Pick-up-Moduls.
Foto: Stefanie Koßner | Kommandant Andreas Büttner erklärt die Pumpe des neuen Pick-up-Moduls.

Mit dem Truck könne natürlich kein großer Flächenbrand gelöscht werden – aber darum gehe es auch gar nicht, sagt Weigel. "Gerade beim Waldbrand muss man sehr flexibel sein. Deshalb benutzen wir hier schmale und leichtere Schläuche, in die weniger Wasser passt. Sonst wäre der Tank ziemlich schnell leer." Außerdem könnten mit dem Fahrzeug eine Verteilerleitung verlegt oder die Löschrucksäcke der Mannschaft schnell vor Ort aufgefüllt werden.

"Das große Feuer hat man meist schnell unter Kontrolle. Das Problem ist eher: Ein Flächenbrand zieht sich lange hin", sagt Büttner. Im Waldboden wandere die Glut nach unten, man finde auch in 30 Zentimetern Tiefe noch Glutnester. Diese hielten sich auch über Tage im Boden. "Da brauche ich keine riesigen Wasserwerfer, sondern da langt eine kleine Wassermenge, um effektiv und punktuell zu löschen."

So ist die Idee zur Umrüstung des Trucks entstanden

Auf die Idee zum Pick-up-Umbau brachte die Karlstadter der Schweizer Feuerwehrverband. "Der hat in den Sozialen Medien die Bauanleitung für das Modul offen zugänglich gemacht, daran haben wir uns orientiert", so Büttner. Die benötigten Teile seien teilweise vorrätig gewesen, manches habe die Wehr auch geschenkt bekommen. "Viele unserer Mitglieder sind Handwerker und kommen so leicht an die Materialien." Für den Zusammenbau und erste Testungen war dann Gerätewart Michael Amthor zuständig. So hat das Projekt insgesamt rund 1000 Euro gekostet.

Die Karlstadter Wehr verfügt daneben über drei größere geländegängige Fahrzeuge, die sich für den Einsatz bei Flächenbränden eignen. Die Ehrenamtlichen haben in diesem Jahr zudem einen Wechsellader in Eigeninitiative umgebaut – ebenfalls als Reaktion auf die Trockenheit. Dieser transportiert nun im Sommer zwei große Wasserballons mit jeweils 1000 Litern.

"Red Farmer" haben sich bei Einsätzen in Main-Spessart bewährt

Eine große Hilfe seien auch die von der Kreisbrandinspektion initiierten "Red Farmer". Dabei können Einsatzkräfte in Main-Spessart über eine Datenbank schnell Landwirtinnen und Landwirte kontaktieren, die dann mit zusätzlichem Wasser beim Löschen unterstützen. Büttner: "In den Einsätzen, die ich miterlebt habe, hat das immer super geklappt." Die Beteiligung und die Rückmeldungen seien sehr gut.

Die Schläuche des neuen Moduls sind schmaler, sonst wäre der 300-Liter-Wassertank zu schnell leer. Der stellvertretende Kommandant der Karlstadter Feuerwehr, Christoph Marterstock, demonstriert die Funktionsweise.
Foto: Stefanie Koßner | Die Schläuche des neuen Moduls sind schmaler, sonst wäre der 300-Liter-Wassertank zu schnell leer. Der stellvertretende Kommandant der Karlstadter Feuerwehr, Christoph Marterstock, demonstriert die Funktionsweise.

Ziel für die Zukunft sei, alle Karlstadter Ortsteile gleich zu fördern und auszurüsten. "Wir haben oft nicht die Ortskenntnis und sind da voll auf die Kollegen angewiesen. Ohne die Ortsfeuerwehren geht gar nichts", sagt Büttner. Zudem appelliert der Kommandant an die Bevölkerung: "Ein Verbot von offenem Feuer bei Trockenheit ist keine Gängelei, sondern absolut nötig. Die bayerischen Feuerwehren sind gut ausgerüstet, aber die Bürgerinnen und Bürger müssen auch mitspielen."

 
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