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Main-Spessart
Wenn Mähdrescher und Felder Feuer fangen: Warum das Risiko bei Hitze besonders groß ist
Trockenheit und Hitze begünstigen in der Erntezeit Brände beim Einsatz von Landmaschinen. Landwirte, Feuerwehr und Hersteller erklären, wie man vorbeugen kann und im Ernstfall richtig handelt.
Hat ein Mähdrescher erst einmal Feuer gefangen, kann es passieren, dass er vollständig ausbrennt. Das Foto entstand 2015 bei Uchenhofen im Landkreis Haßberge. (Archivbild)
Foto: René Ruprecht | Hat ein Mähdrescher erst einmal Feuer gefangen, kann es passieren, dass er vollständig ausbrennt. Das Foto entstand 2015 bei Uchenhofen im Landkreis Haßberge. (Archivbild)
Dorothea Fischer
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:49 Uhr

Die derzeit vorherrschende extreme Trockenheit macht Landwirten bei der Getreideernte schwer zu schaffen. Während der Erntezeit im Hochsommer sind große landwirtschaftliche Maschinen wie Mähdrescher und Ballenpressen im Dauereinsatz und laufen heiß. Durch die zusätzliche Sommerhitze kann es schnell passieren, dass es zu einem Funkenflug kommt.

"In Kombination mit Wind kann so ein Brand schnell ein großes Ausmaß annehmen", erklärt Benedict Rottmann, Kreisbrandmeister in Main-Spessart. Auch in dieser Saison brannten schon Maschinen und abgeerntete Äcker, zum Beispiel in Ansbach (Landkreis Main-Spessart), Mönchstockheim oder Rütschenhausen (beide Lkr. Schweinfurt).

In Ansbach trafen Metallteile des Mähdreschers vermutlich auf einen Stein, so Rottmann. Dadurch wurde ein Funke erzeugt, der das trockene Stroh auf dem Acker entzündete. Nur wenige Sekunden später stand es lichterloh in Flammen und breitete sich schnell weiter aus, habe ihm der betroffene Landwirt berichtet.

Staubwolken und Rauchschwaden sind schwer voneinander zu unterscheiden

Ein Feuer wird oft relativ spät entdeckt, erklärt Rottmann. Nicht immer sei im Rückspiegel des Mähdreschers zu erkennen, ob hinter der Maschine eine Staubwolke oder Rauchschwaden aufsteigen. Glück hatte der Ansbacher Landwirt: Er und sein Mähdrescher trugen keinen Schaden davon.

Für einen Flächenbrand auf dem abgeernteten Feld wird nicht viel Löschwasser gebraucht. Die Glutnester werden gezielt mit Feuerpatschen bearbeitet. Das Foto entstand in der Nähe von Bad Königshofen. (Archivbild)
Foto: Thomas Hälker | Für einen Flächenbrand auf dem abgeernteten Feld wird nicht viel Löschwasser gebraucht. Die Glutnester werden gezielt mit Feuerpatschen bearbeitet. Das Foto entstand in der Nähe von Bad Königshofen. (Archivbild)

Das ist nicht immer so, Auch die Fahrzeuge selbst können in Brand geraten. Ursachen hierfür sind oftmals Ansammlungen von Spreu, Stroh und Strohstaub in Bereichen, die sich stark erhitzen können, erklärt Matthias Mumme vom Maschinenhersteller Claas. "Darüber hinaus sind festgelaufene Lager und rutschende Riemen potenzielle Brandherde."

Wichtig ist eine tägliche Wartung des Mähdreschers

Deshalb sei es besonders wichtig, während der Erntezeit regelmäßig den Mähdrescher zu warten, so Reinhard Wolz, Obmann des Kreisverbands Main-Spessart im Bayerischen Bauernverband. Sein Hof hält Tiere, produziert deren Futter selbst und erntet für andere Landwirte. Der Mähdrescher wird täglich von Staub und Fremdkörpern befreit, der Öl- und Wasserstand wird gemessen und Teile werden eingefettet. Ein technischer Defekt könne dennoch auftreten.

Wie hoch die Schäden an den Fahrzeugen im Brandfall sind, kommt auf die Schwere des Brandes an. "Die meisten Brände werden schnell und früh erkannt und vom Fahrer und Kolleg:innen selbst gelöscht", weiß Claas-Sprecher Mumme. "Brennt nur ein Bereich, zum Beispiel das Motorenumfeld, kann die Maschine noch repariert werden."

Neben dem Feuerlöscher, der auf dem Mähdrescher mitfährt, steht für einen ersten Löschangriff immer ein Güllefass mit Wasser bereit, erklärt Jochen Schäfer, Nebenerwerbslandwirt aus Glasofen (Lkr. Main-Spessart). "Integrierte Brandlöschanlagen sind technisch machbar, aber mit entsprechendem technischem Aufwand und Mehrpreis. Bei Bedarf sind Nachrüstungen möglich", sagt Mumme.

An Ansbach brannten Anfang Juli rund 15 Hektar Ackerfläche. Landwirte grubberten einen breiten Streifen rund um den Brand, um das Ausbreiten des Feuers zu verhindern.
Foto: Benedict Rottmann | An Ansbach brannten Anfang Juli rund 15 Hektar Ackerfläche. Landwirte grubberten einen breiten Streifen rund um den Brand, um das Ausbreiten des Feuers zu verhindern.

Landwirte sind schneller vor Ort als die Feuerwehr

Komme es zu einem Feuer auf dem Feld, seien die wichtigsten Akteure die Landwirte, so Feuerwehrmann Benedict Rottmann. Sie haben die Möglichkeiten, das weitere Ausbreiten des Feuers zu verhindern: nämlich, indem sie mit ihren Geräten einen Ackerstreifen rund um den Brand grubbern. In der Regel sind  Landwirt-Kollegen schneller vor Ort als die Feuerwehr, denn sie haben meist kürzere Wege zur Brandstelle.

Feldbrand breitet sich innerhalb von wenigen Sekunden aus

"Trifft die Feuerwehr am Brandort ein, muss sie sich erstmal einen Überblick über die Situation verschaffen", erklärt Rottmann. Nicht selten seien die Informationen, die der integrierten Leitstelle übermittelt wurden, dann überholt. "Ein Feldbrand breitet sich innerhalb von wenigen Sekunden weiter aus", sagt er.

Bei dem Brand in Ansbach unterstützten Landwirte aus dem Ort mit Löschwasser aus ihren Güllefässern.
Foto: Benedict Rottmann | Bei dem Brand in Ansbach unterstützten Landwirte aus dem Ort mit Löschwasser aus ihren Güllefässern.

Die Feuerwehr versucht zu verhindern, dass das Feuer nicht auf Wohngebiete und Waldflächen übergreift. Das Feuer soll möglichst auf das freie Feld gelenkt werden. Dann entstehe "nur" ein Schaden für den Landwirt, so der Kreisbrandmeister.

Feuerpatschen und gezielter Wasserstrahl gegen Glutnester

Meist sei gar keine große Menge an Löschwasser notwendig, weiß Rottmann. "Oft ist nur Glut zu löschen." Und die bekämpfe man gezielt mit einem kleinen Schlauch, ähnlich wie bei Waldbränden. Zum Einsatz kommen noch sogenannte Feuerpatschen. Wie die zu benutzen sind, haben die Landwirte Jochen Schäfer und auch Reinhard Wolz, die sich in der jeweiligen Ortsfeuerwehr engagieren, bei Feuerwehrübungen gelernt.

Eine strategische Kooperation zwischen den Feuerwehren und den Landwirten gibt es im Raum Marktheidenfeld bisher nicht. "Wir legen für den Landkreis Main-Spessart derzeit eine Datenbank an", erklärt Rottmann. Für die Aktion "Red Farmer" wird bei den Landwirten abgefragt , welche Geräte sie haben, ob Güllefässer für Wassertransporte vorhanden sind und wie sie erreichbar sind.

 
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