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Obersfeld
Fast auf SMS-Betrug hereingefallen: Jetzt will Edgar Weißenberger aus Obersfeld andere vor der Masche warnen
Mehrere angebliche SMS einer Bank brachten den 72-Jährigen beinahe dazu, seine Daten preiszugeben. Die Vorgehensweise hat System. Welche Tipps die Polizei gibt.
Edgar Weißenberger aus Eußenheim-Obersfeld ist Internetbetrügern nicht auf den Leim gegangen.
Foto: Stefanie Koßner | Edgar Weißenberger aus Eußenheim-Obersfeld ist Internetbetrügern nicht auf den Leim gegangen.
Stefanie Koßner
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:42 Uhr

Eigentlich würde er sich nicht als leichtgläubig bezeichnen, sagt der 72-jährige Edgar Weißenberger aus Eußenheim-Obersfeld. Nach der dritten SMS von fast identischen deutschen Handynummern, angeblich von der Sparkasse, wurde der 72-Jährige dann aber doch stutzig. Darin wurde er aufgefordert, sich über einen Link in seinen Online-Banking-Account einzuloggen. Sonst würde das Konto "eingeschränkt". "Ich hätte das wirklich gemacht – wenn mir meine PIN-Nummer in diesem Moment eingefallen wäre." Denn erst Tage zuvor habe seine EC-Karte gesponnen.

Ein Anruf bei seiner Bank brachte dann aber Gewissheit: "Der Mitarbeiter sagte mir, dass sie mich immer direkt kontaktieren und prinzipiell keine SMS verschicken würden", berichtet der Heizungsbaumeister im Ruhestand.

Immer noch verärgert über die Masche der Betrüger, will Weißenberger jetzt andere warnen. Er sagt: "Auch wenn man mittlerweile viele dieser Fälle kennt und weiß, dass man vorsichtig sein muss: Es genügt eine Kurzschlusshandlung und man geht den Gaunern auf den Leim." Auch ein Bekannter sei vor kurzem fast auf einen ähnlichen Betrug hereingefallen.

Gefälschte Internetseite gaukelte Sicherheit vor

Als er auf den Link in der SMS geklickt habe, sei er auf eine vermeintliche Internetseite der Sparkasse weitergeleitet worden, sagt Weißenberger. Bereits dieser Klick hätte für den 72-Jährigen gefährlich werden können. "Oben war das Bank-Logo und unten mehrere Siegel des TÜV abgebildet. In einer Maske sollte ich dann meine IBAN und PIN eingeben."

So sahen die drei SMS aus, die Edgar Weißenberger erhalten hat. Der Wortlaut war stets identisch, die Nummern unterschieden sich nur geringfügig.
Foto: Stefanie Koßner | So sahen die drei SMS aus, die Edgar Weißenberger erhalten hat. Der Wortlaut war stets identisch, die Nummern unterschieden sich nur geringfügig.

Hätte er das gemacht, "hätten die Gauner mein Konto wohl leergeräumt". Die Seite ist mittlerweile nicht mehr erreichbar. "Ich habe danach die Polizei kontaktiert. Der Beamte meinte allerdings, dass sie in diesen Fällen wenig machen könnten." Die Täter könnten meist nicht ausfindig gemacht werden, säßen zum Teil im Ausland.

Was in Obersfeld noch hinzukommt: In dem Eußenheimer Ortsteil gibt es keine Bankfiliale und auch keinen Geldautomaten mehr. Geld kann zwar weiterhin im Dorfladen abgehoben werden, für Überweisungen sei er aber auf das Online-Banking angewiesen, sagt Weißenberger. "Ich habe mich lange mit Händen und Füßen dagegen gesträubt, weil ich es für zu unsicher gehalten habe." Letztendlich sei ihm aber nichts anderes übrig geblieben. Gerade ältere Menschen täten sich damit aber schwer.

Mit vorgegaukelter Identität Geld überweisen oder Dispokredit ausschöpfen

Das Polizeipräsidium Unterfranken kennt die in der Region noch relativ neue Betrugsmasche und warnt vor solchen fingierten SMS oder E-Mails, sogenannten Phishing-Mails. Damit wollen Internetbetrüger die Empfänger dazu veranlassen, Zugangsdaten oder Passwörter preiszugeben. Sie ködern ihre Opfer mit fingierten Nachrichten und führen sie in der Regel über einen Link auf professionell gestaltete Internetseiten. So wie im Fall von Edgar Weißenberger.

Mit den persönlichen Daten können Betrüger Missbrauch betreiben und mit der vorgegaukelten Identität im Namen des Geschädigten online nahezu alle Geschäfte abwickeln. Etwa Geld überweisen, den Dispokredit ausschöpfen oder Online-Einkäufe tätigen.

"Das Phänomen des Callcenter-Betrugs mittels Messenger kam im Jahr 2022 auf und wird entsprechend seither beobachtet", teilt ein Sprecher des Polizeipräsidiums mit. Konkrete Zahlen hierzu würden erst Mitte März veröffentlicht. Ein Problem bleibt der "klassische Callcenter-Betrug" via Telefon. Die Anzeigen und vollendeten Taten seien hier 2022 in Unterfranken tendenziell gestiegen, genauso wie der 2021 erfasste Vermögensschaden: von 1,2 auf 1,4 Millionen Euro.

Rückläufig seien die Fälle, in denen sich Betrüger am Telefon als Amtsträger ausgeben. Demgegenüber sei aber besonders das Vortäuschen einer Hilfesituation 2021 um das Vierfache von 96 auf 519 Fälle gestiegen.

Tipps der unterfränkischen Polizei zum Schutz vor Phishing-Mails und -SMS

  • Klicken Sie niemals auf Links in einer E-Mail oder SMS. Versuchen Sie stattdessen, die angegebenen Seiten über die Startseite Ihrer Bank zu erreichen (ohne diese in die Adresszeile einzutippen). Nutzen Sie nur die offizielle Zugangssoftware Ihrer Bank.
  • Kreditinstitute fordern grundsätzlich keine vertraulichen Daten per E-Mail, Telefon oder per Post an. Wenn Sie sich unsicher sind, halten Sie Rücksprache mit Ihrer Bank.
  • Übermitteln Sie keine persönlichen oder vertraulichen Daten (z.B. Passwörter oder Transaktionsnummern) per SMS oder E-Mail.
  • Kontrollieren Sie regelmäßig Ihren Kontostand sowie Ihre Kontobewegungen. So können Sie schnell reagieren, falls ungewollte Aktionen stattgefunden haben.
  • Weitere Tipps gibt es unter www.polizei.bayern.de/aktuelles
 
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