Der Obersfelder Dorfladen feiert sein erstes kleines Jubiläum. Im Mai vor fünf Jahren wurde er eröffnet und hat sich mit seinen ausgewählten Produkten aus der Region einen guten Ruf erarbeitet. So kommen Auswärtige nicht nur, weil sie in der Ortsdurchfahrt auf den Laden aufmerksam werden. Etliche fahren auch gezielt nach Obersfeld. Das Sortiment mit Waren aus der Region soll noch weiter steigen. Dafür sucht das Ladenteam Anbieter aus der Umgebung. Aber erst einmal gibt es von 17. bis 22. Mai eine Jubiläumswoche mit Sonderangeboten.
Das Restjahr ab Mai 2016 hatte die Dorfladen Obersfeld UG noch mit einem Minus abgeschlossen. Doch von 2017 an schrieb die Unternehmergesellschaft schwarze Zahlen. Das heißt noch lange nicht, dass der Laden eine Gelddruckmaschine ist. "Die Personalkosten sind der gefährliche Posten", sagt Wolfgang Rüth, einer der drei ehrenamtlichen Geschäftsführer. Die anderen beiden sind Jeanette Biernoth und Bernd Reitz. Mehr als die fünf festen Teilzeit-Mitarbeiterinnen, die für rund 100 Wochenstunden angestellt sind, könne sich der Laden nicht leisten.
Ohne die Ehrenamtlichen ginge es nicht
Und er kann auch nur dank engagierter Ehrenamtlicher überleben. Sie kümmern sich um die Buchführung, die Geschäftsführung, darum, dass die Hecke geschnitten, der Winterdienst erledigt ist und Feste organisiert werden. "Ohne sie würde der Laden nicht laufen", sagt Rüth. Einmal im Jahr kommt außerdem eine Praktikantin über das Freiwilligendienst-Emil-Projekt des Landratsamts für 80 Stunden nach Obersfeld.
Bei der Gründung der UG vor fünf Jahren wurden die benötigten knapp 40 000 Euro gerade so erreicht. Das war die Mindesteinlagesumme. Bei 490 Einwohnern in 90 Obersfelder Haushalten hatten sich 127 Gesellschafter gefunden, von denen jeder mindestens 200 Euro einbrachte.
Im Sommer die besten Umsätze
Im Betrieb hat sich herausgestellt, dass die Obersfelder nicht ganz so viel einkaufen wie erhofft. Mit so vielen auswärtigen Kunden wiederum war nicht kalkuliert worden. Sie kommen teils aus der näheren Umgebung zwischen Gauaschach und dem oberen Bachgrund, manchmal auch bis aus Würzburg. Somit gleicht sich das aus. Vor Corona erreichten die Umsätze monatlich durchschnittlich 25 000 Euro.
Interessant ist, dass in den Sommermonaten von Juli bis September die besten Umsätze gemacht werden. "Viele bleiben im Urlaub daheim und genießen es, mal ins Café zu gehen", berichtet Rüth. Die schlechtesten Monate sind Januar und Februar. Das gelte allgemein für den Lebensmittelhandel, weiß der Geschäftsführer, der eigentlich ITler ist, sich in der Lebensmittelbranche aber inzwischen ebenso gut auskennt. Seit Corona beträgt der Umsatz im Schnitt monatlich nur noch 20 000 Euro. Das liegt am geschlossenen Café. Wer dort einkehrte, hat in der Regel noch etwas zusätzlich gekauft.
Vor der Eröffnung des Dorfladens gab es bis 2007 in der Obersfelder Ortsdurchfahrt ein Lebensmittelgeschäft. Nach dessen Schließung fuhren die Obersfelder zum Einkaufen nach Karlstadt, Arnstein oder Hammelburg. Die Dorfladen-Unternehmergesellschaft kaufte das Gebäude "zu günstigen Konditionen" von der Raiffeisenbank, wie Rüth berichtet. Der Teil, in dem die Bank selbst untergebracht war, blieb unverändert. Dort wird sogar der alte, eine Tonne schwere Tresor noch verwendet. In Eigenleistung bauten die Obersfelder den Teil um, der als Halle genutzt war, und richteten ihn liebevoll ein. Rund 140 Quadratmeter beträgt die Verkaufsfläche. Büro und Lager haben zusammen rund 70 Quadratmeter.
Preislich wie ein normaler Lebensmittelmarkt
Zurück zum regionalen Sortiment. Das macht bisher rund die Hälfte des Umsatzes aus und soll auf über zwei Drittel gesteigert werden. Voraussetzung ist allerdings, dass die Lieferanten ihre Ware digital verwalten. "Anders würde uns das zu viel Arbeitszeit kosten", sagt Wolfgang Rüth. Kunden, die Wert auf Regionalität legen, sparen sich somit die Fahrten zu 21 verschiedenen Anbietern. Das weitere, allgemeine Sortiment wird bisher über Edeka bezogen, künftig auch noch über Bartels-Langness, kurz bela. Zwischen Einkaufs- und Verkaufspreis liegt in der Regel eine Marge von 15 Prozent. Preislich kann der Dorfladen nicht mit Discountern mithalten. Im Vergleich zu den anderen Lebensmittelmärkten sind manche Produkte teurer, andere wiederum billiger.
Außer mit noch mehr regionalen Produkten will der Laden auch mit längeren Öffnungszeiten punkten. Bisher war dienstags und freitags über Mittag geschlossen. Ab 17. Mai gelten folgende Öffnungszeiten: Montag und Samstag von 6 bis 12.30 Uhr. Dienstag bis Freitag von 6 bis 18 Uhr. Kaffeeklatsch ist – sofern es die Coronaregeln erlauben – jeweils donnerstags um 15 Uhr.
Neben all diesen geschäftlichen Dingen gibt es einen Aspekt, der mit Geld nicht zu bezahlen ist: Gerade ältere Obersfelder kommen zum Teil mehrmals täglich, weil sie dort jemanden treffen. "Vorher haben sie sich auf dem Friedhof versammelt, jetzt hier", berichtet Michaela Rüth, Gesellschafterin und die Frau des Geschäftsführers. "Das ist doch viel schöner so."