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Theilheim/Tiflis
Razzia in zehn Ländern: Wie ein Würzburger Jurist in ganz Europa Internet-Kriminelle jagt
Markus Küstner arbeitet bei der Zentralstelle Cybercrime in Bayern. Nun spielte er bei einem Ermittlungserfolg gegen Betrüger der "Milton- Group" eine Schlüsselrolle.
Der früher in Würzburg tätige Oberstaatsanwalt Markus Küstner spielte eine Schlüsselrolle bei der Koordinierung der europaweiten Ermittlungen im Bereich Cybercrime.
Foto: Mandfred Schweidler | Der früher in Würzburg tätige Oberstaatsanwalt Markus Küstner spielte eine Schlüsselrolle bei der Koordinierung der europaweiten Ermittlungen im Bereich Cybercrime.
Manfred Schweidler
 |  aktualisiert: 15.07.2024 10:22 Uhr

Internet-Fahndern aus mehreren europäischen Ländern gelang der bisher wohl größte gemeinsame Ermittlungserfolg gegen Cyberkriminelle der sogenannten "Milton Group". Als die Ermittler jetzt in Tiflis in Georgien der Öffentlichkeit ihre Ausbeute präsentierten, stand ein Franke in der ersten Reihe: Oberstaatsanwalt Markus Küstner aus Theilheim (Lkr. Würzburg) gilt als Schlüsselfigur in der internationalen Zusammenarbeit im Kampf gegen Internet-Kriminalität.

Gesamtschaden im Milliardenbereich

Seit Jahren ermittelt die Zentralstelle Cybercrime in Bayern (ZCB) mit Sitz in Bamberg mit europäischen Partnern gegen das Netzwerk von Cyber-Kriminellen. Den Lockrufen der "Milton Group" waren auch Dutzende gutgläubiger Investorinnen und Investoren aus dem Raum Kitzingen, Würzburg, Haßfurt und Bad Kissingen erlegen. Sie investierten bis zu sechsstellige Beträge, die sie nie wieder sahen.

"Der Tätergruppierung können hunderte betrügerische Trading-Plattformen und dutzende Callcenter in verschiedenen Ländern zugeordnet werden", erklären Oberstaatsanwalt Küstner und sein Kollege Nino Goldberg von der ZCB. Der verursachte Schaden sei immens: "Allein in Deutschland ist von deutlich mehr als 100 Millionen Euro auszugehen." Weltweit müsse mit hunderttausenden Geschädigten gerechnet werden, der geschätzte Gesamtschaden liege im Milliardenbereich.

Vorgetäuschte Bitcoin-Geschäfte

Die Betrugsmasche ist so einfach wie perfide: "Finanzexperten" beraten ihre potenziellen Opfer über angeblich lukrative Anlageprodukte, oft Kryptowährungen wie Bitcoin, und verleiten sie zum Investieren. In Wahrheit werden die Einzahlungen jedoch nie gewinnbringend angelegt. Über unterschiedliche Plattformen und Internetseiten täuschen die Kriminellen die Existenz von Konten vor. So sollen den Geschädigten Gewinne vorgetäuscht werden, um weitere Investitionen anzuregen. Sobald ein Opfer skeptisch wird oder eine Auszahlung wünscht, bricht der Kontakt ab oder das Investment erleidet einen überraschenden Einbruch, der einen plötzlichen Totalverlust des Investments suggerieren soll.

Ermittler fanden mehr als 100 solcher Plattformen, die Spuren führten nach Tiflis, Helsinki oder Madrid. In Georgien und Mazedonien stürmten Anfang November Einsatzkräfte mehr als ein Dutzend Call-Center. Weitere Durchsuchungen gab es in Albanien, Bulgarien, Nordmazedonien und der Ukraine. Fünf Verdächtige wurden festgenommen, 500 Computer, Mobiltelefone sowie zahlreiche Unterlagen beschlagnahmt. Zudem wurden Vermögensarreste in zweistelliger Millionenhöhe erwirkt.

Als der Erfolg im georgischen Staatsfernsehen publik gemacht wurde, war auch Küstner dabei, der für die deutsche Seite die Ermittlungen koordiniert hatte.

Renommierter Strafverfolger über Landesgrenzen hinweg

Früher verfolgte Küstner als Staatsanwalt in Würzburg Kleinkriminelle. Inzwischen ist der Unterfranken ständig zwischen Bonn, Kiew, Belgrad und Tel Aviv unterwegs, um bürokratische Hürden beiseite zu räumen und Koalitionen zu schmieden gegen das organisierte Verbrechen.

Er sei "einer der renommiertesten Strafverfolger bei Ermittlungen über Landesgrenzen hinweg", sagt ein Richter, der häufiger über von Küstner geschnappte Millionenbetrüger zu urteilen hat. Ein anderer nennt ihn einen "Türöffner, der die dringend notwendige europäische Kooperation bei internationalen Ermittlungen ermöglicht".

 
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    Herr Küstner: Danke!
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