Anlässlich des geplanten Erwerbs des begehrten städtischen Grundstücks im Industriegebiet Lohr Süd hat sich der Glasofenbauer Sorg mit einer Mitteilung an die Presse gewandt. Sorg hatte vom Lohrer Stadtrat Ende Juli den Zuschlag für die letzte große freie Gewerbefläche dort erhalten. Das Vorgehen der Stadt hat auch Kritik ausgelöst. Bekanntlich gab es mit den Autohäusern Grampp und der Gebr. Mayer GbR als Partner von Gerresheimer zwei weitere Bewerber für die Fläche. Gerresheimer zeigte sich verärgert.
Sorg teilt nun mit, dass es mit dem Erwerb des 1,8 Hektar großen Geländes "ein zusätzliches wichtiges Fundament für den zukünftigen Unternehmenserfolg schaffen und damit auch einen Beitrag für die Entwicklung der Stadt Lohr leisten" werde. Noch ist der Kauf aber nicht in trockenen Tüchern. Bei der Stadt heißt es, dass jetzt verhandelt werde. Hannelore Thiesing, Assistentin der Sorg-Geschäftsleitung, teilt auf Anfrage der Redaktion zum Stand mit, dass die Gespräche aufgrund der Urlaubszeit derzeit ruhten.
Arbeitsplätze werden wohl von Gemünden nach Lohr verlagert
Klar ist offenbar, dass die rund 50 Arbeitsplätze von Sorg in Gemünden nach Lohr verlagert werden sollen. "Die Werkstätten in Gemünden müssen erneuert werden", sagt Thiesing. Ob die Verlagerung auch bedeute, dass sich Sorg ganz aus Gemünden verabschiedet, könne sie nicht bestätigen. Auf der freien Fläche in Lohr sollen moderne Werkstätten entstehen. Ein großer Vorteil sei, dass in Lohr eine "engere Verknüpfung" der Ingenieurteams mit den aus Gemünden zu verlagernden Montagegruppen stattfinden könne.
Der Standort im Industriegebiet Lohr fördere die Möglichkeit zur Expansion des Unternehmens, schreibt Sorg in der Pressemitteilung. Das Unternehmen "könnte", heißt es vorsichtig, dort folgende Geschäftsbereiche ansiedeln: die Fertigung und Montage von Ausrüstungen, ein Logistikzentrum, ein Schulungszentrum für Kunden sowie eine Stätte für die Aus- und Weiterbildung von Mitarbeitern.
Für Sorg läuft es gut. Das Jahr 2019 wird wohl das umsatzstärkste in der Geschichte des Unternehmens, heißt es in der Pressemitteilung. Nach einem stetigen Wachstum blickt das Unternehmen bereits auf ein starkes Jahr 2018 zurück. Der Umsatz der Sorg-Gruppe (mit ihren wichtigsten Töchtern Nikolaus Sorg Nikolaus Sorg GmbH & Co. KG und Sorg Keramik Service GmbH in Lohr sowie die EME GmbH in Erkelenz) habe 2018 die 100-Millionen-Euro-Marke deutlich überschritten. Der Glasofenbauer mit Stammsitz in der Lohrer Stoltestraße beschäftigt weltweit rund 450 Menschen. In Lohr sowie am Standort Gemünden bietet er aktuell rund 350 Arbeitsplätze. Sorg sei auf der Suche nach weiteren qualifizierten Mitarbeitern.
Sorg hat neue Großaufträge
Erst vor kurzem habe Sorg große und zukunftsweisende neue Aufträge, wie etwa den Neubau einer Wanne bei Gallo Glass, einer Tochterfirma des größten Weinproduzenten der Welt, mit einem Auftragswert von ca. 20 Millionen Euro erhalten. Weitere Neuaufträge sind der Neubau einer Schmelzwanne für die Firma Siam Glass Ayutthaya in Thailand sowie eine komplette Anlage, das heißt vom Gemengehaus über die Schmelzwanne bis hin zu den Vorherden, für die Firma AR-Glass in amerikanischen Bundesstaat Georgia in einem Auftragswert von zirka 15,5 Millionen Euro. Daneben habe Sorg mit einer Wanne bei Huifeng Glass in China einen Auftrag mit hohem Stellenwert gewonnen, der dem Unternehmen neue Möglichkeiten auf dem chinesischen Markt eröffnen solle.
Der Trend zu immer größeren Komplettanlagen in der Glasindustrie sei seit geraumer Zeit zu beobachten, wobei Sorg typischerweise nur das Engineering und die Ausrüstungen für die Kerntechnologien liefere. Die restlichen Anlagenteile würden nach Sorg-Vorgaben im Betreiberland beschafft – ein Trend, der die Weiterentwicklung des Unternehmens Sorg stark beeinflusse.
Profitiert das Finanzamt vom Zuschlag für Sorg?
Möglicherweise eröffnet der Erwerb der Fläche im Industriegebiet durch Sorg auch für das Finanzamt Lohr eine interessante Möglichkeit. Sorg hatte dem Finanzamt einen heiß begehrten Bürobau schräg gegenüber des Finanzamts in der Rexrothstraße vor der Nase weggeschnappt – ein Gebäude mit 1000 Quadratmetern Nutzfläche und Platz für 62 Mitarbeiter, in dem zuletzt Bosch Rexroth residierte. Ob das Gebäude nun wieder frei werde? "Dazu kann ich nichts sagen", sagt Hannelore Thiesing von Sorg.