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Gemünden
Ein Blick in das alte Gemünden
Alt-Gemünden mit Scherenburg, Brücken und Eisenbahn
Foto: Ferdinand Heilgenthal | Alt-Gemünden mit Scherenburg, Brücken und Eisenbahn
Ferdinand Heilgenthal
 |  aktualisiert: 23.07.2022 02:37 Uhr

Die Modellanlage "Gemünden um 1930" kann nach der Corona geschuldeten Zwangspause ab dem Schlussfest zum Saale-Musicum am Sonntag, 31. Juli, in der Remise des Huttenschlosses besichtigt werden. Als äußeres Zeichen dafür brachte Reinhold Weber, Leiter der Abteilung Modellbau im Film-Photo-Ton-Museumsverein, am Eingang zwei von einer Manufaktur in Thurnau handgefertigte Keramikschilder an.

Reinhold Weber enthüllte die Keramik-Tafeln.
Foto: Ferdinand Heilgenthal | Reinhold Weber enthüllte die Keramik-Tafeln.

Der inzwischen verstorbene Albin Schäfer hatte vor über zehn Jahren den Anstoß zum Bau der Anlage gegeben und zusammen mit Hubert Schuster mit der Remise des städtischen Huttenschlosses eine geeignete Räumlichkeit aufgetan. Beide Ehrenbürger haben sich maßgeblich für die Förderung durch den Bezirk Unterfranken und die Stadt Gemünden eingesetzt. Mit dem Film-Photo-Ton-Museumsverein und seinem Vorsitzenden Jürgen Sommerer wurde auch ein Träger gefunden, der für so ein Projekt Voraussetzung ist.

Gemünden ohne Eisenbahn geht nicht

Für den Eisenbahnfan Reinhold Weber war klar, "dass Gemünden ohne Eisenbahn nicht geht". So arbeiteten er und rund ein halbes Dutzend Gleichgesinnte jahrelang in 19.500 Stunden am Aufbau der historischen Altstadtkulisse und der Gleisanlage mit insgesamt 260 Metern verlegten Schienen nach einem Originalplan von 1934.

Zusammen mit dem bayerischen und dem preußischen Bahnhof, einschließlich der alten Drehscheiben, Werkstätten und Signalanlagen, entstand so nach und nach ein detailgetreues Abbild von Alt-Gemünden. Bemerkenswert dabei ist die technische, rechnergestützte Ausstattung mit entsprechenden Programmen und Schattenbahnhöfen, die eine Etage unter der sichtbaren Kulisse Voraussetzung für einen reibungslosen Fahrbetrieb sind. "Das ist noch einmal eine Welt für sich", sagt Weber.

Die Fahrstrecke geht vom Bahnhof aus an der Altstadt mit der Scherenburg vorbei, über die Saalebrücke nach Kleingemünden in Richtung Frankfurt, mit den Abzweigungen Richtung Fulda und Richtung Bad Kissingen. Die Abzweigung der Werntalbahn an der Fahrstrecke Richtung Würzburg ist angedeutet.

Viel Frohsinn, drollige Gassen und Häuser

Einige der vor dem Krieg geborenen Gemündener können sich noch an die vor der Kriegszerstörung mit einem Renaissance-Rathaus, vielen Fachwerkhäusern und romantischen Winkeln gesegnete Kleinstadt erinnern. So wie es Joachim Ringelnatz in seinem Werk "Als Mariner im Krieg" beschrieb: "Ich stieg aufs Geratewohl in Gemünden aus, fand viel Frohsinn, drollige Gassen und Häuser und trank der Kellnerin Theres zuliebe 15 Schoppen Wein."

Wie genau die Details erforscht und maßstabsgetreu nachgebildet wurden, beschreibt Rainer Ganßer: "Weil ich die Höhe des Mühltorturms genau wissen wollte, bin ich in der Dämmerung mit dem Laser hin und habe das unter den kritischen Blicken der Nachbarn gemessen." "Bei den Brückenbogen der Saalebrücke haben sie das genauso gemacht, da hatte ich Angst, dass noch einer reinfällt", ergänzt Reinhold Weber.

Ein bisschen wie im Miniatur-Wunderland

Die Liebe zum Detail erinnert an das bekannte Miniatur-Wunderland in Hamburg, mit einem großen Unterschied: Die Modellanlage in Gemünden bildet keine Fantasielandschaften ab, sondern sie hat eine reale Grundlage. Das sind alte Fotos, Ansichtskarten, Berichte von Zeitzeugen, sowie aktuelle Messungen und Berechnungen. So gesehen wird mit der Modellanlage "Gemünden um 1930" Heimatgeschichte plastisch und gut verständlich dargestellt.

Ein Fußballspiel auf dem alten Sportplatz,der ESV Bavaria in weiß-blau.
Foto: Ferdinand Heilgenthal | Ein Fußballspiel auf dem alten Sportplatz,der ESV Bavaria in weiß-blau.

Das macht die Anlage wertvoll, auch weil man anhand der großformatigen Bilder an den Wänden sehen kann, wie die Bombardierungen und der Granatenbeschuss am Ende des Zweiten Weltkrieges die im Modell zu sehende Stadt nahezu ausgelöscht haben. Tourismus- und Kulturamtschefin Jasna Blaic, die mit einigen Sponsoren, Spendern und Huttenschloss-Beiräten aus dem Stadtrat der Eröffnung beiwohnte, sprach von einem "riesigen Mehrwert" für die Stadt Gemünden, dankte den Modellbauern und sagte zu, dass die Modellanlage als besondere Attraktion der Dreiflüssestadt künftig besonders beworben werde.

Die Öffnungszeiten werden denen des Film-Photo-Ton-Museums im Hauptgebäude entsprechen. Außerdem wird an den Markttagen geöffnet und bei telefonisch vereinbarten Sonderführungen. Weil so eine Anlage nie fertig wird und es immer wieder Neues zu ergänzen, zu verbessern und erweitern gibt, sucht Reinhold Weber Helfer, die Interesse an Modellbau, Technik, Feinmechanik und Elektronik haben, oder auch sonst bereit sind, die Modellbauer bei ihrem Hobby zu unterstützen. Tel.: (09351) 1372.

 
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