Über zwei Jahre mit Corona-Maßnahmen und -Beschränkungen liegen auch hinter den Gastronominnen und Gastronomen in Karlstadt. Trotzdem zieht Wirtesprecher Thomas Gsell, der das Steakhouse "Sthoka" in der Hauptstraße betreibt, ein positives Fazit: "Niemand hat aufgrund der Pandemie seinen Laden schließen müssen, alle sind noch da." Er blicke deshalb hoffnungsvoll in die Zukunft. "Wir sind froh, dass die Gästezahlen wieder steigen und hoffen, dass es so bleibt", sagt Gsell. Denn im November soll – nach derzeitigem Stand – auch wieder das Kneipenfestival "Karscht live" stattfinden.
Auch Carolin Müller vom Stadtmarketing zeigt sich mit den Entwicklungen in der Karlstadter Gastro-Szene zufrieden. "Karlstadt hat grundsätzlich einen sehr hohen Gastronomieanteil", sagt sie, "das ist unter anderem auch für die gute Leerstandsquote verantwortlich." Dennoch ist in der Szene zur Zeit einiges im Wechsel. Was sich im vergangenen Jahr in der Karlstadter Gastronomie getan hat, welche Lokale neu eröffnet haben und welche schließen – ein Überblick.
1. Cocktails, Shisha und Disco in der neuen Bar "The Place" in der Hauptstraße 12
Die Leerstelle, die seit der Schließung des "Fame Club&Bar" im Karlstadter Nachtleben klaffte, könnte künftig wieder geschlossen sein. Pünktlich zur Kulinarischen Meile hat am 15. Juli die Bar "The Place" in den Gewölbekellerräumen des "Fame" in der Hauptstraße 12 eröffnet. "Unser Konzept ist, dass wir unter der Woche die Leute als Cocktail- und Shisha-Lounge zum Chillen animieren wollen", sagt Geschäftsführer Marius Müller, "alle paar Wochen wollen wir dann aber Diskobetrieb haben und abfeiern." Musikalisch soll dann "alles querbeet" mit dabei sein.
Gemeinsam mit den beiden Gesellschaftern Jonathan Heunisch und Stefan Schmidt glaubt Müller daran, mit "The Place" eine Leerstelle im Karlstadter Nachtleben zu füllen. Dafür haben die drei große Pläne. "Wir wollen die Stadt bereichern", sagt Marius Müller, "und wir hoffen, dass wir hier irgendwann vielleicht auch mal ein Festival veranstalten können, aber das liegt wirklich noch in weiter Zukunft."
2. Toms Eismanufaktur in der Hauptstraße 53 schließt Ende September
Vor Kurzem hat Thomas Müller, Inhaber von Toms Eismanufaktur, mitgeteilt, dass er seine Eisdiele Ende September schließen wird. Als Grund gibt er sein Alter an. Der 65-Jährige betreibt die Eismanufaktur seit April 2017. Damals hatte er im Gespräch mit dieser Redaktion gesagt: Auf jeden Fall fünf Jahre wolle er das Lokal führen, "dann schaue ich, ob es mir noch Spaß macht". Nach sechs Jahren ist nun aber wirklich Schluss. Kundinnen und Kunden können ihre Gutscheine noch bis zur Schließung einlösen. Einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin für das Lokal gibt es laut Müller noch nicht.
3. Von Zellingen nach Karlstadt: Mediterrane Küche im Restaurant "Sapore di Mare"
Im italienischen Restaurant "Sapore di Mare" in der Hauptstraße 27 zaubert Küchenchef Antonio Bellina seit Oktober 2021 Mediterranes auf die Teller der Karlstädterinnen und Karlstädter. Neben Pizza- und Pasta-Klassikern der italienischen Küche liegt der Fokus des Restaurants vor allem auch auf Fisch und Meeresfrüchten.
Zuvor hatte die Familie Bellina das italienische Restaurant unter demselben Namen in Zellingen geführt. Während der Corona-Zeit hätten sie die Räumlichkeiten vor Ort jedoch vor Herausforderungen gestellt. "Es gab keinen Außenbereich zum Draußensitzen", sagt Inhaberin Elisabeth Bellina, "das war während Corona schwierig. Deswegen sind wir nach Karlstadt gekommen."
4. Mehr als nur Döner: Afghanische Gerichte im "Afghan Kabab" in der Hauptstraße 59
Bis vor Kurzem landeten in der Hauptstraße 59 in Karlstadt noch die syrischen Gerichte der Familie Hason auf den Tellern. Seit dem 15. Juli will Hassan Hussain Khil in seinem Laden "Afghan Kabab" die Karlstadterinnen und Karlstadter jetzt für die afghanische Küche begeistern. In Afghanistan habe er als Lehrer gearbeitet, bevor er in Karlstadt in das Dönergeschäft eingestiegen sei, sagt Hassan Hussain Khil. Mitte Juli habe er nun die Chance genutzt und in der ehemaligen Shisha-Lounge, die zwischenzeitlich ein syrisches Restaurant war, seinen eigenen Laden eröffnet.
Hier serviert er neben Döner und Pizza auch Gerichte aus seiner Heimat. Bisher käme bei den Gästen besonders das Gericht Bolani gut an. Das sind große Teigtaschen mit einer Füllung aus Lauch oder Kartoffeln und dazu Chakni, eine hausgemachte Quarksoße mit Knoblauch und grünem Chili. "Nur ungefähr 20 Prozent der Leute kommen und fragen nach Döner", sagt Hussain Khil und lacht, "die meisten wollen die afghanischen Gerichte probieren."
5. Bäckerei Rudolph am Bahnhof und in der Würzburger Straße – was wird daraus?
Kurz vor ihrem 115-jährigen Bestehen gibt die Traditionsbäckerei Rudolph aus Eußenheim zum 30. September das Bäckerhandwerk auf. Grund sei die grundsätzlich für viele Handwerksberufe schwierige Frage nach der Nachfolge, sagt Geschäftsführer Thomas Rudolph. Damit geht auch in den zwei Filialen in Karlstadt eine Ära zu Ende. Zumindest im Bereich der Filiale in der Würzburger Straße 3 müssen die Karlstädterinnen und Karlstädter zukünftig aber trotzdem nicht auf frische Backwaren verzichten. Maxl Bäck wird in die Filiale einziehen. Diese soll laut Geschäftsführer Helmut Bregenzer an das Konzept von Maxl Bäck angepasst und dabei möglichst viele der Mitarbeitenden der Bäckerei Rudolph übernommen werden.
Für die Filiale Am Schnellertor 10 am Karlstadter Bahnhof sei die Nachfolge hingegen nach wie vor ungeklärt, sagt Mitinhaberin Susanne Schnabel. "Wir sind weiterhin auf der Suche", sagt sie. Ideal wäre eine weitere Bäckerei als Nachfolge, in der die Mitarbeitenden übernommen werden könnten. Doch die Suche gestalte sich schwierig.
6. Besonderer Mix: Italienische und indische Küche im "Metro 74" Am Tiefen Weg 2
Eine eher ungewöhnliche Kombination verschiedener Küchen vereinen Sandeep Mala und ihr Mann Sanjeev Kumar Sood seit Mitte März in ihrem Restaurant "Metro 74", Am Tiefen Weg 2. In den Räumlichkeiten des ehemaligen "Manny´s Bistro" stehen jetzt sowohl italienische als auch indische Gerichte auf der Karte. 20 Jahre habe das ursprünglich aus Indien stammende Paar in Italien gelebt, bevor es sie nach Deutschland verschlagen habe.
Diese beiden kulinarischen Welten wollen sie nun im "Metro 74" zusammenbringen. "Ein Restaurant war schon immer der Traum von meinem Mann", sagt Sandeep Mala. Nun wollen sich die beiden Am Tiefen Weg zunächst eine Existenz aufbauen, bevor dann weitere Pläne in Angriff genommen werden könnten. "Irgendwann würden wir schon gerne näher Richtung Innenstadt ziehen", sagt Mala.
7. Umzug innerhalb Karlstadts: "da Francesco" jetzt in der ehemaligen "Rose" am Marktplatz 6
Nur wenige Meter weiter ging es im vergangenen Jahr für Francesco Zedda, seine Frau Katarzyna und ihr "Ristorante da Francesco". Von den jetzigen Räumen in der Hauptstraße 27 zogen die Gastronomen im November vergangenes Jahres an den Karlstadter Marktplatz – und lösten damit das Wirtshaus "Rose" ab. Als Grund für die Entscheidung nannte Francesco Zedda vor allem den deutlichen Platzgewinn – sowohl im Innen- und Außenbereich als auch in der Küche.
Die mediterrane Karte ist erhalten geblieben, besonders stolz ist der aus Sardinien stammende Gastronom auch auf seine Weinkarte, auf der sowohl italienische Weine als auch Frankenweine Platz finden.