Warum woanders hingehen als zur Stamm-Eisdiele? Um neue Kundinnen und Kunden anzulocken, hat die Konkurrenz in Main-Spessart sich ausgefallene Eissorten einfallen lassen, die so Manchen zum Staunen bringen. Hier ist eine Auswahl der Redaktion.
1. Eiscreme mit Keiler-Bier in Lohr
Schon im vergangenen Jahr zog Arno Zambon von Zambon Gelato am Lohrer Marktplatz mit innovativen Geschmacksrichtungen wie Heumilch die Aufmerksamkeit auf sich. Allerdings betont er im Gespräch, dass die Sorten "nicht jedes Jahr gleich" seien. Wegen der Trockenheit gebe es dieses Jahr zum Beispiel kein Heidelbeer-Eis.
Stattdessen habe er seine neue Eiskreation mit schwarzem Sesam und Kokosmilch verkauft, die aber mittlerweile schon nicht mehr im Angebot ist. Dafür bringe er zur Festwoche in Lohr eine neue Variation seines Biereises mit Keiler-Bier raus. Im Herbst biete er dann wieder andere Sorten wie Zwetschgenkuchen und Zimt an.
Inspiration erhält der Eismacher zum Beispiel auf Märkten. Wenn er gute Zutaten finde, überlege er, womit man sie für eine neue Eissorte kombinieren könne. Die neuen Rezepte kämen dann kurzfristig auf die Karte. Seine kreativen Einfälle kämen bei der Kundschaft gut an, aber auch die Klassiker und die breite Palette an frischem und saisonalem Fruchtsorbet wie Feigeneis wären beliebt.
2. Tonkabohne in Karlstadt
Ursprünglich wollte Thomas Müller, der Betreiber von Toms Eismanufaktur in der Karlstadter Altstadt, die Eissorte Tonkabohne nur einmalig anbieten. Jetzt kann man das Eis schon seit fünf Jahren bei ihm kaufen. Der Überraschungshit hat mittlerweile schon Fans gewonnen, die extra deswegen zu ihm kommen. Zum Geschmack der Bohne aus Südamerika, die eigentlich keine Bohne ist, meint Müller: "Jeder sagt was anderes." Von der gängigen Aussage, sie schmecke wie Vanille, hält er nichts. Tonkabohne schmecke wie Tonkabohne.
Nachdem er sich das Eismachen selbst beigebracht hatte, hat der Chef der Eismanufaktur nach eigenen Angaben hundert Eissorten entwickelt. Dazu gehörten auch Sesam- und Schwarzbiereis, die es aber momentan nicht gibt, sondern nur zu besonderen Anlässen. Seine neueste Kreation sei Rosen-Johannisbeere. Doch wegen Lieferschwierigkeiten konnte er sie bisher noch nicht herstellen. Das notwendige Rosenpüree lasse sich zurzeit ebenso wenig auftreiben wie der Zucker Inulin, mit dem der Eismacher die Konsistenz der Eiscreme optimiert.
Wer Thomas Müllers Eis probieren möchte, sollte sich allerdings beeilen, denn im September schließt er seine Eisdiele aus Altersgründen. Er kann nur weiterhin hoffen, dass er bis dahin die Zutaten für sein Rosen-Eis geliefert bekommt.
3. Waghalsige Kombinationen in Rieneck
Als wäre die Kombination Mango, Krabbenchips und Chili nicht schon kurios genug – im Gasthaus zum Löwen an der Kreuzung Hauptstraße/Obertorstraße in Rieneck kann man sogar ein Eisdessert kaufen, dem alle drei Zutaten zugrunde liegen. Horts Wirth ist der Betreiber des Gasthauses in fünfter Generation. Eine Eistheke hat die Gaststätte nicht, stattdessen wird das Eis nur als Nachspeise im Lokal serviert.
Im saisonalen Wechsel bietet Wirth 50 bis 60 Eiskreationen an. Das meiste Eis kauft er ein, nur manche Sorten wie Mango stellt er selbst her. Der Clou sind die Kombinationen: Zum Zitroneneis reicht er gebratene Wassermelone und gepfefferten Fetakäse, Gartenkresse oder Curaçao-Likör. Schnödes Vanilleeis peppt er mit Frucht-Currysoße, Kürbiskernöl und Chilifäden, geröstetem Speck oder karamellisierten Tomaten und Basilikum auf.
Der kreative Funke sprang auf Wirth über, als er in den 1980er Jahren in der Schweiz arbeitete. Als ein Kollege sich Vanillepudding mit Kürbiskernen machte, sei seine Idee entstanden, grundverschiedene Geschmacksrichtungen zu kombinieren, erzählt Wirth. Seitdem steuerten immer wieder andere Leute Ideen zur Eiskarte bei.
Als er einen Lehrling ausbildete, entwickelte dieser das Dessert "Bavaria" mit: Walnuss-Eis mit Malzbier-Glace. Auch von seinen Stammgästen bekommt Wirth Input. Von einem von ihnen stammt die Empfehlung, Eis mit Krabbenchips anzubieten. Beides Sorten, die laut dem Eismacher "sehr gut ankommen". "Nicht so der Renner" sei hingegen das Sauerkrauteis auf Ananasbasis.
In Zukunft möchte Wirth Datteleis mit Zimt und Edamame-Eis aus nussigen grünen Sojabohnen anbieten. Seine Stammkundschaft hat er sicher: So kehren Pfadfindergruppen traditionell im Löwen ein, um seine Eisspezialitäten zu essen. Die Auswahl musste er jedoch aufgrund des Personalmangels reduzieren. Von den ursprünglich 27 Beschäftigten sind seit der Corona-Pandemie nur noch acht übrig.
4. Schokoladeneis mit rosa Pfeffer in Lohr
Zusammen mit ihrer Mutter und Chefin der Kleinen Konditorei Geis an der Oberen Schlachthausgasse in Lohr hat Sabina Geis das dunkle Schokoladeneis "Black Mamba" erfunden, in das eine Waldfrucht-Marmorierung "untergestrudelt" wird. Richtig exotisch wird das Eis aber erst durch den beigefügten rosa Pfeffer. Geis erklärt, dass rosa Pfeffer eigentlich kein Pfeffer, sondern eine Beere sei und einen etwas fruchtigeren Pfeffergeschmack habe.
Auf die Verwendung von rosa Pfeffer in Eiscreme sei sie gekommen, weil sie schon vorher Pralinen damit gemacht habe. "Leute, die sich was trauen, probieren das und sind dann auch überzeugt." Am beliebtesten seien aber immer noch die Klassiker wie Vanille.
Trotzdem denkt sie sich auch immer wieder neue Eissorten aus, denn "als Konditor muss man immer kreativ sein". So verwendet sie für eine Sorte Gries und für eine andere Ruby-Schokolade, die dem Eis ganz ohne Farbstoffe eine rosa Färbung gibt. Der Geschmack sei wie weiße Schokolade mit Beerengeschmack.
Kennen Sie weitere Eisdielen, die kuriose Sorten im Angebot haben? Über Vorschläge in den Kommentaren freuen wir uns.
Mit freundlichen Grüßen
Ralf Zimmermann, Main-Post Digitales Management