2023 hätte die Traditionsbäckerei Rudolph aus Eußenheim ihr 115-jähriges Bestehen feiern können. Doch so weit wird es für die in vierter Generation geführter Familienbäckerei nicht kommen. Denn in Eußenheim geht eine Ära zu Ende, wenn Thomas Rudolph den Bäckereibetrieb, den er 1995 von seinem Vater Herbert Rudolph übernommen hatte, zum 30. September aufgibt.
Neue Bäckereifilialen in Eußenheim, Karlstadt und Karlburg
Der Grund: Rudolph findet keinen Nachfolger für die Bäckerei – eine, wie er sagt, große Herausforderung, die auch zahlreiche andere Handwerksberufe trifft. Fünf Bäckereifilialen betreibt Rudolph derzeit noch. Die Filiale in Karlburg ist bereits verkauft, der Käufer will dort ab 1. Oktober einen Nachfolge-Bäcker unterbringen.
Und auch die Filiale in Karlstadt in der Würzburger Straße 3 sowie die Heimatfiliale in Eußenheim wird es übergangslos weiterhin frische Backwaren und Kaffee geben: Die Traditionsbäckerei Maxl Bäck, die aktuell in der fünften und sechsten Familiengeneration geführt wird, wird an diesen Standorten zwei neue Filialen eröffnen. Das 1869 in Margetshöchheim gegründete Unternehmen betreibt aktuell 26 Bäckerei-Cafés in Stadt und Landkreis Würzburg sowie im Landkreis Main-Spessart.
Catering-Küche statt Backstube in Eußenheim
Doch in Eußenheim befindet sich nicht nur eine Verkaufsfiliale, sondern derzeit auch noch die Backstube der Bäckerei Rudolph. Diese wird an den Bauernhof Wolf von "Wolf Hofladen und Partyservice" verkauft. Dort wollen Thomas und Irmgard Wolf die Backstube zur Küche für das Catering und die neu angedachten Versorgung von Kindergärten, Schulen und Senioreneinrichtungen umbauen.
Zusätzlich möchten sie in den umliegenden Ortschaften Schlemmertreffs einführen. Einmal die Woche plant Familie Wolf in den Dörfern zwei Menüs anzubieten, zu denen alle eingeladen sind – von den Kindergartenkindern bis hin zu den Großeltern, aber auch den Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der ortsansässigen Firmen.
Die Wolfs vergrößern außerdem die seit 1993 bestehende Hofmetzgerei mit Direktvermarktung in der Hofriedgasse 4a. "Das ist eine Bereicherung für den Ort", sagt Thomas Wolf. Sein Ziel ist es, dass die landwirtschaftlichen Produkte direkt auf dem Tisch landen. "In der Kooperation mit Maxl Bäck wird die Nahversorgung in Eußenheim und Umgebung sichergestellt", so Wolf.
Optimismus trotz großer Herausforderungen in der Bäckerbranche
Maxl Bäck wird die beiden zukünftigen Filialen auffrischen. "Sie werden also angepasst an das Konzept von Maxl Bäck", sagt Inhaber Helmut Bregenzer. Er hat einen besonderen Bezug zur Filiale in Eußenheim: Bregenzer, gebürtiger Eußenheimer, hat damals seine Bäckerlehre bei der Bäckerei Rudolph absolviert.
"Die Bäckerbranche steht vor großen Herausforderungen", weiß Rudolph. Dennoch war es ihm wichtig, Nachfolger zu finden, die sicherstellen, dass die Bevölkerung gut versorgt werden kann. Wichtig ist ihm auch, dass die circa 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihren Job nicht verlieren. Bregenzer möchte möglichst viele Menschen in das Team von Maxl Bäck übernehmen.
Auch er weiß um die Herausforderungen für Traditions- und Familienbäckereien: Neben dem Personalmangel ist da zum einen die Inflation – alleine der Mehlpreis habe sich mehr als verdoppelt – zum anderen machen ihm die gestiegenen Energiepreise und die Mindestlohnerhöhung Sorgen. "Wir zahlen zwar sowieso mehr als den Mindestlohn, aber wenn der Mindestlohn steigt, dann steigen die Löhne allgemein", sagt Bregenzer. Trotz allem blickt er optimistisch in die Zukunft: "Dann müssen wir eben Prozesse weiter optimieren oder neue Lösungen finden", sagt er.
Auch die Bäckereien spüren den Trend zur Regionalität
Doch kaufen Leute überhaupt noch beim Bäcker, oder werden die Brötchen nur noch beim Discounter eingekauft? "Im Gegenteil", sagt Thomas Rudolph, in den letzten Jahren seien eher verstärkt Kundinnen und Kunden gekommen, weil sie mehr Wert auf die Regionalität legen.
"Die Bäckerei vor Ort ist wichtiger denn je", ist auch Bregenzer überzeugt. Maxl Bäck selbst stelle alle Backwaren handwerklich in Zellingen her, dabei werden vor allem regionale Rohstoffe verwendet.
Seniorchef Herbert Rudolph fährt seit über 50 Jahren das Verkaufsauto
Und auch Herbert Rudolph, Seniorchef der Bäckerei Rudolph, ist froh über die geregelte Nachfolge. Der 80-Jährige ist immer noch jeden Tag in der Bäckerei. Über 50 Jahre lang ist er mit dem Bäckerverkaufsauto gefahren – samstags fährt er immer noch. Doch Ende September wird auch diese Ära enden.