"Ich bin und bleibe hier für alle die Agnes", sagt die 53-jährige Bürgermeisterin überzeugt, während sie am Schreibtisch im Rathaus sitzt. Agnes Engelhardt kennt ihren Heimatort Bischbrunn. Sie ist hier geboren und schätzt das Leben in der Gemeinde. Seit 2016 hat sie das Amt der Rathauschefin inne, nun will die Kandidatin der Bürgerliste Bischbrunn – zugleich die einzige Kandidatin, die zur Bürgermeisterwahl antritt – da weitermachen, wo sie aufgehört hat. Doch warum eigentlich?
"Es ist ein sehr interessanter Job", antwortet Engelhardt auf diese Frage. Zudem führe sie das Amt noch nicht allzu lange aus. Auch deshalb sei ein frischer Wind in eine neue Richtung gar nicht notwendig. "Dafür ist der Wind noch nicht alt genug", sagt sie und lacht. Sie habe einige neue Ideen, jedoch wolle sie mit ihrer Gemeinde vieles auf bewährter Linie weiterlaufen lassen.
Engelhardt übernahm das Amt ihres verstorbenen Ehemannes
Seit knapp vier Jahren ist Engelhardt Bürgermeisterin der beiden Ortsteile Bischbrunn und Oberndorf. Ihr Amtsantritt war damals nicht geplant. Viel mehr einem tragischen Umstand geschuldet. Der 22. April 2016 veränderte durch den plötzlichen Tod ihres Mannes, dem vorherigen Bürgermeister Joachim Engelhardt, das Leben der Bischbrunnerin. Nach reiflicher Überlegung kandidierte sie für seine Nachfolge und wurde ohne einen Gegenkandidaten mit über 97 Prozent gewählt. Nun kehrt die Gemeinde 2020 in den normalen Wahlturnus zurück. Mit Agnes Engelhardt als einziger Kandidatin.
Damals sei sie auf einen "fahrenden Zug" aufgesprungen und musste zunächst vieles lernen, verriet sie kürzlich bei der Aufstellungsversammlung. Mittlerweile habe sie durch die "sehr konstruktive Zusammenarbeit" mit Gemeinderat und Bürgern Gefallen an der Aufgabe gefunden. "Mich fasziniert die Themenvielfalt, die Möglichkeit, einen kleineren Ort mitzugestalten", erklärt Engelhardt ihre Motivation. Ob es ein Nachteil sei, keinen Gegenkandidaten zu haben? "Das hat sich bei uns einfach nicht abgezeichnet." Aber: Auf Biegen und Brechen müsse sie das nicht machen. "Wenn jemand da gewesen wäre, der das Amt total gerne gemacht hätte und der auch von der Bevölkerung die Akzeptanz bekäme, dann hätte ich keinen Wahlkampf geführt."
Was Agnes Engelhardt erreicht hat und was sie noch erreichen will
Abgesehen von einzelnen unbequemen Gesprächen, die dazu gehörten, habe es bisher keine großen Problem gegeben. Die kaufmännische Angestellte, die Bürgermeisteramt und Hauptberuf "zeitlich jonglieren" muss, blickt auf erfolgreiche Projekte zurück. Etwa die Sanierung der Grundschule und die Inbetriebnahme des offenen Ganztages. "Das ist nun eine ganz moderne offene Ganztagsschule, die es in der Form nicht oft in solch kleinen Ortschaften gibt", betont Engelhardt stolz. Mit dem digitalen Ausbau und Breitband im Ort sei man weit gekommen. Auch in den Neubaugebieten sei das Ziel: Glasfaser bis an die Häuser, so dass auch jeder von zuhause aus arbeiten kann, wenn er möchte, sagt Engelhardt.
Weitere Projekte wie etwa der Bürgerpark, das Baugebiet oder die Gewerbegebietserweiterung an Straßlücke seien in Arbeit und man wolle diese nach der Wahl weiterführen. "Zudem brauchen wir ein neues Feuerwehrhaus in Bischbrunn, wir haben also genug Aufgaben", so Engelhardt. Generell will die 53-Jährige ihr Dorf zukunftsfähig und modern aufstellen und zugleich Kultur und Traditionen nicht vergessen. Niemand solle sich gegenüber Menschen, die in Städten wohnen, abgehängt fühlen. Zu den wichtigen Themen gehörten beispielsweise die sinnvolle Nachnutzung der alten Grundschule, die Kindergärten und die gut ausgestattete Nahversorgung. "Es ist wichtig, dass man alle Bedürfnisse des normalen täglichen Lebens auch hier befriedigen kann", so Engelhardt.
Engelhardt: "In einer Ortschaft, wo jeder jeden kennt"
Agnes Engelhardt fällt es schwer, ihre Gemeindearbeit in Stunden zu bemessen. Neben zwei wöchentlichen Sprechstunden werde sie von den Bürgern auch bei Veranstaltungen oder auf der Straße mit Anliegen konfrontiert. "Das macht mir nichts aus und das ist auch normal in einer Ortschaft, wo jeder jeden kennt." Für die Menschen sei es einfach wichtig, dass sie für diese ein offenes Ohr hat.
Wie sie das alles unter einen Hut bringt, weiß Engelhardt auch nicht so recht. "Manchmal weiß ich am Anfang der Woche noch nicht, wie alles gehen soll." Doch irgendwie klappe es dann doch immer, worüber sie selbst häufig staunen muss. Natürlich könne sie auch weniger machen oder mehr Aufgaben abgeben. Aber: "Man macht halt dann auch mal einen Abend länger, wenn einem die Sache wichtig ist. Und mir ist es wichtig."
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