Wenn auf nichts mehr Verlass ist, dann wenigstens auf die Erinnerung. Ein Onkel von Hansi Ruck erzählte neulich von den Wetterkapriolen des Jahres 1947, als es in Iphofen an Karfreitag zum letzten Mal geregnet habe und dann erst am 11. November wieder. So hat Ruck es selbst gerade dieser Redaktion erzählt. Statistisch gesehen war das Jahr 1947 mit 71 Tagen über 25 Grad und 26 Tagen über 30 Grad der heißeste Sommer des vergangenen Jahrhunderts.
Ganz so dramatisch ist es im Moment noch nicht, aber auch im Jahr 2022 hat es seit Wochen kaum nennenswert geregnet; im Weinberg gibt es erste Schäden. Und was könnte besser in die Argumentation des Iphöfer Weinbauvereinsvorsitzenden passen als das aktuelle Wetter. Es dient geradezu als Echtzeitstudie dafür, dass so etwas wie die Weinbergsbewässerung kein Luxusprojekt ist, wie von manchem behauptet, sondern "lebenswichtig für uns Winzer", wie Ruck sagt. Noch immer aber ist nicht sicher, ob und wann sie kommen wird. Vor allem zwei Hürden stehen nach wie vor im Weg.
Wenn Ruck dieser Tage durch die Natur streift, beschleicht ihn ein mulmiges Gefühl. Seit 1839 betreiben die Rucks Weinbau in Iphofen, heute auf zwölfeinhalb Hektar, Ruck-Weine zählen zu den besten Frankens. Mit Trockenheit und Hitze hatten auch sein Großvater und Urgroßvater immer wieder mal zu kämpfen. Es gab Zeiten, da fiel kaum ein Tropfen Regen. Aber Jahre wie 1947, 1976 oder 1983 waren die Ausnahme, nicht die Regel.
Ruck, Jahrgang 1971, sagt: "Früher waren wir im Sommer mit Bermuda-Shorts und Strickjacke im Weinberg, weil es oft kühl war." Jetzt reiht sich Rekordhitze an Rekordhitze. In Deutschland gibt es im Vergleich zu den Fünfzigerjahren heute dreimal so viele Tagen mit Temperaturen von 30 Grad und mehr. Und der Hitzetrend weist nicht nur aufwärts, er beschleunigt sich auch.
In Frankens Weinbergen zeigen sich die ersten Hitze-Schäden
Für viele Winzer, nicht nur in Iphofen, bedeutet das nichts Gutes. Ruck sagt: "Wir stehen an einem Kipppunkt." Vereinzelte Trockenjahre können den sonnenliebenden Reben nichts anhaben, aber wenn sie zur Normalität werden, gehe es an die Substanz. Nicht mehr nur Jung- und Neuanlagen sind gefährdet, sondern auch Bestandskulturen. Ruck tut, was er kann, um die Stöcke zu entlasten und ihnen den "Trockenstress" zu nehmen, wie es im Winzerjargon heißt.
Er schneidet überzählige Trauben und Triebe ab, er nimmt Laubwerk weg, damit die Verdunstungsfläche kleiner und der Stoffwechsel der Pflanze gebremst wird, und er bewässert mit großem Aufwand die sensiblen Junganlagen. Aber wird das reichen? Nach der wochenlangen Trockenheit werden jetzt die ersten Schäden sichtbar, etwa bei hitzeempfindlichen Sorten wie dem Bacchus. "Vor einer Woche stand er noch gut da", sagt Ruck, "jetzt ist die Hälfte der Trauben eingeschrumpelt."
Um all seine Flächen angemessen zu versorgen, müsste er mehr Wasser beibringen. "Das ist unmöglich", so Ruck. Deshalb kämpft er für die Bewässerung. Der Freistaat Bayern hat Iphofen mit einem Förderprojekt bedacht und ist bereit, die Hälfte der Investition, maximal zehn Millionen Euro, zu tragen. Die andere Hälfte teilen sich die Stadt Iphofen und die beteiligten Winzer, so hat es der Stadtrat vor einem Jahr nach langer Debatte beschlossen. Bei einer Investition von 18, eher 20 Millionen Euro, ist das nicht wenig. "Der Stadtrat hat gesagt, 80 Prozent der Iphöfer Weingüter müssen mitmachen. Davon sind wir nicht mehr weit entfernt", sagt Ruck. Er sei "zuversichtlich", dass die Quote am Ende stimmen wird. Bis Ende 2023 hat die Stadt Zeit bekommen, die Förderunterlagen einzureichen.
Die zweite Hürde könnte sich als höher erweisen. Denn um an die jährlich 200.000 Kubikmeter Wasser zu kommen, die für die Bewässerung der 260 Hektar Weinberge nötig sind, muss die Stadt eine sieben Kilometer lange Leitung zum Main in Kitzingen bauen und von dort im Winter Wasser entnehmen, das dann in einem Becken am Fuß der Weinberge gespeichert wird. Andere Lösungen, etwa das abfließende Regenwasser zu sammeln oder ortsnahe Quellen anzuzapfen, haben sich wegen der natürlichen Gegebenheiten als nicht machbar erwiesen. Da die geplante Leitung großteils über Kitzinger Gemarkung führen würde und auch die Entnahmestelle bei Hohenfeld auf Kitzinger Hoheitsgebiet liegt, sind die Iphöfer auf die Zustimmung des Kitzinger Stadtrats angewiesen. Von dort gibt es Widerstand.
Die Kitzinger Grünen sind strikt gegen die Mainwasser-Entnahme
Die Grünen sind strikt gegen das Projekt und haben einen Antrag im Stadtrat eingebracht, der Wasserentnahme aus ökologischen Gründen nicht zuzustimmen. Die CSU hat einen weiteren Antrag vorgelegt, der vorsieht, einen Sachverständigen einzuschalten. Dieser soll die Folgen der Wasserentnahme untersuchen. Im Kitzinger Rathaus wurden kürzlich bei einer Sitzung des Bau- und Umweltausschusses die gegensätzlichen Positionen ausgetauscht. Ruck war bei der Sitzung nicht dabei, aber er gibt zu bedenken: "Es geht nicht nur um 20 Winzerfamilien in Iphofen, es geht auch um 300 Leute, die ihren Arbeitsplatz in diesen Betrieben haben, und um Zulieferer aus der ganzen Region."
Nicht nur Ruck blickt besorgt auf das Wetter der nächsten Wochen. Wenn die Trauben bei anhaltender Trockenheit in die Notreife gehen, bilden sich Bitterstoffe, die auf die Qualität durchschlagen und die Verwertbarkeit deutlich verringern. Was er sich für den August wünscht? "Dass die Temperaturen auf unter 30 Grad fallen und dass eine Regenfront mal 50 oder 60 Liter Regen bringt." Im Moment werde auf vielen Flächen der Region – im wahren Wortsinn – "Geld verbrannt".
Dass man ein solches Unterfangen heutzutage überhaupt noch plant, kann ich persönlich nicht nachvollziehen. Wir müssen uns darum kümmern die Lebensmittelproduktion sicherzustellen und nicht die Produktion der Volksdroge Alkohol mit solch einer Narretei subventionieren.
Und zu den bedrohten Arbeitsplätzen kam ja schon die Anregung, das Geld lieber in die Umschulung der Betroffenen zu stecken - da sollte mit den Millionen was zu bewegen sein, Arbeitskräfte werden ja fast überall gesucht.
Selbst wenn das Projekt umgesetzt wird, muss man bei der Entwicklung des Klimas davon ausgehen, dass der Main in wenigen Jahren zu wenig Wasser führt als dass es für so etwas wie Weinbergsbewässerung verwendet werden kann. Dann wird es in die Lebensmittelproduktion fließen müssen.
Für Teile des Mains besteht zur Zeit eine "Warnung", die die Wasserentnahme jetzt schon reglementiert; das wird in den nächsten Jahren doch nicht besser werden. Dass die Iphöfer vorhaben, Wasser vor allem im Winter zu entnehmen, ändert an meiner Argumentation nichts, da der Main auch im Winter weniger Wasser führt als es früher der Fall war.
Dieses Projekt verschiebt das zugrunde liegende Problem doch nur: die Iphöfer Winzer haben zu wenig Wasser für ihren Wein. Sollte es ihnen nicht gelingen auf andere Art zu bewässern, wird Iphöfer Wein über eher kurz als lang der Vergangenheit angehören.
wie muss man sich das vorstellen ?
(nur) sieben Km Rohrleitung ?
Wo und wie soll die verlegt werden ? Einfach das Lineal auf einen Lageplan gelegt ?
Wie verhält sich die Stadt Mainbernheim ? Verlangt diese Stadt, die im Vergleich zu Iphofen
wesentlich weniger Geld hat, Gebühren ?
Wo kommt das Staubecken genau hin ? Welche Gemeinde trifft das abfliessende Wasser, bei
Bruch der Staumauer ? ( Das "Ahrtal schickt schon mal Grüsse " )
Was bringt das Ganze, wenn zB im Winter kein Wasser aus den Main entnommen werden darf
und im Sommer auch ?
"hau Ruck" Herr Ruck..... da sind viele Fragen offen. Schenken Sie uns reinen Wein ein. Ohne Sorgen. Bürger des " Freistaat Bayern " haben bei dessen Grosszügigkeiten das Recht nach zu fragen. Sonst trinken sie Bier !
ein großer Teil der Kernkraftwerke ist vom Netz, weil nicht mehr gekühlt werden kann. Da ist eine Einschränkung des Weinbaus nur das geringste Problem.
Wenn man mit BIO-Winzern spricht, dann hört man, dass es solche überdimensionierten Projekte gar nicht braucht. sondern kleinteilige moblile Wasserversorgung bei Neu-Anlagen.
Ausserdem soll das doppelt aus Steuergeldern finanziert werden. einmal 10 Millionen vom Freistaat, dann die Stadt Iphofen und nur ein kleiner Teil von den w
32339 Nordrhein-Westfalen - Espelkamp rn. Und bei denen sollen die kleinen Winzerbetriebe dann die Edel-Winzer unterstützen, die ihre Flaschen für15 Euro verkaufen.
Wenn man im Bistro in Iphofen einen Wein trinken will, dann verschlägt es einen den Durstbei den Preisen. ????
Die Betreiber am Altmühl-und Bronnbachsee wollen doch gar nicht mehr das Wasser über den Kanal in den Main leiten.
So hätte jeder Winzer die Möglichkeit entweder eigenes Wasser zur Bewässerung raus zu fahren oder eben Regenwasser dafür zu sammeln. Fließt so ja auch eher ungenutzt ab...
Also zeigt mal, wie man Ressourcen bestmöglich nutzt!
Ungenutzt abfliessendes Wasser füllt erst Bäche und dann Flüsse. Falls es bei uns dauerhaft trocken bleiben sollte werden wir uns in der Landwirtschaft auf die Erzeugung von Lebensmitteln beschränken müssen.