Sehr viel schlauer ist man nach diesem Abend nicht. Man weiß zwar jetzt, wie viel Wasser in einem durchschnittlichen Winter den Main hinunterläuft – es sind etwa zwölf Millionen Kubikmeter jeden Tag. Aber ob die Stadt Kitzingen nun der Stadt Iphofen erlauben wird, 200.000 Kubikmeter davon im Jahr zu entnehmen, um die dortigen Weinberge zu bewässern, bleibt weiterhin die spannende Frage. Die Bitte von Iphofens Bürgermeister Dieter Lenzer um eine zeitnahe Entscheidung hat der Bauausschuss des Kitzinger Stadtrates wohl gehört, allein: Er sieht sich für ein Urteil noch nicht gewappnet.
Die Iphöfer hatten am Donnerstagabend zur Sitzung im Kitzinger Rathaus einiges aufgeboten. Neben dem Bürgermeister waren erschienen: der Bauamtsleiter, der Geschäftsführer der Verwaltung, die Tourismuschefin sowie zwei Stadträte. "Dann machen wir heute mal großen Bahnhof", sagte Kitzingens OB Stefan Güntner erfreut. Zumal auch noch der Fachberater Matthias Mend von der Landesanstalt für Wein- und Gartenbau in Veitshöchheim und Senta Möbus vom Wasserwirtschaftsamt in der ersten Reihe saßen.
Sie alle sollten über ein Vorhaben sprechen, das sich Pilotprojekt nennt und nach jüngsten Schätzungen mindestens 18 Millionen Euro kosten wird. Der bayerische Staat will es mit bis zu zehn Millionen Euro fördern, die Stadt Iphofen mit weiteren Millionen. Geld scheint in diesem Fall also nicht das Problem zu sein.
Damit das Projekt zum Erfolg wird, braucht es Wasser aus dem Main. Die Iphöfer wollen es im Winter, wenn der Fluss in der Regel mehr Wasser führt als im Sommer, über eine sieben Kilometer lange Leitung in einen künstlichen Speichersee pumpen und daraus bei Trockenheit den größten Teil ihrer 262 Hektar großen Weinberge betröpfeln. Eine technisch sinnvolle und nachhaltige Lösung, wie das Wasserwirtschaftsamt Aschaffenburg in einem Schreiben von 2017 erklärt. Ein "ökologischer Schildbürgerstreich", wie die Kitzinger Grünen in einem aktuellen Antrag schreiben. Sie lehnen das Vorhaben ab und wollen den Wassertransport verhindern; das hat ihr Vertreter Klaus Sanzenbacher am Donnerstag noch einmal klargemacht.
Sanzenbacher sieht in dieser Sache ein "privatwirtschaftliches Vorhaben, von dem nur ein kleiner Kreis begünstigt ist", in diesem Fall etwa 20 Iphöfer Weingüter. Für ihn mutet es absurd an, dass Wasser aus dem Raum Iphofen über die Sicker in den Main bei Kitzingen fließt und von dort nach Iphofen zurückgepumpt wird. Warum man das Regenwasser nicht in Iphofen sammle und speichere, war seine Frage an die Experten.
Mend und Lenzer erklärten, genau das sei in einer langwierigen Machbarkeitsstudie untersucht worden. Aber das Wasser nehme – sobald es auf Iphöfer Boden fällt – zu viel Sulfat auf und verstopfe in kürzester Zeit die Leitungen der Tröpfchenbewässerung. Auch andere Lösungen, etwa Wasser aus Quellen zu bergen, habe sich als nicht effizient erwiesen. Iphofen hängt also am Tropf des Mains.
Den Kritikern des Vorhabens machte Mend deutlich, dass es hier nicht nur um die Förderung einer kleinen Berufsgruppe und einer weinseligen Klientel gehe, sondern um den Erhalt der in Jahrhunderten gewachsenen Kulturlandschaft am Schwanberg und um die Existenz einer Branche, die im Jahr 3,2 Milliarden Euro Umsatz in ganz Franken macht. Die 200.000 Kubikmeter Wasser, die Iphofen für sein Projekt braucht, spielten für den Wasserhaushalt des Mains "keine Rolle". Sie würden auch nicht für Industrie und Handwerk verwendet. Das immer wieder mal gestreute Gerücht, der Baustoffkonzern Knauf könnte davon einen Gutteil für seine Produktion abzweigen, könne er hier gern entkräften, sagte Mend.
Viele Fragen im Ausschuss begannen mit den Worten "Was wäre, wenn . . .": Wenn der Pegelstand im Winter etwa zu gering sei, um dem Main Wasser zu entnehmen? "Dann könnte man die Entnahme rechtlich stoppen", sagte Senta Möbus vom Wasserwirtschaftsamt. Wenn der Pegel im Sommer zu sehr fällt und sich der Fluss bedrohlich erwärmt? "Dann haben wir einen Alarmplan Main", so Möbus. Wenn der Wasserstand in den nächsten Jahren durch die Trockenheit insgesamt zurückgeht. "Dann", so die Expertin, "können wir Bescheide ändern. Oberste Priorität ist, dass der Wasserhaushalt erhalten bleibt."
Wenn Kitzingen Nein sagt, hält Lenzer das Projekt für "gestorben"
Für Kitzingens Umweltreferent Uwe Hartmann waren damit zwar "viele Fragen ausgeräumt", aber es lagen nicht alle Antworten auf dem Tisch. Der Stadtrat will deshalb in seiner Sitzung am 14. Juli einen Antrag seines Mitglieds Thomas Rank beraten, in dem es um die Bestellung eines Gutachters geht. Dieser soll die Auswirkungen der Mainwasser-Entnahme für die Stadt Kitzingen prüfen. Von den Ergebnissen dürfte abhängen, wie der Stadtrat sich entscheidet.
In Iphofen muss Bürgermeister Lenzer jetzt erst mal darum kämpfen, die Reihen der Winzer zu schließen. Noch haben sich zu wenige verbindlich für das Vorhaben angemeldet. Und was, wenn die Stadt Kitzingen die Entnahme von Wasser und den Bau der Leitung über ihre Gemarkung ablehnen würde? "Dann“, sagte Lenzer, "wäre das Projekt gestorben."
dann nicht gestorben, wenn Sie sich mit " Mainbernheim " gegen " ein bisschen Obolus zu-
sammentun. Auch dort wächst Wein und der Stadteigene Wengert liegt oben am Berg wo das
Regenwasser hinunter nei die "Sicker läuft. Auf der ganzen "Sickerbachlänge klappert keine Mühle mehr ; aber der Bezug zum Main wäre vom Ortsnamen gegeben. Vielleicht fällt dann den" KTer Räten die Genehmigung leichter. Und die Mainbernheimer treten dann das Hochwasser als ihr Mainwasser an Iphofen ab. Alles nur eine Frage der Perspektiven und des Geldes. So wie auch noch die eines Speichersees. Iphofen hat Geld .... und andere brauchen es.
Im Weinlandkreis Kitzingen lefft das Wasser dann bergauf. Dieses Wunder könnte man auch touristisch nutzen. Wer kann so etwas schon vorweisen! ? " Kitzi, Barna und Ipouf " ham ke Buckel und ke Kroupf ! ( Früher hat man das Frankengstanzel anders gesungen ) ...... die Zeiten
ändern sich !! Klimawandel..... und Grüne mit viel Fantasien !
Vielen Dank, nicht nur für diesen Artikel, sondern auch für alle Ihre anderen. Es ist wahrlich ein Genuss, solche "Perlen" eines sorgfältigen und ausgewogenen Journalismus zu lesen. Alle Ihre Artikel basieren anscheinend auf einer akribischen Recherche.
Journalismus wie er sein muss / sein sollte (leider nicht selbstverständlich).
Herzliche Grüße,
GoethePuschkin
Wir leben in einer Zeit, in der es einigen Menschen nicht möglich ist, genug Geld für Energie und Lebensmittel aufzubringen und hier kommen ein paar Leute mit "Luxusproblemen".
Kulturlandschaften ändern sich - das war schon immer so.
Geschickter wäre es wohl auch, wenn sich die Betroffenen den klimatischen Verhältnissen dauerhaft anpassen (muss dort Wein angepflanzt werden?) und man sich vermehrt Gedanken darum macht, wie man den Tourismus auch ohne bzw. mit weniger Weinanbau attraktiv gestaltet.
18 Millionen für ein solches Unternehmen in die Hand zu nehmen, ist meiner Meinung nach ethisch nicht zu vertreten und ich hoffe, dass die Grünen sich hier durchsetzen.
Bei uns soll das Wasser ja nur für die Volksdroge Bier und Wein verwendet werden.