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Kitzingen
Traum von Tiny-House-Siedlung in Kitzingen vorerst geplatzt: Warum Interessenten trotzdem noch hoffen dürfen
Eine Fläche für eine größere Tiny-House-Siedlung wird es im Stadtgebiet zunächst nicht geben; der Umweltreferent ist "ernüchtert". Doch das ist nicht das letzte Wort.
Das Muster eines 'Organic Tiny House', gefertigt aus abgestorbenen Fichten, steht auf dem Gelände einer Firma in Nordrhein-Westfalen. In Kitzingen ist aktuell kaum Platz für solche Mini-Häuser.
Foto: Henning Kaiser, dpa | Das Muster eines "Organic Tiny House", gefertigt aus abgestorbenen Fichten, steht auf dem Gelände einer Firma in Nordrhein-Westfalen. In Kitzingen ist aktuell kaum Platz für solche Mini-Häuser.
Eike Lenz
 |  aktualisiert: 29.03.2024 02:49 Uhr

In Mehlmeisel, einem 1300-Seelen-Nest im Fichtelgebirge, tauchte im Jahr 2017 ein junges Pärchen aus der Großstadt auf. Im Gepäck: eine revolutionäre Idee. Am Ende stand – auf einem ehemaligen Campingplatz, den die beiden von Privatleuten erworben hatten – das erste Tiny-House-Dorf Deutschlands. Als die Siedlung 2019 auf etwa 30 Häuser und mehr als 40 Einwohner gewachsen war, zog das Paar weiter in die Gemeinde Fichtelberg und stampfte auch dort im Oktober 2022 ein winziges Dorf mit vier verschiedenen Tiny-Häusern aus dem Boden. Die Geschichte ist sicherlich noch nicht zu Ende.

Auch in Kitzingen hätte der Umweltreferent Uwe Hartmann gerne eine Erfolgsstory dieser Art vermeldet. Noch als Mitglied der Bayernpartei schrieb Hartmann Anfang 2023 einen Antrag an den Stadtrat: Die Verwaltung möge prüfen, ob es im Stadtgebiet geeignete Flächen für eine Tiny-House-Siedlung gibt. Jetzt liegt das Ergebnis aus dem Rathaus vor. Laut Oberbürgermeister Stefan Güntner (CSU) hat Kitzingen "keine zusammenhängenden Flächen" für ein solches Projekt. So hat es Güntner, bestärkt von Bauamtsleiter Oliver Graumann, am Donnerstagabend vor dem Stadtrat verkündet. Hartmann, inzwischen aus der Bayernpartei ausgetreten, zeigte sich "ernüchtert".

Dortmund baut Tiny-House-Siedlung mit bis zu 50 Häusern

In Dortmund projektiert die Stadt gerade auf einem ehemaligen Sportplatz eine Siedlung mit 40 bis 50 Tiny-Häusern. Es gebe eine Reihe von Interessenten, überwiegend Menschen der Altersgruppe 50 plus, die bisher im klassischen Einfamilienhaus wohnten. Aktuell werde ein Bebauungsplan für das autofreie Tiny Village aufgestellt; er soll Grundlage für die späteren Bauanträge sein. Genau damit tut man sich nicht nur in Kitzingen schwer.

Viele Kommunen im Landkreis stecken gerade im Dilemma: Der Wunsch nach den XS-Häusern wächst zwar, wie es kürzlich auch beim Tiny-House-Verband hieß. Wohnungsnot, hohe Baukosten und das Streben vieler Menschen nach kleinerem ökologischen Fußabdruck treiben die Nachfrage. Doch die relativ neue Baugruppe der Mini- und Kleinhäuser passt planerisch (noch) nicht zu den meisten Baugebieten.

Auch wenn die Häuschen oft kaum größer sind als ein Bauwagen oder ein Schuppen: Baurechtlich gibt es keinen Unterschied zu Einfamilienhäusern oder Doppelhaushälften. Ein Tiny House existiert im Baurecht nicht. Es muss über einen Bebauungsplan genehmigt werden und alle gängigen Vorschriften erfüllen, wenn es zum dauerhaften Wohnen genutzt wird. Oft ist sogar ein Stellplatz fürs Auto nachzuweisen.

In Baulücken passen Tiny-Häuser planerisch oft nicht hinein

Liegt kein Bebauungsplan vor, muss sich das Tiny House laut Baugesetzbuch "nach Art und Maß der baulichen Nutzung, der Bauweise und der Grundstücksfläche, die überbaut werden soll, in die Eigenart der näheren Umgebung" einfügen. Damit scheiden Baulücken, wie es sie in vielen älteren Baugebieten gibt, in der Regel aus. Ein Tiny House würde vom Charakter her nicht zu den bestehenden Gebäuden passen.

Dem Eindruck von Bauamtsleiter Graumann, dass die Anfragen nach Tiny-Häusern in Kitzingen bislang "sehr gering" seien, widersprach Umweltreferent Hartmann. "Bei mir rufen am laufenden Band Leute an." Für sie ist keine rasche Lösung in Sicht, aber vielleicht ein zarter Hoffnungsschimmer. Denn auch wenn laut OB "aktuell" keine Flächen vorhanden seien – "wir sind hier in der öffentlichen Sitzung", sagte er am Donnerstag.

Hinter den Kulissen, so durfte man die geheimnisvollen Worte verstehen, verhandelt die Stadt wohl gerade über den Ankauf von Baugrundstücken, und wenn die Gespräche zum Erfolg führen, könnten sich ganz neue Optionen ergeben. Bis dahin müssen Interessenten sich gedulden und darauf hoffen, was Stadtentwicklungsreferent Thomas Rank (CSU) versprochen hat: Man wolle im Beirat noch mal diskutieren, um irgendwo in der Stadt zumindest eine "kleine Ansammlung" von Tiny-Häusern hinzubringen.

 
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