
Der Fischhof ist ein kleiner Weiler im äußersten Südosten Iphofens mit einer Handvoll Gehöften, Gebäuden und Stallungen, großen, spitz zulaufenden Dächern und den typischen bäuerlichen Strukturen. Ein idyllischer Flecken Natur, umgeben von Feldern, gesäumt von Wald. Dass ausgerechnet hier, an einem vergessenen Ort fränkischer Bau- und Agrarkultur, jetzt der Fortschritt und die Zukunft der Stadt Iphofen verhandelt werden soll, ist ein kleines Kuriosum. Und das kam so: Anfang dieser Woche lag dem Bauausschuss die Anfrage eines jungen Pärchens vor, das am Fischhof ein Tiny House bauen möchte. Schon fand sich das Gremium mitten in einer Debatte über Trends und Lifestyle des Bauens wieder.
Ein Tiny House am Fischhof, das ist in etwa so, als würde man neben das barocke Iphöfer Rathaus den Trump Tower setzen. Den Stil- und Kulturbruch sah man auch im eher konservativ strukturierten Bauausschuss und mehr noch in der Bauverwaltung, die spürbar Bauchschmerzen hatte, einen – bei aller Skepsis – wohlwollenden Beschlussvorschlag zu formulieren. Lieber hätte man gesehen, dass eines der "zahlreichen Gebäude" am Fischhof saniert worden wäre, als ein Stück vom Alten wegzureißen und etwas Neues hinzustellen, noch dazu etwas so Modernes. Und eigentlich empfehle man der "Bauherrschaft" ja "dringend" eine Bauberatung. Aber wie die Bauherrschaft halt so ist: Sie beharrt auf ihrer Idee eines Neubaus.
Für Tiny-Häuser gibt es in Iphofen noch keine Zukunft
"Futuristisch" nannte Bürgermeister Dieter Lenzer das Vorhaben. Was in diesem Fall nur so viel bedeutet, dass Iphofen für diesen Markt bislang noch keine Zukunft geschaffen hat. Das sollte man nun dringend tun, empfahl Otto Kolesch, sonst werde man von der Entwicklung überrannt. "Tiny-Häuser werden immer häufiger aufschlagen", sagte er, und es sei "überfällig", den entsprechenden Rahmen zu setzen.

In fränkischen Siedlungen wirken Tiny-Häuser immer noch wie Fremdkörper. Mehr noch: Die Mini-Häuser sind in normalen Wohngebieten kaum genehmigungsfähig. In den meisten Bebauungsplänen, die im Detail regeln, was erlaubt ist, kommen die Tiny-Häuser gar nicht vor. Sie sind schlicht zu klein, um in einem normalen Baugebiet erlaubt zu sein. Deshalb braucht es – wie nun am Fischhof – eine Befreiung von den Festsetzungen. Einen Anspruch darauf haben Bauherren nicht. Bislang muss der Bauausschuss jeden Einzelfall neu bewerten.
Jetzt soll der Stadtplaner den Rahmen für Tiny-Häuser setzen
Kolesch, der in 34 Jahren als Stadtrat schon manchen Trend hat kommen und gehen sehen, wünschte sich deshalb einen gestalterischen Rahmen für diese Art von Häusern. Stadtplaner Franz Ullrich solle sich in der Sache mal "etwas Grundsätzliches" überlegen, auf das man dann zurückgreifen könne. "Ich bin ein Befürworter der Modulbauweise – wenn sie planerisch gut gemacht ist", so Kolesch. Was am Fischhof vorgesehen ist, sei "kein architektonisches Wunderwerk". Die rustikale Optik des mit Holz verkleideten Modulhauses erinnere ihn eher an "aneinandergereihte Gartenhäuser von der BayWa".
Den recht unverhohlen geäußerten Vorwurf, hier in Billigbauweise etwas hinzustellen, mochten die jungen Leute, die hinten im Sitzungssaal Platz genommen hatten, nicht auf sich sitzen lassen. Das Ganze werde von einer regionalen Firma gefertigt und sei kein Haus von der Stange, erklärte der Bauherr, sondern wird "für uns geplant". Bürgermeister Lenzer gab zu bedenken, dass die Stadt "froh sein" müsse, dass am Fischhof überhaupt investiert werde und sich eine junge Familie entschieden habe, dort zu bleiben.
Iphofen hat bislang wenig Erfahrung mit Tiny-Häusern und vergleichbaren Bauten. Ein am Rande des Baugebiets Hündlein errichtetes Architektenhaus in Modulbauweise sei "nicht gelungen", hieß es am Montag im Bauausschuss. Für gut befand die Mehrheit dagegen ein offenbar aus der gleichen Feder stammendes und erst kürzlich errichtetes Mini-Haus, nicht weit vom ersten entfernt. Im Stadtteil Possenheim fiel im Oktober 2023 ein als Ferienwohnung geplantes Tiny-Haus durch. Iphofen muss seine Linie also noch finden.
Das Tinyhaus anderer Leute mag nicht jedem gefallen, die modernen Einfamilienhäuser mit Pultdach und Schießschartenfenstern tun es auch nicht.
Weniger Wohnfläche bedeutet weniger Ressourcenverbrauch beim Bauen, weniger Flächenversiegelung, weniger Energiekosten für Heizung und Strom.
Und ganz nebenbei lässt sich so vielleicht die Eigentumsquote erhöhen und die Wohnungsnot lindern.
Und das ist doch alles erstrebenswert!
Wir wurden auch belächelt, warum wir mit 4 Kindern neu bauen mit nur 135qm Wohnfläche und ohne Keller. Unser Häuschen kommt manchem Großkopferten vielleicht auch wie ein Tinyhaus vor. Aber aus sämtlichen oben genannten Gründen haben wir uns dafür entschieden und würden es vom Fleck weg wieder machen.
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/c/c4/1_Fischhof_3.jpg