Wenn es um die Energiewende geht, sieht Landrätin Tamara Bischof den Landkreis Kitzingen mit seinen Liegenschaften längst auf der Sonnenseite. Vor zwölf Jahren hat man damit begonnen, die Dächer der eigenen Schulen mit Photovoltaikmodulen zu belegen, die Heizungsanlagen sind weitgehend auf Hackschnitzel oder Pellets umgerüstet, und im kommenden Winter soll nun auch im Landratsamt mit Holz aus heimischen Wäldern geheizt werden. Hätten alle im Land ihre Hausaufgaben so vorbildhaft erledigt, wäre man heute um einiges besser für die drohenden Krisen gewappnet. So sieht das die Landrätin, und niemand im Umwelt- und Klimaausschuss des Kreistags mochte ihr am Montag widersprechen.
Jetzt will der Landkreis auch den Bau privater Photovoltaikanlagen mit einem Investitionszuschuss fördern. "Es soll ein Impuls sein – einfach und schnell", sagt Bischof. Für Anke Hormel, die Klimamanagerin des Landkreises, geht es darum, "Handlungsdruck" auf die Haushalte aufzubauen. Wer von der Förderung profitieren will, muss schnell sein.
Klar ist: Es soll sich noch vor dem Winter etwas bewegen. Das Programm wird zum 1. September starten und zunächst bis 31. Dezember befristet sein. Maximal 50.000 Euro stehen bereit, die nach dem Datum der eingegangenen Anträge ausgeschüttet werden – so lange, bis der Topf leer ist. Der Förderantrag (samt der in zwölf Punkte gefassten Richtlinien) ist online auf der Homepage des Landratsamts Kitzingen abrufbar und per E-Mail auch dort einzureichen. Vorher aber muss der Kreistag nächste Woche noch offiziell seinen Segen geben.
Der Landkreis unterscheidet zwischen zwei Förderstufen: Für kombinierte Solarstromanlagen auf dem Dach und Batteriespeicher gibt es 600 Euro Zuschuss. Stecker-Solargeräte werden mit 200 Euro gefördert. Solche Minikraftwerke sind auch für die Mietswohnung geeignet, denn sie können zum Beispiel auf dem Balkon aufgestellt werden und sind relativ einfach zu handhaben. Sie erzeugen in der Regel bis zu 600 Kilowattstunden Strom im Jahr und kosten um die 1000 Euro.
Nachteil: Der Strom wird nicht gespeichert und muss sofort verbraucht werden, etwa von Kühlschrank oder Waschmaschine. Überschüssige Energie wird ins Netz eingespeist, eine Vergütung dafür gibt es nicht. Und: Im Winter dürfte der Ertrag gering bleiben. Je nach Leistung und der Höhe des Strompreises dauert es nach Angaben von Verbraucherzentralen etwa sechs bis zehn Jahre, bis sich eine solche Kleinanlage wirtschaftlich rechnet.
Für Umweltpolitiker wie Robert Finster zählt aber noch ein anderer Effekt. "Jeder Liter Öl, den wir einsparen, ist ein Liter gegen Putin", sagte er im Klimaausschuss. Uwe Hartmann, auch Umweltreferent im Kitzinger Stadtrat, lobte den Landkreis für das Tempo bei der Auflage des Förderprogramms und kritisierte gleichzeitig die Stadt Kitzingen. "Was hier acht Wochen dauert, braucht dort acht Monate." Kitzingen hat Ende Januar ebenfalls eine Förderung privater Photovoltaikanlagen beschlossen, bisher aber noch keine Richtlinien vorgelegt. "Es hieß: nach der Sommerpause", so Hartmann. Geplant ist ein Zuschuss von maximal 500 Euro, der aber nur für dachmontierte Solaranlagen gelten soll.
Auch der Landkreis geht beim Ausbau der Solarstromerzeugung weiter voran. So sollen in diesem Jahr die Dächer zweier weiterer Schulen mit Solarmodulen aufgerüstet werden. Das Gymnasium Marktbreit erhält für 130.000 Euro eine Anlage mit 100 Kilowatt Peak Leistung, die Realschule Dettelbach sogar mit der maximal möglichen Leistung von 237 Kilowatt Peak und Kosten von 326.000 Euro.
Die Dächer des Armin-Knab-Gymnasiums und der Kitzinger Berufsschule tragen bereits seit 2010 Solarmodule und sind verpachtet, wie Kreisbaumeister Joachim Gattenlöhner sagte. Die Dächer von Kreisbauhof und Wertstoffhof in Kitzingen nutzt der Landkreis selbst zur Erzeugung klimaneutralen Sonnenstroms. Überlegungen gibt es auch für die Erich-Kästner-Schule und die Kompostanlage im Klosterforst. "Der Landkreis wird seiner Verantwortung hier schon sehr lange gerecht", sagt die Landrätin.
Knackpunkt bleiben die Flächen zweier ehemaliger Deponien. In Neuses am Sand ergibt eine Photovoltaikanlage durch die Lage im Wald und die Entfernung zum nächsten Einspeisepunkt wirtschaftlich keinen Sinn, wie Klimamanagerin Hormel sagt. Und in Nenzenheim lauern politische Hürden. Der Iphöfer Stadtrat hat Freiflächen-Solaranlagen für seine Gemarkung vor zwei Jahren aus Gründen des Landschaftsschutzes grundsätzlich ausgeschlossen.
Für Bischof aber ist dieses Verbot nicht in Stein gemeißelt. Iphofens Bürgermeister Dieter Lenzer habe signalisiert, dass der Landkreis eine Ausnahmegenehmigung beantragen könne, über die letztlich der Stadtrat entscheide. Dort gibt es bereits Stimmen, dass man zumindest auf Deponieflächen über solche Anlagen reden könne – sofern die Sicherheit gewährleistet sei.
Für den früheren Landtagsabgeordneten Otto Hünnerkopf sind Deponieflächen allemal geeigneter für Solarparks als wertvolles Ackerland. Er sagt: "Wenn wir bei der Stadt Iphofen einen Antrag stellen, können sie unsere Gedanken sicherlich nachvollziehen."
Hünnerkopf will auch dafür kämpfen, dass nicht länger Ausgleichsflächen bereitgestellt werden müssen, wenn in freier Natur ein Solarpark errichtet wird. Diese Regelung sei von Gestern und lasse außer Acht, dass mit erneuerbaren Energien schon sehr viel für die Natur getan werde. Iphofens ehemaliger Bürgermeister Josef Mend geht noch einen Schritt weiter: Er könne sich auf der Fläche der Deponie Nenzenheim auch zwei oder drei Windräder vorstellen.
Weitere Infos auf der Seite des Landratsamts unter https://www.kitzingen.de/wirtschaft-verkehr/klima/
"Folgende Maßnahmen werden mit Zuschüssen gefördert:
2.1 Die Errichtung von neuen Solarstrom-Anlagen auf dem Dach in gleichzeitiger Kombination mit einem neuen Batteriespeicher und einer Inselbetriebsfähigkeit der Anlage..."
Damit muss die PV Anlage wohl auch Inselbetriebsfähig sein. Das dürften die wenigsten Anlagen erfüllen.
Unabhängig von den Mehrkosten durch diese Vorgabe dürfte es bei der aktuellen Auftragslage am PV Markt eher nichts mit einer schnellen Realisierung eines Anlagenbaus werden.
Wo gibt es also Informationen zur Förderung durch den Landkreis?