Das Schlusswort des Abends gebührte Karl Kilian, und es zeugte von Größe. Soeben hatte der Landwirt aus Nenzenheim eine empfindliche Niederlage erlitten: Sein geplanter Solarpark war im Iphöfer Stadtrat mit großer Mehrheit durchgefallen. Doch Kilian dankte dem Gremium – ohne merklichen Anflug von Ironie – für die „klare Entscheidung“. Natürlich habe er sich ein anderes Votum erwartet, aber er akzeptiere die Entscheidung und werde in dieser Stunde von seiner Tochter unterstützt, deren berufliche Zukunft er mit dem Solarpark sichern wollte. Eine bemerkenswerte Reaktion.
Es war am Montagabend nicht nur eine Niederlage für Kilian, es war eine generelle Absage an Photovoltaikanlagen auf freier Fläche. Die Befürworter solcher dezentralen Anlagen – namentlich die Stadträte Hans Brummer, Andreas Müller, Jürgen Kößler und Alexander Kreier – hatten es schwer, mit ihren Argumenten durchzudringen. Eine breite Mehrheit von zwölf Räten, dazu Bürgermeister Dieter Lenzer, gaben dem Schutz der Landschaft letztlich mehr Gewicht als den wirtschaftlichen Interessen Einzelner und den Rufen nach einem Beitrag zur Energiewende. „Ich lebe hier im Weinparadies, und ich möchte künftig nicht in einem Photovoltaik-Paradies leben“, sagte der aus Nenzenheim stammende Stadtrat Udo Schumann. Das spiegelte nach Einschätzung etlicher Räte die Befindlichkeiten vor Ort gut wider.
Die Debatte um Solarparks in der Iphöfer Flur hatte in den vergangenen Tagen „enorme Dynamik“ bekommen, wie Bürgermeister Lenzer sagte. Nach der vor zwei Wochen im Bauausschuss beratenen Anfrage Kilians, der im Umgriff seines Aussiedlerhofes eine vier Hektar große Photovoltaikanlage plante, waren bei der Stadt binnen weniger Tage zwei weitere Anträge eingegangen: ein zweiter aus Nenzenheim, bei dem es um eine bis zu fünf Hektar große Anlage ging, und einer aus Possenheim, wo oberhalb der Bundesstraße ein 3,7 Hektar großer Solarpark entstehen sollte. Schon Mitte Juni hatten mehrere Räte vor einem solchen Szenario und den unkontrollierbaren Folgen daraus gewarnt.
Helfen kleine Lösungen bei der Energiewende?
Sie setzten sich in der wohltuend sachlichen Debatte auch diesmal an die Speerspitze der Skeptiker. Otto Kolesch sah eine „Entstellung der Landschaften bis zur Unkenntlichkeit“, wenn solche Anlagen Schule machten. „Die Felder sind in erster Linie zur Produktion von Nahrungsmitteln da und nicht zur Stromerzeugung.“ Peggy Knauer rief dazu auf, „kleiner und regionaler“ zu denken. Jeder solle zunächst seinen Energiebedarf decken – über Solarmodule auf dem eigenen Hausdach. Würden öffentliche Gebäude für Photovoltaikanlagen genutzt, könnte man auch über Genossenschaftsmodelle nachdenken, von denen die breite Mehrheit etwas habe. Hans Brummer hielt dagegen, mit kleinen Lösungen komme man bei der Energiewende nicht weiter. Wo es „verträglich“ sei, müsse man im Einzelfall auch größere Anlagen zulassen. Das Konzept Kilians in Nenzenheim sei stimmig, durchdacht und trage zu dessen Existenzsicherung bei.
Auch Andreas Müller und Jürgen Kößler schlugen sich auf die Seite der Befürworter. „Solche Projekte sind genau die richtigen, um die Energiewende vor Ort durchzusetzen, weil sie nicht zu groß sind“, sagte Kößler. Müller verwies darauf, dass Photovoltaik die wirtschaftlichste Art sei, Strom zu erzeugen. Er empfahl, nur Anträge örtlicher Betriebe zuzulassen. „Es ist nicht unsere Aufgabe, die Klimapolitik der Bundesregierung umzusetzen“, erwiderte Dritter Bürgermeister Jörg Schanow. Im Übrigen sei es schwierig, auswärtige Interessenten beim Bau solcher Anlagen auszuschließen. „Dazu fehlt die gesetzliche Grundlage.“ Und wie wolle man verhindern, dass ein örtlicher Landwirt seine Anlage später an einen Investor verkaufe? Schanow riet zu einem Blick aufs Baurecht, wonach Vorhaben im Außenbereich grundsätzlich unzulässig seien. Ausnahmen seien privilegierte Bauten von Landwirten, wie Scheunen oder Gehöfte.
Mit Sonderflächen droht ein "Meer an Solarpaneelen"
Schanow erklärte, auch er habe „wenig Sympathie für diese Anlagen“. Er könne sich aber vorstellen, sie auf einem Sondergebiet in der Flur zuzulassen. Auf solche „Vorranggebiete“ hatten auch Jürgen Adler, Alexander Kreier und Alexander Hansch hingewiesen. Adler warnte allerdings davor, die Flächen zu weit zu öffnen. „Ich sehe sonst keine Chance mehr, das zu steuern.“ Auch der Nenzenheimer Stadtteilreferent Hansch wies auf die Gefahr hin, dass der Stadtrat der Lage nicht mehr Herr werde und sich schwer tun könnte, Folgeanträge abzulehnen. Kolesch warf die Frage auf: „Wo in der Flur soll so ein Meer von Solarpaneelen hin?“
Dann ließ der Bürgermeister abstimmen. Und das Votum war mit 13:4 Stimmen eindeutig. Solarparks in freier Natur wird es auf Iphöfer Gemarkung vorerst nicht geben.
sind - soweit Fotovoltaik gemeint ist - lt. Iphöfer Gestaltungssatzung verboten
(https://tramino.s3.amazonaws.com/s/stadt-iphofen/971786/a-gestaltungssatzung-iphofen-4novellierung.pdf ; Pkt. 4.6.2) und was die Stadtteile angeht offenbar auch nicht sonderlich erwünscht (https://tramino.s3.amazonaws.com/s/stadt-iphofen/687643/gestaltungssatzung-stadtteile.pdf ; ebenfalls Pkt. 4.6.2).
Wie stellt sich Iphofen eigentlich zum Netzausbau?
Die Vorteile des elektrischen Stroms genießt man gerne, bei den Nachteilen steigt die Akzeptanz mit der Entfernung (neudeutsch: NIMBY). Bloß blöd, dass auch in der Entfernung Leute wohnen, die ähnlich denken...
es gibt genug große Parkplätze die man Überdachen kann. Wir brauchen nicht noch mehr Umweltverschmutzung.