Stellt man sich die CO2-Emissionen als Schuhabdruck vor, dann lebt der Landkreis Kitzingen auf zunehmend kleinem Fuß. 11 000 Tonnen Kohlendioxid hat er seit 2010 nach eigenen Angaben eingespart. So steht es im Jahresbericht des „Kommunalen Energiemanagements für die Liegenschaften des Landkreises Kitzingen“. Darin sind alle kreiseigenen Gebäude genannt, vom Landratsamt über den Bauhof bis zu den energieintensiven Schulen. 11 000 Tonnen CO2 – was diese Menge bedeutet, hat der Landkreis in dem Bericht anschaulich dargestellt. Sie entspricht der jährlichen Emission von 6938 Autos mit Verbrennungsmotor, dem Jahresausstoß von 111 000 Kühlschränken oder 9038 Zweiwochen-Trips nach Mallorca.
Die neue Klimamanagerin wird an einem klaren Ziel gemessen
Für den Landkreis soll das erst der Anfang sein; er will in Sachen Klimaschutz weiter zügig vorankommen und hat sich dafür Expertise ins Haus geholt. Seit kurzem gibt es in Anke Hormel eine Klimaschutzmanagerin im Landratsamt. Sie hat sich gerade in der Sitzung des Kreis-Umwelt- und Klimaausschusses vorgestellt, eine studierte Architektin, die zuletzt lange für die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen gearbeitet hat. Messen wird man sie an einem klaren Ziel, das sich der Landkreis im Frühjahr dieses Jahres auf Antrag der Grünen auf seine Fahnen geschrieben hat: der klimaneutralen Verwaltung bis 2030. Die Frage ist: Wie will Hormel das erreichen? Und: Geht es womöglich sogar schneller, wie es Freie Wähler, FBW, FDP, UsW und Bayernpartei in einem gemeinsamen Antrag formuliert haben?
Eines hat Anke Hormel im Umweltausschuss bereits klar gemacht: Sie will beim Klimaschutz keine Zeit verlieren. Erster zentraler Hebel soll die Aufrüstung von drei Schulgebäuden mit Fotovoltaikanlagen sein. So könnten – bei einmaligen Investitionskosten von etwa 600 000 Euro – bis zu 311 Tonnen CO2 und 50 000 Euro pro Jahr gespart werden, wenn die Realschule und die Erich-Kästner-Schule in Kitzingen sowie das Gymnasium in Marktbreit künftig Solarmodule auf den Dächern tragen. Der Anteil an Sonnenstrom wüchse damit sprungartig von 24 auf 68 Prozent. Knackpunkt aus Landkreis-Sicht: Zuerst müsse geprüft werden, ob die Statik der Dächer und der Brandschutz das hergeben. Am Armin-Knab-Gymnasium, der Realschule Dettelbach und der Kitzinger Berufsschule wird Fotovoltaik schon erfolgreich genutzt.
Für Freie-Wähler-Fraktionschef Josef Mend zeigen Wassermangel, Hitze und Trockenheit der vergangenen Jahre, dass es höchste Zeit sei, im Landkreis zu handeln und „zum frühestmöglichen Zeitpunkt die eigene Klimaneutralität zu erreichen“. Die CO2-Emissionen auf den Gebäuden des Landkreises zu reduzieren sieht er als Einstieg und als Zeichen, dass man die Sache „ernst“ nehme. Neben Schuldächern sollen auch die Flächen der ehemaligen Hausmülldeponien in Nenzenheim und Neuses am Sand auf die Möglichkeit hin geprüft werden, Fotovoltaikanlagen zu installieren.
Landrätin warnt Kommunen vor einem Streit ums Geld
Wie der frühere Iphöfer Bürgermeister Mend wies auch Landrätin Tamara Bischof darauf hin, dass es Klimaschutz nicht umsonst gebe. Bischof warnte die politisch Handelnden in Stadt und Gemeinden, „unsägliche Diskussionen um die Kreisumlage“ zu führen. Der gemeinsam eingebrachte Antrag der Fraktionen sieht vor, bis zu einer Million Euro im Kreishaushalt 2022 für Klimaschutz-Maßnahmen bereitzustellen. Der Umweltausschuss sprach sich einstimmig dafür aus. Eine noch zu gründende Arbeitsgruppe mit Mitgliedern aller Fraktionen will sich auf Sofortmaßnahmen verständigen. Mend kann sich vorstellen, das Geld an anderer Stelle einzusparen, etwa indem „manch gut gemeinte Managerstelle“ im Kreishaushalt nicht verlängert werde. An welche Stellen konkret gedacht ist, steht im Antrag nicht.
Für Rainer Siebert, am Landratsamt zuständig für Versorgungstechnik und Energiemanagement, hat sich während der Corona-Pandemie gezeigt, dass sich die modernen Heizanlagen vieler Schulen im Landkreis nicht mit Krisenpräventionsmaßnahmen wie Stoßlüften vertragen. Wenn bei kalten Außentemperaturen immer wieder alle Fenster aufgerissen würden, seien die Pufferspeicher der Heizungen innerhalb von Sekunden leer. Nur der Umstand, dass die Schulen im Lockdown über Wochen komplett geschlossen waren, habe dazu geführt, dass die Heizkosten nicht explodiert seien.