Solarpotentialkataster. Ein sperriger Begriff, der jedoch Großes bewirken soll. Das Kataster soll helfen, dem Landkreis einen Schub beim Bau von Photovoltaikanlagen zu geben. Die Sonne wäre jedenfalls schon mal da –und das nicht zu knapp, wie Anke Hormel erfreut feststellen durfte. Als es sie aus Nordrhein-Westfalen nach Kitzingen verschlug, um Klimaschutzmanagerin im Landratsamt zu werden, fiel ihr sofort das "sonnenreiche Kitzinger Land" und damit "ein großes Ausbaupotential" für solare Energie ins Auge.
Der Ausbau erneuerbarer Energien – der Landkreis hat sich längst offiziell dazu verpflichtet. Und Anke Hormel ist so etwas wie die Pflichterfüllerin. Eine der ersten Maßnahmen: Gucken, was auf den kreiseigenen Dächern möglich ist. Noch in diesem Jahr sind hier zwei neue Photovoltaikanlagen geplant.
Interesse an Solarenergie und E-Mobilität steigt
Eine weitere Maßnahme: Das zunehmende Interesse der Bevölkerung an Themen wie Solarenergie, Eigennutzung und E-Mobilität nutzen, um die nächsten Schritte gehen zu können. Ein ziemlich großer Schritt ist dabei das sperrige Wort: Solarpotentialkataster. Das wird gerade für den Landkreis Kitzingen erstellt und soll im Spätsommer an den Start gehen. Im Mittelpunkt steht dabei eine einfache Frage für jeden Hausbesitzer: Lohnt sich Photovoltaik auf meinem Dach?
Und so funktioniert's: Jeder Landkreisbewohner kann ohne Kosten und Aufwand seine eigene Anlage planen. Dabei wird gleichzeitig die Höhe der Energieeigennutzung, eine Einbindung des E-Autos und die Wirtschaftlichkeit abgeschätzt. Das Solarpotentialkataster muss man sich als "eine erste unabhängige Orientierung" vorstellen, so Anke Hormel. Eine Grundlage, um später auf Augenhöhe Gespräche mit Solar- bzw. Elektrofachbetrieben führen zu können. Auf der anderen Seite ist das Kataster für das Handwerk und die Energieberatung zugleich eine Unterstützung und vermindert dort den immensen Beratungsaufwand.
Kommunale Satzungen bleiben bestehen
Das Kataster hat aber auch Grenzen. Was es nicht kann, ist eine individuelle Betrachtung der unterschiedlichen historischen Altstädte mit ihren jeweils eigenen, kommunalen Gestaltungssatzungen. Es handelt sich eher um eine öffentliches, geographisches Informationssystem (GIS). Die benötigten Daten werden vom Landratsamt gestellt. Grundlage für die zu erstellende Solarpotentialanalyse bilden Laserscandaten, aus deren Informationen dann vereinfachte Häuser- und Objektmodelle erstellt werden. Dachflächen werden dabei automatisch erkannt. Über eine Eingabemaske kann dann die Dachfläche des eigenen Hauses hinsichtlich der Eignung für eine Photovoltaik- bzw. eine Solarthermieanlage geprüft werden.
Damit ist das Kataster ein wichtiger Baustein, um ein großes Ziel zu erreichen: die Landkreis-Verwaltung will bis 2030 CO2-neutral sein. Ein ehrgeiziges Klimaziel, das sich der Kitzinger Kreistag im Frühjahr 2020 gesteckt hat. Erster zentraler Hebel soll die Aufrüstung von drei Schulgebäuden mit Photovoltaikanlagen sein. So könnten – bei einmaligen Investitionskosten von etwa 600.000 Euro – bis zu 311 Tonnen Kohlendioxid und 50.000 Euro pro Jahr gespart werden, wenn die Realschule und die Erich-Kästner-Schule in Kitzingen sowie das Gymnasium in Marktbreit künftig Solarmodule auf den Dächern tragen.
Sprunghaftes Wachstum möglich
Knackpunkt aus Landkreis-Sicht: Zuerst muss geprüft werden, ob die Statik der Dächer und der Brandschutz das hergeben. Am Armin-Knab-Gymnasium, der Realschule Dettelbach und der Kitzinger Berufsschule wird Photovoltaik schon erfolgreich genutzt.
Neben Schuldächern sollen auch die Flächen der ehemaligen Hausmülldeponien in Nenzenheim und Neuses am Sand auf die Möglichkeit hin geprüft werden, Photovoltaikanlagen zu installieren – was dem Einstieg in ein neues Zeitalter einen weiteren Schub verleihen würde.