
Was hat der Kitzinger Bahnhof der Stadt in den vergangenen Jahren nicht alles an Schimpf und Schande beschert. Zwar konnte sie nur selten etwas für die Versäumnisse, bekam aber meist den Ärger ab, weil sich die Kritik an die wahre Schuldige, die Bahn, kaum adressieren ließ. Dafür, dass vor zwei Jahren noch die Ratten aus dem Gebäude liefen, wie einzelne Stadträte damals beobachtet haben wollen, hat sich im Bahnhof und drumherum zuletzt einiges getan. Das meiste lässt sich zwar derzeit nur auf schicken Entwürfen besichtigen, aber wenn es nur ansatzweise so kommt wie von Fachleuten in bunten Papieren skizziert, dürfen sich Bahnreisende in Kitzingen auf etwas Großes gefasst machen: auf ein modernes Drehkreuz des öffentlichen Nah- und Fernverkehrs, das fast alle Aspekte der Mobilitätswende aufgreift.
Im Stadtrat wurde am Donnerstagabend der Entwurf zum Umbau des weiträumigen Bahnhofsumfelds mit Applaus und viel Lob bedacht. Von einem „guten Tag für Kitzingen“ sprach Stadtentwicklungsreferent Thomas Rank (CSU), der auch gleich noch das Ende des „Schandflecks Kitzinger Bahnhof“ ausrief. Vom Zweiten Bürgermeister Manfred Freitag (FW-FBW) kam die Ansage: „Sehr positiv, dass wir unser Eingangsportal endlich neu gestalten und unsere Gäste angemessen empfangen.“ Am Ende stimmten nur die beiden Vertreter der KIK gegen das auf 13,7 Millionen Euro taxierte Projekt.
Der zentrale Omnibusbahnhof ist das Kernstück der Planung
Die tiefgreifenden Umbaupläne für das lange Zeit sieche Bahnhofsumfeld sind ein Gemeinschaftswerk der Würzburger Architekten Hofmann/Keicher/Ring sowie der Stadtplaner Klaus Molenaar und Claudia Weber-Molenaar aus München-Gräfelfing. Manfred Ring war es am Donnerstagabend vorbehalten, dem Stadtrat die in Details noch einmal überarbeiteten Pläne vorzustellen.
Auf die Grundzüge des Ausbaus hatte sich das Gremium bereits Ende 2021 verständigt: den Bahnhofsvorplatz, der weitgehend entkernt wird, dafür Bäume, Wasserspiel und einen Café-Freisitz erhalten soll; die Direktanbindung der südlich gelegenen Parkplätze an die Innere Sulzfelder Straße; die circa 150 Fahrradstellplätze sowie das Kernstück, den zentralen Omnibusbahnhof (ZOB). Acht Haltebuchten soll es entlang der Friedenstraße künftig geben, überdacht und mit 127 Solarpanels bedeckt. Das Ganze ist als ÖPNV-Drehkreuz konzipiert: Zugreisende sollen im Stundentakt vom Bahnhof abgeholt und in acht Linien zum gewünschten Ziel gebracht werden.

Kritik gab es nur an Details. Manfred Paul (SPD) verwies auf den aus seiner Sicht wenig durchdachten Anschluss der südlichen Parkplatzanlage an die Innere Sulzfelder Straße. Wenn zu Stoßzeiten ein Großteil der 170 dort parkenden Autos nach unten ausfahre, seien Staus programmiert. Wolfgang Popp (KIK) sprach von einer „verkehrspolitischen Fehlentscheidung“. Die Fahrzeuge treffen etwa 75 Meter vor der Unterführung auf die Sulzfelder Straße. Für Klaus Heisel (SPD) liegt der neuralgische Punkt eher an der Ecke Bismarck-/Friedrich-Ebert-Straße. Dort gebe es schon heute Probleme, die sich aus seiner Sicht potenzieren, wenn künftig dort die Schulbusse zum Bahnhof abbiegen.
Vom Bahnhof aus führt eine Einbahnstraße zum Schulgelände
Den direkten Weg vom Schulgelände hoch zum Bahnhof wird es dann nicht mehr geben, weil der Amalienweg zur Einbahnstraße mit Fahrtrichtung nach unten wird. Dies sei mit den Busunternehmern so abgestimmt, sagte Oberbürgermeister Stefan Güntner (CSU). Zumindest mit dem Fahrrad soll man künftig noch in beide Richtungen fahren können. „Unsere Aufgabe ist es“, sagte Gisela Kramer-Grünwald (Grüne), „die Stadt der Zukunft fahrradgerecht zu machen.“ Deshalb sei am Bahnhof auf ausreichend Radstellplätze zu achten.
Von Umweltreferent Uwe Hartmann (Bayernpartei) kam der Appell, nicht nur die Dächer des Busbahnhofs mit Solarpanels zu belegen, sondern auch den Bahnhof selbst. Der Denkmalschutz lasse solche Ausnahmen mittlerweile zu. Doch nicht nur Bauamtsleiter Oliver Graumann reagierte zurückhaltend auf den Vorstoß. Auch Jens Pauluhn (ÖDP) warnte vor übereilten Schlüssen.
Pauluhn bedauerte den Wegfall der 16 Schrebergärten am Amalienweg zu einer Zeit, da sich die Pächter gerade „sehr ins Zeug gelegt“ hätten, diese herzurichten. Die seit Jahrzehnten bestehenden Gärten werden einer Vergrößerung der Parkplatzanlage und der von der Stadtratsmehrheit beschlossenen Stichstraße in die Innere Sulzfelder Straße zum Opfer fallen. Als Ausgleich schafft die Stadt im unteren Bereich laut Architekt Ring öffentliches Grün und eine „kleine Parkanlage“ mit Bäumen. Pauluhn bat die Stadt, rasch für den versprochenen Ersatz zu sorgen, damit die Pächter mit Beginn der Baumaßnahme nahtlos an den offenbar in unmittelbarer Nähe gefundenen Standort umziehen können.
Anfang 2024 soll es mit dem Ausbau des Bahnhofs losgehen
Nach Vorstellungen der Stadt soll der Umbau Anfang 2024 beginnen. Die Kosten sind auf rund 13,7 Millionen Euro berechnet, doch das Geld wird kaum reichen, da in dieser Summe zwar entgegen ersten Angaben die Solarpanels über dem Busbahnhof enthalten sind, nicht aber der Ausbau des Amalienwegs oder die Straßenbeleuchtung. Laut Bauamtschef Graumann kann die Stadt mit etwa 50 bis 60 Prozent öffentlichen Fördergeldern rechnen. Im Innern des Bahnhofs soll es vermutlich ab Mitte Juli ein Bistro mit kleinem Speisenangebot geben. Ende April wurde das neue Video-Reisezentrum eröffnet.

Bleibt die Sache mit der Barrierefreiheit. Während der Zugang künftig über einen Lift möglich ist, wird es am Bahnsteig selbst mit einem Ausbau noch dauern. Hier ist die Bahn zuständig, die bislang kein konkretes Datum genannt hat. „Wenn es nach den Fahrgastzahlen ginge“, so OB Güntner, „hätten wir längst an der Reihe sein müssen.“ Erst wenn der Bahnhof komplett barrierefrei ist, sei der „Schandfleck endgültig beseitigt“, sagt die fraktionslose Bürgermeisterin Astrid Glos.
Barrierefreiheit ist zusätzlich wichtig und betrifft nicht nur einige Menschen, sondern alle, z.B. wenn mit schwerem Rollkoffer unterwegs.
Immer dann, wenn genug Platz da ist, sollten Rampen priorisiert werden, da sie nicht ausfallen können wie Aufzüge und auch grösserem Ansturm standhalten, v.a. wenn es zeitlich eng wird.
Beim Bahnhof Kitzingen gibt es da noch eine ander Möglichkeit:
Eine Fußbrücke am nördlichen Ende, z.B. auf Höhe Amtsgericht bis zum Steigweg auch die Westtangente überspannend mit Rampe zum Mittelbahnsteig. Damit wird der Westen von KT um den Innopark besser an den Bahnhof angebunden und der Fussweg vom Bahnsteig in die Altstadt (Falterturm als Marker) ist über die Güterhallstrasse kürzer. Die Brücke mag kosten, jedoch werden Instandhaltungskosten für Aufzüge gespart & mehr Nutzen generiert als beiUmbau an der alten Gleis-Unterführung.