
In einem schicken Imagefilm gibt es die schöne neue Bahnwelt in Iphofen schon. Aus der Perspektive des Lokführers fährt man in den neu gestalteten Bahnhof ein – und bekommt eine Ahnung davon, wie es dort in naher Zukunft einmal aussehen soll. Nach anderthalb Minuten ist der Traum zu Ende, und man erwacht in einer Realität, die weit weniger bunt und modern erscheint, sondern trist und grau. Immerhin: Es gibt diese Perspektive für Iphofen, sogar schneller als ursprünglich gedacht. Nicht wie geplant 2024, sondern schon 2023 soll der Ausbau zum barrierefreien Bahnhof beginnen. Im Iphöfer Bauausschuss nahm man die Nachricht am Montagabend mit Applaus auf.

Offener Beifall für die Bahn – solche Augenblicke erlebt auch Richard Dumhard eher selten. Er ist der Projektleiter des Ausbaus in Iphofen und stellte das Vorhaben gemeinsam mit Jan Unger vom Planungsbüro Kehrer (Regensburg) vor. Ins 1000-Bahnhöfe-Programm, die den Ausbau von Haltepunkten und Gebäuden bis 2026 regelt, hat es Iphofen schon im vorigen Jahr geschafft. Jetzt wird es also konkret. Dass der Ausbau um ein Jahr vorgezogen wird, hat laut Dumhard einen pragmatischen Grund: 2023 werden auf der Strecke Fürth – Würzburg sämtliche Gleise erneuert. In diesem Zuge wird der Iphöfer Bahnhaltepunkt gleich mit saniert.
Ein wichtiges Signal nicht nur an die zahlreichen Pendler, die jeden Morgen von hier aus zur Arbeit starten, sondern auch an die vielen Gäste, die täglich mit der Bahn anreisen. Die Iphöfer Tourismuschefin Claudia Bellanti spricht mit Blick auf den Haltepunkt von einem "Standortvorteil" und von einem "ganz wichtigen Zubringer für Tagesausflügler". Selbst Gäste, die mit dem Auto nach Iphofen kommen, steigen laut Bellanti inzwischen immer öfter auf die Bahn um, wenn zu Ausflügen in die Umgebung aufbrechen. Der ÖPNV sei in Zeiten des Klimawandels und steigender Spritpreise auch bei Touristen überaus beliebt.

Moderner, komfortabler, bequemer soll der Iphöfer Haltepunkt werden. Wer aus Richtung des neuen Busbahnhofs kommt, wird demnächst auf kürzestem Weg zum Bahnsteig gelangen. Neben diesem neuen Zugang wird es eine behindertengerechte Rampe geben. Dazu lässt die Bahn an beiden Bahnsteigen jeweils Aufzüge einbauen und an die Unterführungen anbinden. Die Fahrstühle werden groß genug sein, um sie nicht nur mit dem Rollstuhl, sondern auch mit Fahrrädern zu nutzen. Für Zugreisende, die mit dem Rad kommen, gibt es in Bahnhofsnähe neue Bike-and-ride-Abstellplätze. Die Bahnsteige werden auf jeweils 210 Meter verlängert und mit je zwei Wetterschutzhäuschen ausgestattet, das Industriegleis 1 der Firma Knauf wird verkürzt. "Aufgehübscht" statt neu gebaut werden laut Dumhard die Unterführungen.
Ein Raunen ging durch die Runde, als Dumhard die Kosten des Projekts nannte: Rund elf Millionen Euro wird die Deutsche Bahn, konkret die für den Betrieb der Bahnhöfe zuständige Station&Service AG, in die Maßnahme investieren. Zum Vergleich: Der Ausbau des Bahnhofs Rottendorf kostete 2020 gut 14 Millionen Euro. Im März 2023 beginnen in Iphofen die Vorarbeiten. Vom 26. Mai bis 6. August 2023 wird der Haltepunkt wegen des Umbaus komplett gesperrt sein. Für Zugreisende und Pendler soll in dieser Zeit ein Schienenersatzverkehr eingerichtet werden. Anfang August werden erste Teile des Bahnhofs wieder freigegeben. Ende November soll dann alles fertig sein.

Die Ratsmitglieder nahmen die Pläne der Bahn sehr positiv auf. Schon unter dem vormaligen Bürgermeister Josef Mend hatte die Stadt jahrelang um den Ausbau ihres immer mehr vernachlässigten Haltepunkts gerungen. Sie war dafür umfangreich in Vorleistung getreten, hatte in Eigenregie einen Park-and-ride-Platz geschaffen und erweitert und zuletzt einen Busbahnhof errichtet. Oberhalb der B8 ist ein neues Nahverkehrsdrehkreuz entstanden. Und bald gibt es also die schöne neue Bahnwelt. "Da bekommt man schon jetzt Lust aufs Zugfahren", sagte Zweiter Bürgermeister Hans Brummer.