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Kitzingen
Wundersame Wandlung: Kitzinger Bahnhof wieder offen
Mehr als zwei Jahre döste das Kitzinger Bahnhofsgebäude vor sich hin, nun hat es die Stadt in einer Hauruckaktion wiederbelebt. Was Bahnreisende dort erwartet.
Ein Schnitt in der Entwicklung des Kitzinger Bahnhofs: (von links) 2. Bürgermeister Manfred Freitag, Vize-Landrätin Susanne Knof, Oberbürgermeister Stefan Güntner und Bürgermeisterin Astrid Glos eröffnen das Gebäude wieder.
Foto: Eike Lenz | Ein Schnitt in der Entwicklung des Kitzinger Bahnhofs: (von links) 2. Bürgermeister Manfred Freitag, Vize-Landrätin Susanne Knof, Oberbürgermeister Stefan Güntner und Bürgermeisterin Astrid Glos eröffnen das Gebäude ...
Eike Lenz
 |  aktualisiert: 08.02.2024 11:35 Uhr

Ein kurzes Schnipp, und das rote Band war durchtrennt. "Offen ist das Ding!", sagte Kitzingens Oberbürgermeister Stefan Güntner (CSU). Es war ein kleiner Schnitt für den OB, aber ein großer Schnitt für Zugreisende. Seit Dienstag, 11.03 Uhr, ist der Kitzinger Bahnhof wieder geöffnet – zweieinhalb Jahre, nachdem eine dubiose Immobiliengesellschaft aus Frankfurt am Main das Gebäude von der Bahn gekauft und fünf Monate, nachdem jene Gesellschaft es der Stadt verkauft hatte.

Man könnte es als Banalität sehen, wenn nach kurzer Sanierung die Durchgangshalle eines Bahnhofs wieder die Pforten öffnet. Andernorts hätte es womöglich auch kein rotes Band gegeben, das der Oberbürgermeister unter dem Beifall eines guten Dutzends Gäste durchschnitten hätte. Wer die jüngere Geschichte des Kitzinger Bahnhofs kennt, wird allerdings verstehen, warum auch die stellvertretende Landrätin Susanne Knof von einem "bedeutenden Augenblick" sprach.

Der vormalige Eigentümer inszeniert sich als Retter

Diese Geschichte beginnt mit einem heißen Sommertag im August 2019. Drei Männer posieren vor dem Kitzinger Bahnhofsgebäude, einer von ihnen, Stefan Steinert von der Frankfurter Immobiliengesellschaft Aedificia, inszeniert sich als Retter und macht deutlich: "Wir verstehen Bahnhof!" Doch nachdem Steinert in einem teuren Luxuswagen wieder über die Autobahn verschwunden ist, tut sich über Monate nichts an dem Gebäude. Die vollmundigen Versprechen von einer Sanierung, gar Entwicklung des Gebäudes sind nichts als Luftnummern. Seine beiden Partner, die mit ihm das Gebäude von der Bahn gekauft haben, machen ihm Druck, erst sanft, dann verstärkt. Doch nichts passiert.

Die Durchgangshalle des Kitzinger Bahnhofs erstrahlt nach der Sanierung in frischem Weiß und bunten Graffiti.
Foto: Daniel Peter | Die Durchgangshalle des Kitzinger Bahnhofs erstrahlt nach der Sanierung in frischem Weiß und bunten Graffiti.

Für Bahnreisende schließen sich die Türen zur heruntergekommenen Durchgangshalle irgendwann Anfang 2019. Toiletten gibt es von da an nicht mehr. Wer zu den Gleisen gelangen will, muss um das Gebäude laufen – und dort auf dem zugigen Bahnsteig ausharren. Ein unhaltbarer Zustand. Erst Ende 2020 kommt Bewegung in die Sache. Unter großem Druck der Öffentlichkeit und der beiden involvierten Geldgeber entschließt sich Steinerts Aedificia, den Bahnhof an die Stadt Kitzingen zu verkaufen. Im Januar 2021 geht der Deal über die Bühne. Die Stadt beginnt danach sofort zu handeln, und OB Güntner gibt ein Versprechen ab: Am 1. Juni soll der Bahnhof wieder geöffnet werden.

Die Halle glänzt mit Kitzinger Ansichten und mit Graffiti 

Elf Wochen lang haben größtenteils Mitarbeiter der Stadt die Halle auf Vordermann gebracht – in einer großartigen Teamleistung, wie der OB bei der Eröffnung sagte. Wände wurden verkleidet und gestrichen, Kabel und Rohre gelegt, Bänke aufgestellt. Die Toilette ist komplett neu und aus Sicherheitsgründen nun im vorderen Teil der Halle untergebracht. Auf einem Flachbildfernseher hinter einer Glasscheibe läuft eine Diaschau mit Kitzinger Ansichten, und Stadtsprecherin Claudia Biebl hat die Wände mit großzügiger Hilfe von "ein paar jungen Männern" mit Graffiti besprühen lassen.

Im nächsten Schritt soll der Kitzinger Bahnhof in ein Mobilitätskonzept für den Landkreis eingebunden werden.
Foto: Daniel Peter | Im nächsten Schritt soll der Kitzinger Bahnhof in ein Mobilitätskonzept für den Landkreis eingebunden werden.

Was jetzt noch fehlt, ist die Einbettung des Bahnhofs in ein größeres Mobilitätskonzept. So plant der Landkreis laut Vize-Landrätin Knof einen "Rendezvous-Verkehr": Busse sollen Zugreisende im Stundentakt vom Bahnhof abholen und in acht Linien zum gewünschten Ziel befördern. Dazu braucht es einen zentralen Busbahnhof, Gespräche mit der Regierung laufen. Ein "Knotenpunkt für den ÖPNV" soll daraus entstehen. Erste Fäden dafür sind schon einmal geknüpft.

 
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  • J. M.
    Sehr schön wurde alles gemacht. Glückwunsch an die Stadt Kitzingen. Nur die Bahnhofsuhr hat man vergessen richtig zu stellen.
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    Ein tolles Ergebnis. Ein "Tor zur Stadt" das sich sehen lassen kann und Reisenden wie Pendlern die Bahn attraktiver macht. Bleibt zu hoffen, dass sich andere Orte in der Region, deren Bahnhöfe noch immer heruntergekommen, ohne jede Annehmlichkeit für Reisende und alles andere alt attraktive "Tore zur Stadt" sind, daran ein Beispiel nehmen (z.B. Ochsenfurt, Lohr usw.)
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    Es ist ein sehr erfreuliches Ereignis die Wiedereröffnung des Kitzinger Bahnhofes miterleben zu dürfen. Dank des beherzten Handelns der Verantwortlichen in Kitzingen, des Stadtrates und besonders Herrn OB Günter, ist diese zukunftsweisende Entscheidung getroffen worden. Ich hoffe, daß es zu einer Vernetzung des ÖPNV nicht nur in Richtung des VGN, sondern auch in Richtung des "VVM" geben wird um in Würzburg Arbeitende aus dem Raum Kitzingen mit einer "Regio-S-Bahn" - im wahrsten Sinne des Wortes - abholen zu können.
    Auch wenn das noch nach weiter Zukunft klingen mag: Je zügiger das klappt, umso umweltbewußter kann Mobilität über die Kreisgrenzen hinweg ermöglicht werden. Vielleicht ermuntert dies dann ja auch etliche in der S-Bahn Morgens die MAINPOST zu studieren ...
    Also, liebe Verantwortliche: Der Verkehrsverbund Großraum Nordwest-Bayern muß endlich in greifbare Nähe kommen!
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  • F. R.
    @xyz12: Ein Verkehrsverbund darf nicht zu groß sein, sondern sollte S-Bahn-Entfernungen nicht überschreiten. Darüber hinaus ist der Regional- und Fernverkehr zuständig.

    Jeder Verkehrsverbund braucht als Hauptachsen S-Bahnen. Auch der Mainfränkische, sonst wird er viel schlechter angenommen und verdient den Namen "Verbund" nicht.

    DENKBARER S-BAHN-ENDAUSBAU IN MAINFRANKEN
    Um WÜ Hbf:
    S1 KT-WÜ-Karlstadt-Gemünden-Lohr (Pendellinie)

    Um bzw. ab SW Hbf:
    S2 WÜ-SW-Haßfurt-Zeil-Ebelsbach/Eltmann (Pendellinie)
    S3 SW-Münnerstadt-Bad Neustadt-Mellrichstadt-Meiningen (Stichlinie)
    S4 SW-KT (Stichlinie als Regiotram)
    S5 SW-KG-Hammelburg-Gemünden (Stichlinie)
    S6 SW-Arnstein-Gemünden (Stichlinie)

    Damit ergäbe es in Mainfranken ein S-Bahnsystem mit drei zusammenhängenden Ringen und drei Stichen (>Lohr, >Ebelsbach, >Meiningen)
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  • F. R.
    "'Rendezvous-Verkehr"': Busse sollen Zugreisende im Stundentakt vom Bahnhof abholen und in acht Linien zum gewünschten Ziel befördern. Dazu braucht es einen zentralen Busbahnhof."

    Das wäre ein großer Aufwand und politischer Aktionismus. In WÜ will man wieder ein anderes System, mit Expressbussen mit P&R. Jeder will heute sein eigenes Süppchen kochen und am Ende entsteht ein ÖPNV-Dschungel, der Autofahrer abschreckt!

    Je einfacher & übersichtlicher der ÖPNV, desto mehr wird er angenommen. Das ist der große Erfolg der S-Bahnen!

    Viel logischer ist, vorhandene Strukturen wieder zu aktivieren, als Teil eines zusammenhängenden Systems, das jeder versteht! So die Reaktivierung der Steigerwaldbahn, als Regionalstraßenbahn nach dem Konzept von Wittek-Brix nach Karlsriuher Modell, über die KTer Nordbrücke und weiter auf der Steigerwaldbahntrasse nach Schweinfurt. Zwei Hauptbahnen würden verbunden, Kitzingen wieder zum Bahnknoten und an diese Hauptachse könnten Busse antakten.
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