
Morgens auf dem Weg zur Arbeit vom hinteren Parkplatz am Bleichwasen hinüber in die Kitzinger Innenstadt: Die Kirchturmuhr zeigt halb drei. Abends genauso: Wer dieser Tage spät aus dem Büro kommt und über die Alte Mainbrücke zu seinem Auto marschiert, sieht die Kreuzkapelle in Etwashausen im Abendlicht – und neuem Glanz nach der Renovierung – strahlen. Die Uhr aber zeigt immer noch halb drei.
So lange gehen die Uhren an der Kapelle Zum Heiligen Kreuz, so der offizielle Name, schon falsch, dass man sich eigentlich schon daran gewöhnt hat. Darum Obacht: In diesen Tagen soll sich das ändern und die Kirchturmuhren an dem Bauwerk von Balthasar Neumann endlich wieder die korrekte Uhrzeit anzeigen, sagt Pfarrer Gerhard Spöckl auf Nachfrage.
Das barocke Baumwerk von Balthasar Neumann wird kaum genutzt
Das wäre dann immerhin passend zur Etwashäuser Kirchweih ab Freitag, 11. Oktober, bei deren großen Umzug am Sonntag stets Massen an Zuschauern die Straßen des Kitzinger Stadtteils säumen. Zu dieser Gelegenheit findet auch einer der wenigen öffentlichen Gottesdienste in der Kreuzkapelle statt: Am Montag, 14. Oktober, treffen sich die Gärtner um 18 Uhr zum Gedenkgottesdienst.

Ansonsten werden schon seit Jahren keine regelmäßigen – katholischen – Gottesdienste mehr in der Kirche angeboten. Sie wird Pfarrer Spöckl zufolge nur noch für besondere Anlässe wie Hochzeiten genutzt. Brautpaare schätzten auch "den schönen Vorplatz und die schöne Außenansicht". Diese ist umso hübscher seit dem Abschluss der äußeren Erneuerung. Rund 1,5 Millionen Euro hat es gekostet, unter anderem das Dach und die angegriffenen Natursandsteine zu erneuern, zudem wurde die Kapelle in ihrer ursprünglichen Farbe neu gestrichen.
Ukrainisch-orthodoxe Gottesdienste finden regelmäßig statt

Der neue Glanz ändert allerdings leider nichts daran, dass das barocke Bauwerk so selten genutzt wird. "Größere pastorale Räume und weniger Personal" nennt der Pfarrer die Ursache dafür: "Ich muss die Stadtpfarrkirche auch mit Leben füllen."
Mit einer Ausnahme: Noch bis Ende Oktober (ab 1. November in St. Johannes) finden sonntags um 9 Uhr in der Kreuzkapelle ukrainisch-orthodoxe Gottesdienste in ukrainischer Sprache statt. Als "ganz große Geste" von Pfarrer Spöckl lobt Albina Baumann, dass dies so unbürokratisch möglich sei. Die Volkacherin engagiert sich seit langem bei der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland und hilft Pfarrer Oleksander Hrushchak auch bei der Vermittlung zwischen den Sprachen.

Bliebe nur noch die Frage nach den Uhren: Warum dauert es so lange, bis deren Zeiger endlich die richtige Zeit anzeigen? Schließlich hatte die Sanierung der Kreuzkapelle bereits im Frühjahr 2020 begonnen. Doch da kämpft die Kirche mit denselben profanen Problemen wie alle anderen: Erst mussten die elektrischen Leitungen erneuert werden und das habe gedauert, erläutert Gerhard Spöckl. Und dann seien die Handwerker ausgelastet gewesen. Doch in Kürze werde stets die richtige Zeit zu sehen sein – nicht nur kurz vor halb drei.
Kontakt: Auskunft zu den ukrainisch-orthodoxen Gottesdiensten erteilen Pfarrer Oleksander Hrushchak, Tel. +380665802670 (spricht Ukrainisch und Russisch) oder Albina Baumann, Tel. (09381) 847387.