
Barbara Becker, die 48-jährige Unternehmensberaterin aus Wiesenbronn ist die Direktkandidatin der CSU für die Landtagswahl 2018 für den Wahlkreis 605 Kitzingen. Am Freitagabend setzte sie sich gegen Tibor Brumme aus Kitzingen mit 53:37 Stimmen durch. Für den 46-jährigen Kitzinger Steimetzmeister und Restaurator mehr als nur ein Achtungserfolg.
Die Spannung im voll besetzten Haus der Gemeinschaft im Schwarzenau war schon vor Beginn der Nominierungsversammlung mit Händen zu greifen. Der langjährige Landtagsabgeordnete Otto Hünnerkopf hatte im Vorfeld angekündigt, aus Altersgründen nicht mehr als Direktkandidat seiner Partei für den Stimmkreis Kitzingen anzutreten.
Das traf auf eine zutiefst verunsicherte Partei, denn die Bundestagswahl vor wenigen Wochen mit schlechtem Ergebnis, die Diskussion um den Parteivorsitzenden und Ministerpräsidenten Seehofer, die Koalitionsverhandlungen in Berlin: „Die vor uns liegende Zeit wird für uns nicht einfach“, sagte Bundestagsabgeordnete Anja Weisgerber in ihrem Grußwort zu Beginn der Versammlung und brachte damit die Gemütslage auf den Punkt.
Balsam
Da waren zwei Kandidaten für das Direktmandat und damit eine Wahl zu haben Balsam auf die Seele vieler Kandidaten, wie in Gesprächen am Rande zu erfahren war.
Barbara Beckers Kandidatur war keine Überraschung, die Ambitionen der Vorsitzenden der Frauenunion Kitzingen waren seit langem bekannt. Neu war allerdings das Ansinnen von Tibor Brumme, als Kreisvorsitzender der Mittelstandsunion auch kein Unbekannter in der Partei, sich um das Mandat zu bewerben. Bis vor kurzem galt Rödelsees Bürgermeister Burkhard Klein als aussichtsreicher Bewerber, doch der hatte der Partei überraschend eine Absage erteilt.
„Bestens geeignet“
„Beide Kandidaten sind bestens geeignet, den Stimmkreis in München gut zu vertreten“, sagte Hünnerkopf in seiner Einführung in den Abend, von Seiten des Kreisvorstandes gebe es keine Empfehlung für einen der beiden. Um dann das heikle Thema des Abends anzusprechen: Anfang November beginne das Verfahren in der V-Mann Affäre des LKA (wir berichteten). Unter den Angeklagten, so Hünnerkopf weiter, ist der Ehemann von Barbara Becker.
„Der Kreisvorstand ist der Auffassung, dass sich nicht Barbara Becker im Verfahren zu stellen hat und dass es keine Vorverurteilung geben darf.“ Hünnerkopf zeigte sich zuversichtlich, dass „sich in den nächsten Monaten alles zum positiven klären wird“. Ein geschickter Schachzug, wie sich zeigte, denn damit war das Thema V-Mann Affäre vom Tisch.
Rhetorisch stark
In der Folge präsentierten sich zwei rhetorisch starke Kandidaten den 90 Delegierten. Becker, im Losverfahren ausgewählt, machte den Anfang der Vorstellungen. Wie später auch Tibor Brumme verzichtete sie auf ihr vorbereitetes Skript und redete frei. Das gute Zusammenleben von Landwirten und Nichtlandwirten – ein Herzensanliegen.
Priorität soll aber die Digitalisierung des ländlichen Raums in Verbindung mit Mobilität, mit Bildung, mit Sicherung von Arbeitsplätzen und auch des Wohlstands bekommen. Dazu Bürokratieabbau vor allem im Bereich Ehrenamt: „Wir müssen es einfacher machen und dann müssen wir es einfach machen.“
Einwanderungsgesetz
„Ich bin hier, weil ich mir das Amt zutraue“, so der Beginn von Brummes Vorstellung, die fast noch ein wenig emotionaler als Beckers Rede war. Seine Schwerpunkte: Die CSU stark machen als Schutz vor extremistischen Parteien. Außerdem Bürokratie-Abbau, den er als Arbeitgeber auch im Bereich der Beschäftigung als nötig erachtet. Er fordert ein Einwanderungsgesetzt, will die Hauptschulen stärken und hat sich ebenfalls die Digitalisierung auf die Fahnen geschrieben: „Der ländliche Raum muss ein digitaler Raum werden“, sagte Brumme, so könnten die jungen Leute hier gehalten werden.
Mit Respekt begegnet
Am Ende ein schnelles Ergebnis: Barbara Becker erhielt 53 der 90 Stimmen, Brumme 37 Stimmen. Und zwei Kandidaten, die sich nach der Wahl auch noch in die Augen sehen konnten, die sich, so zumindest der Eindruck, auch nach der Wahl mit viel Respekt begegneten. Und die sicher beide nach der von Tibor Brumme ausgegebenen Devise arbeiten werden: „Es muss unser Ziel sein, die absolute Mehrheit zu bekommen.“
Dass auch die Delegierten Brumme ihren Respekt zollten, zeigte de anschließende Wahl der Delegierten für die Wahlkreisversammlung für die Kandidatenliste zur Landtags und Bezirkstagswahl 2018, bei der Brumme noch vor Becker die meisten Stimmen erhielt.
Die Delegierten sind: Tibor Brumme, Barbara Becker, Dr. Otto Hünnerkopf, MdL, Christine Bender, Gerhard Eck, MdL, Barbara Rinke, Gerlinde Martin, Josef Wächter, Marcel Hannweber und Lothar Zachmann.
Jetzt wen es die CSU betrifft, ist das natürlich was ganz anderes.
Gauland ich hör Dir trapsen...
...sollte man solche Überschriften nicht vermeiden? 🤔