
Die gute Nachricht ist: Wenn alle Stricke reißen, gibt es immer noch einen Standort für den geplanten Tierheim-Neubau in Kitzingen. Die schon vor längerer Zeit ins Auge gefasste Fläche „Im Lailach“ in der Nähe des Golfplatzes könnte jederzeit wieder ernsthaft in Angriff genommen werden. Zumal es dafür aus dem Januar 2020 eine 13:0-Entscheidung des Kitzinger Verwaltungs- und Bauausschusses im Stadtrat gibt und die Pläne im Bauamt bereit liegen. Dagegen sprechen allerdings zwei Faktoren: Die Erschließungskosten sind an dieser Stelle enorm. Und die Kitzinger Golfer zeigten sind nicht gerade erfreut, dass es in Hörweite ihrer Terrasse künftig – sagen wir mal: tierisch laut zugeht.
Also zog die Stadt aus, um im letzten Moment doch noch einen Alternativ-Standort zu präsentieren. Dieser letzte Moment – er dauert nun schon geraume Zeit an. Wenn man sich das Ganze als lange Bank vorstellt, ist vom Bank-Anfang das mögliche Ende längst nicht mehr zu sehen. Die Bank wird länger und länger.
Komplizierte Verhandlungen
Die jüngste Verlängerung sah so aus: Die Stadt hatte ein schönes Stückchen Erde für gut befunden und entsprechende Verhandlungen aufgenommen. Und wie das bei Grundstücksangelegenheiten so ist: Sie können kompliziert werden. Und sie laufen doch eher im Geheimen ab, weil sich alles in einem mitunter äußerst sensiblen Bereich abspielt und weil Dinge im allerletzten Moment noch schief gehen können.
In diesem Fall war es besonders kompliziert. Bis zum Sommerbeginn, so hatte Kitzingens OB Stefan Güntner gehofft, sollte endlich alles in trockenen Tüchern sein. Die Hoffnung trog. Inzwischen, der Sommer ist schon fortgeschritten und wir befinden uns mitten in den Ferien, steht fest: Mit dem angedachten Alternativ-Standort wird es nichts. "Das hat sich aus meiner Sicht erledigt", so ein enttäuschter Oberbürgermeister auf Anfrage. Der erhoffte Kauf des Grundstücke durch die Stadt ließe sich "unter anderem wegen erforderlicher Umweltprüfungen nicht zeitnah umsetzen".
Neuer Zeitplan
Also alles wieder auf Anfang? Nicht ganz: Die Stadt hat einen weiteren Standort im Blick, an dem "hinter den Kulissen weitergearbeitet" werde. Auch hier gelte: Grundstücksangelegenheiten sind sensibel. Die Such-Parameter sind unverändert: möglichst ohne Nachbarn, möglichst geringe Erschließungskosten. Und es gibt wieder einen Zeitplan: Der Kitzinger Rathaus-Chef glaubt, "dass man nach der Sommerpause mehr dazu sagen kann". Damit dürfte klar sein: Gebaut wird in diesem Jahr nicht mehr; die lange Bank grüßt. Die eigentliche Hoffnung, im Jahr 2020 loszulegen, wirkt inzwischen wie aus einer anderen Zeit.
Die teilweise verzweifelt anmutende Suche nach einem neuen Zuhause für die Heimtiere hatte begonnen, nachdem der aktuelle Standort zu bröckeln anfing: Im Sommer 2017 wurden Risse im Tierheim-Gemäuer entdeckt. Die Anlage steht auf einem – vor rund 110 Jahren stillgelegten – Stollen. Um mögliche weitere Bewegungen gleich erkennen zu können, wurde das Tierheim mit Sensoren unter Beobachtung gestellt. Das Tierheim ist sozusagen unter Vorbehalt des Bergamtes Nordbayern geöffnet, die Auszugs-Uhr tickt aber. Die Zelte abbrechen zu müssen – diese Gefahr ist latent immer da.
Teure Angelegenheit
Was die Kosten anbelangt, bleibt alles wie gehabt, es wird eine teure Angelegenheit: Laut Schätzungen wird das neue Tierheim bis zu 2,6 Millionen Euro kosten, wobei 1,5 Millionen als Schuldendienst von den Gemeinden kommen und 300 000 Euro vom Kreis fest zugesagt sind – der Rest ist Sache des Tierschutzvereins. Dort ist es schon länger auffällig ruhig, Presseanfragen landen – um im Bild zu bleiben – auf der langen Bank.