Frank Gimperlein zieht den Vergleich zu kleinen Clubs: Es gibt Locations, die gefallen den Stars so gut, dass sie gerne dort auftreten, obwohl sie sonst meist riesige Hallen und Stadien füllen. Das Ambiente, die Betreuung, begeisterte Besucher – alles das spielt mit. Der Vorsitzende des Kitzinger Stadtmarketingvereins möchte Kitzingen als einen solchen Standort für Konzerte etablieren. Dazu braucht er die Künstler, die Agenturen, die Stadt, den Bauhof, Partner und Sponsoren. Vor allem aber die Gäste, die bereit sind, für hochwertige Kultur zu zahlen.
Drei große Konzerte gab es im Juni am Kitzinger Stadtbalkon. Es waren jeweils 2500 bis 4000 zahlende Besucher da. Etwa 5000 hätten auf dem Gelände Platz gefunden. Viele weitere erlebten die Auftritte hinter den Absperrungen mit – kostenlos. Oberbürgermeister Stefan Güntner hatte sie flapsig als "Schmarotzer" bezeichnet und mit diesem Wort eine hitzige Diskussion entfacht.
Konzertveranstalter Hertlein: "Die Veranstaltungen konnten wirtschaftlich nicht erfolgreich abgewickelt werden"
Gab es tatsächlich zu viele Zaungäste? Manfred Hertlein von der Konzertagentur jedenfalls spricht von einem Ausmaß, wie er es noch nie erlebt habe. "Wir gehen davon aus, dass zwischen 500 und 1000 Menschen an den unterschiedlichen Veranstaltungen den Hörgenuss in Anspruch nahmen." Bei etwa 65 Euro pro Karte ergibt sich da auch bei Abzug von Kosten eine stattliche Summe.
"Die Konzerte konnten wirtschaftlich nicht erfolgreich abgewickelt werden", sagt Hertlein. Das gefährde Veranstaltungen in Kitzingen, was "sehr traurig" sei. Man suche gemeinsam mit der Stadt nach einer Lösung. Zugleich dankt Hertlein der Stadt und der Tourist-Information für die "absolute Unterstützung".
Die Künstler, so sagt der Konzertveranstalter, seien von der Location am Stadtbalkon beeindruckt gewesen, "aber von der Zuschauerzahl enttäuscht". Künstler und Managements ließen Anfragen dieser Redaktion dazu unbeantwortet. Mit einem Tweet zur "Schmarotzer"-Aussage hatte Jan Delay Ende Juli auf Twitter reagiert. Er schrieb: Zaungäste seien toll; niemandem entgehe irgendeine Gage.
Frank Gimperlein: "Damit Kitzingen aus dem Schatten größerer Städte treten kann, bedarf es ganz besonderer Anstrengung"
Frank Gimperlein ist es wichtig, die Diskussion zu versachlichen. "Mir geht es um den Standort Kitzingen." Mit der World-Press-Photo sei es der Stadt gelungen, Besucher anzuziehen, das Renommee Kitzingens zu stärken und die Bürger stolz sein zu lassen auf ihre Stadt, die bei der WPP in einer Reihe mit den Metropolen dieser Welt steht. "Toll, dass es so was in Kitzingen gibt", hört man regelmäßig. Genau der Satz, der auch bei den drei großen Sommerkonzerten in Kitzingen von Besucherseite immer wieder fiel.
Von alleine aber kommen Stars wie Jan Delay, Michael Patrick Kelly, Wincent Weiss oder vorher Johannes Oerding nicht nach Kitzingen. "Damit wir aus dem Schatten von Würzburg, Nürnberg, München treten, bedarf es ganz besonderer Anstrengung. Wir müssen immer mehr Gas geben als die anderen", macht Gimperlein deutlich. In vielen Bereichen funktioniert das gut. Die Stadt stellt die Fläche zur Verfügung, der Bauhof bringt sich ein, der Energieversorger LKW unterstützt, Fehrer stellt kostenlos Parkplätze zur Verfügung, die Anwohner beschweren sich nicht.
Der STMV-Vorsitzende sieht daher die Bevölkerung in Kitzingen und der Region in der Bringschuld. Für die Karten zu zahlen, wenn man die Musik hören will, habe auch etwas mit einer Wertschätzung für die Künstler zu tun. Diese generierten einen großen Teil ihrer Einnahmen über Konzerte und Merchandising-Produkte. Und hinter jedem Künstler stehen Musiker und eine Crew. Gimperlein: "Kunst in dieser Kategorie kann nicht umsonst sein."
OB Stefan Güntner: "Man wird nicht günstiger auf so ein Konzert gehen können als in Kitzingen"
Wenn die Leute nicht zu solchen Veranstaltungen gehen, würden sie Kitzingen und damit auch sich selbst "den kulturellen Ast abschneiden", erklärt Gimperlein. Für 2024 hat er mehrere Anfragen; ein bis zwei Konzerte soll es wieder geben. Er will dafür, wie Oberbürgermeister Stefan Güntner, am Stadtbalkon als Ort für die Konzerte festhalten.
Aus Sicht des Oberbürgermeisters ist die Rechnung klar: "Man wird nicht günstiger auf so ein Konzert gehen können als in Kitzingen", sagte er jüngst der Redaktion. Er rechnet nicht nur den Preis für die Eintrittskarte, sondern auch die kurzen Anfahrtswege im Landkreis und die günstigen Parkplatzkosten im Vergleich zu Großstädten mit ein.
Die Stadt sieht ihre Leistungen als Kulturförderung und zugleich als Beitrag, die Stadt zu beleben und ihren Ruf zu verbreiten. Das ist auch der Grund, warum Güntner nicht auf ein Gelände am Stadtrand ausweichen will. Deshalb bekomme der Veranstalter den Platz umsonst gestellt. Dazu kommen kostenlose Sach- und Arbeitsleistungen des Bauhofs. Und schließlich garantiere Kitzingen dem Veranstalter noch eine Ausgleichszahlung von 15.000 Euro, sollte ihm ein Defizit entstehen.
Güntner zieht nach den drei Konzerten im Sommer den Schluss, dass man die unliebsamen Zaungäste nur durch Absperrungen außen vor halten könne. Er schlägt vor, die Mainpromenade auf der Stadtseite, die Alte Mainbrücke und sogar den Main während einer Veranstaltung zu sperren und überwachen zu lassen. Eine Mainsperrung, das zeigten zuletzt das Weinfest und der Mainfrankentriathlon, sei durchaus möglich.
Wir wären sogar auf ein Konzert aus den Landkreis Würzburg gekommen, hätten wir ein paar Tage vorher erfahren, dass es ein solches Angebot und auch noch Tickets gibt. Vielleicht sollte man auch erstmal sein eigenes Marketing verbessern, bevor man sich (wiederholt) über andere beschwert.
Da muss man sich als Schmarotzer hinstellen lassen, weil alles umsonst ist ?
und wer bezahlt den Bauhof ?
evtl. Ausgleichszahlungen durch die Stadt ?
wird das nicht auch von allen Bürgern bezahlt - also auch von den Schmarotzern ??? Auch wenn diese Bürger gar nicht hingehen wollen oder können ?
Also bissel den Ball flachhalten
keine Miete für das Gelände ?
Am besten durch den Bauhof die Fenster zunageln lassen. Wo gibt es denn so was, nur weil die die nicht schlafen können, da einfach rüberschmarotzen!