Letzte Runde beim Kitzinger Open-Air-Sommer: Wincent Weiss war am Samstagabend an den Stadtbalkon gekommen. Die Fans strömten an den Main – und mancher kam auch wieder auf dem Main. Wie schon bei den Konzerten zuvor lagerten rund 20 Boote auf dem Fluss, dazu ein Hotelschiff und ein großes Partyboot.
Den Fans drinnen wäre das vermutlich alles viel zu weit weg von der Bühne. Sie strömen nach vorne und hoffen, ihrem Star von ganz nah sehen zu können. Darunter ist auch Sophie, die mit ihrer Mutter aus Obereuerheim nach Kitzingen gepilgert ist. Die Neunjährige besucht ihr erstes Konzert und ist nach eigener Aussage "seit zehn Jahren der größte Fan".
Sie hat ein Schild dabei, auf dem sie Wincent fragt, ob sie bei einem Lied mitsingen darf. "Ich kann das ganze Lied auswendig!" erklärt sie stolz und sucht sich dann mit ihrer Mama schnell einen Platz möglichst weit vorne.
Kinder mit ihren Eltern sind aber das beherrschende Bild im Publikum. Je nach Alter sitzen sie auf den Schultern ihrer Eltern oder sind alleine vorne und Mama oder Papa genießen die Show mit etwas Abstand von weiter hinten. Und dann gibt es noch die Mutter, die zwar ohne ihre Tochter da ist, aber zumindest einen Getränkebecher vom Konzert mit nach Hause nehmen will. Die Stimmung ist schon beim Support Act Myle gut. Der deutsch-amerikanische Newcomer erobert gerade die Charts und steht kurz vor seiner ersten eigenen Tour. Bis es soweit ist, heizt er dem Kitzinger Publikum ein.
Etwas weiter gefahren sind Kathrin und Catrin aus Darmstadt, die schon oft bei einem Konzert waren aber noch nie in Kitzingen. Sie fragen auch gleich, was man hier denn nach der Show noch unternehmen könne – und hoffen, noch etwas von der Stadt zu sehen.
Dann ist es endlich soweit: Mit einem fulminanten Intro kommt Wincent Weiss auf die Bühne. Ab der ersten Sekunde ist der Kontakt hergestellt. Das liegt auch daran, dass der Sänger immer wieder von der Bühne steigt und durch die Reihen des Publikums streift. Einfach so, ohne sichtbare Security, bahnt er sich singend den Weg durch die Menge.
Die vielen Mädels und einige Jungs sind begeistert. Auch der Sänger scheint sich wohlzufühlen. "Das hier ist unser erstes Open Air dieses Jahr", ruft er. Und welchen schöneren Platz könnte es dafür geben als den Kitzinger Stadtbalkon?
Dem Sänger sitzt der Schalk im Nacken, und er hat richtig Spaß. Als im zweiten Teil der Show plötzlich ein Cheerleader-Kostüm auf die Bühne fliegt, zieht er kurzerhand das Kostüm an. Es sitzt zwar ein bisschen stramm, aber es sitzt, und Weiss performt die nächsten Songs damit. Dazwischen gibt es auch immer wieder ernste Töne. So appelliert er angesichts der vielen ausgestreckten Handys, nicht immer alles gleich zu filmen und zu posten. "Behaltet das Glück für euch!" Passend dazu spielt er seinen Song "Was die Menschen nicht wissen".
Für Geburtstagskind Alicia gibt es ein Ständchen von Wincent Weiss
Ein fester Punkt in den Shows von Wincent Weiss ist das Geburtstagslied, irgendjemand hat ja immer Geburtstag. Dieses Mal ist es Alicia, die 14 Jahre alt wird und ein Ständchen zu hören bekommt, das sie wohl nicht so schnell vergessen wird. Und dann ist auch schon das große Finale da, Weiss versucht sich noch im Crowdsurfing. Das gelingt nicht so recht, und er schimpft lachend: "Ihr dürft das nicht mit dem Handy in der Hand machen!"
Die erste Zugabe ist dann sein großer Hit, den das Publikum zunächst alleine singt. "Da müsste Musik sein" schallt es in den Kitzinger Nachthimmel, und klingt es sicher noch in den Köpfen, als sich dann alle wieder auf den Heimweg machen. Ob mit dem Auto, zu Fuß oder mit dem Boot.