"Eine super Show", "ein tolles Konzert", "ein genialer Abend", "ein wunderschönes Ambiente": Die Stimmung beim Konzert von Michael Patrick Kelly am Freitag am Kitzinger Stadtbalkon hätte nicht besser sein können. Der Sänger und Songwriter und seine hochkarätig besetzte Band präsentierten einen facettenreichen Abend, mal nachdenklich, mal leise, mal laut, mal rockig. 2200 Karten waren im Vorfeld verkauft, an der Abendkasse kamen noch weitere Fans hinzu, so dass um die 2500 Menschen, jung und alt, aus nah und fern, gemeinsam am Mainufer feierten.
Die relativ geringe Besucherzahl ist einer der Pluspunkte der Konzerte am Stadtbalkon. Kein Gedränge, ausreichend Platz für jeden, der ein bisschen Raum um sich herum mag, und doch ist der Star auf der Bühne nicht weit entfernt. "Es ist wirklich schön hier", sind sich Denise, Marie und Vicki einig. Aus Schmalkalden sind sie gekommen, extra für ihr allererstes Kelly-Konzert.
Janine und Jenny aus Partenstein und Aschaffenburg dagegen sind schon von klein auf Fans – erst der ganzen Kelly-Family, jetzt von Michael Patrick Kelly. Zwei bis vier Konzerte besuchen sie im Jahr. Im Rahmen der B.o.a.t.s.-Tour ist Kitzingen ihr viertes, zwei weitere folgen. Sie sind immer schon Stunden vor Einlass vor Ort, um sich gute Plätze vorn zu sichern – Jenny in der Hoffnung, dass der Sänger sie mal abklatscht. "Authentisch" sei er, seine Texte seien tiefgründig. Die Lieder dieser Tour erzählen Geschichten aus dem wahren Leben – "based on a true story". Dafür steht der Name der B.o.a.t.s.
"Er spricht einen als Mensch an", findet Jenny. Das ist zu spüren an diesem Abend. Musiker und Zuhörer brauchen nur wenige Takte, um eine Verbindung aufzubauen. Keine Vorgruppe, kein langes Warten, kein Tamtam. Und auch kein "Ich bin dann mal weg" nach nur wenigen Stücken. Zweieinhalb Stunden, keine Pause, die Kitzinger klatschen, tanzen, singen lauthals mit. "Oh, oh, oh" oder "o-kay, o-kay, o-kay" schallt es noch lange über den Main, wenn Kelly das jeweilige Lied längst beendet hat.
Überhaupt, der Main. Er ist nicht nur Teil des schönen Ambientes, er ermöglicht auch vielen "Zaungästen", an Konzerten teilzuhaben. Auf der Brücke, auf den Stegen, am anderen Mainufer stehen und sitzen die Leute, auf Booten schwimmen sie auf dem Fluss. Die Boote bringen Michael Patrick Kelly im ersten Song kurz ins Wanken – und im zweiten gleich nochmal. Zwei mini-kurze Texthänger, weil sie da stehen, die Leute "auf ihren Yachten", wie er lachend sagt, und zuhören "ohne einen Euro zu zahlen", der eine gar "nur in Unterhose".
Die Boote auf dem Main bringen Michael Patrick Kelly kurz aus der Fassung
Immer wieder bezieht der irisch-amerikanische Sänger sie im Lauf des Abends mit kleinen Seitenhieben ein. Er filmt sie und zeigt sie groß auf der Leinwand – da hat der Unterhosen-Mann sich dann, zum Glück, schon angezogen. "Ha, ich hab auch ein Boot!", ruft Kelly rüber, als er sich gegen Ende des Konzerts passend zum Tour-Namen in einem gelben Boot durch die Menge schieben lässt –so nah, wie viele Fans es sich wünschen.
Kelly-Konzerte seien wie eine Auszeit von Zuhause, findet Nadine aus Göppingen. "Da feiere ich gern, ansonsten bin ich eher ruhig." Es ist ihr 15. Konzert alleine auf dieser Tour, bestimmt das 120. von Michael Patrick Kelly, dazu kommen noch einige seiner Geschwister. Die kleinen Konzerte gefallen ihr besonders gut.
Ob Petra und Kerstin aus Kitzingen, die da waren, weil sie sich freuen, "dass hier was los ist", oder Michael, der mitgekommen ist, weil seine Frau Eva es sich gewünscht hatte – auch diejenigen, die vor diesem Abend noch keine Fans von Michael Patrick Kelly waren, sind am Ende bester Laune. "Es war echt gut", sagt Michael auf dem Heimweg. Auch Tanja strahlt. Ihre Tochter hatte die Karten besorgt und damit einen lang gehegten Wunsch erfüllt – noch dazu in Kitzingen, ganz in der Nähe ihres Wohnorts. "Dass es sowas hier gibt, ist super!"
Apropos Wohnort: Super fand es auch Michael Patrick Kelly in Kitzingen. Die Stimmung der Leute sei so positiv, die Welt hier noch in Ordnung. Ob es hier was Günstiges zum Wohnen gebe? "München, das wird wohl doch nichts", rief er lachend ins Publikum. Kitzingen hat halt einfach was – bei einem Konzert und überhaupt.