Es war eine große Party – so wie Jan Delay es sich gewünscht hatte. "Wo ist die Party, Kitzingen?", rief der Hamburger Musiker seinem Publikum zu, das nicht nur dem Ruf seiner markanten Stimme, sondern auch dem besonderen Ambientes am Kitzinger Stadtbalkon gefolgt war. "Hier ist die Party", schwappte es aus vollen Kehlen zurück. Und der funky Funke war auch schon übergesprungen.
Über zwei Stunden unterhielten Jan Delay und seine kongenialen Begleiter von "Disko No. 1" das Publikum – eine bunte Mischung aus jüngeren und älteren Musikfans, aus Pärchen und Cliquen, Familien und Freunden. Gunther und Annette aus Würzburg zum Beispiel. Er, ein absoluter Soul-Fan, der sich nach drei Jahren Konzertpause so sehr auf die Open Air-Saison 2023 gefreut hatte und online vom Auftritt Jan Delays in Kitzingen erfahren hatte.
Kleines Gelände am Kitzinger Stadtbalkon als Pluspunkt
"Es ist ein großer Pluspunkt, dass das Gelände eher klein ist", befand er. "Da herrscht immer eine gute Stimmung." Trotzdem hatte er sich zusammen mit seiner Frau und deren Freundin Gudrun schon lange vor den ersten Tönen einen Platz nahe der Bühne gesichert. "Gibt es eigentlich eine Vorband", wünschte sich der 56-Jährige so schnell wie möglich Live-Musik herbei. Und er bekam sie.
Wenn auch nicht von einer Vorband. Die braucht einer der populärsten deutschsprachigen Musiker offenbar nicht, um innerhalb von kürzester Zeit für langanhaltende Stimmung zu sorgen. Mit leichter Verspätung betrat Jan Delay mit Hut und hellblauem Anzug die Bühne, auf der sich schon die 13-köpfige Crew aus musikalischen "Koryphäen" versammelt hatte. So hatte der 1976 im hohen Norden geborene Delay seine Band im Gespräch mit dieser Zeitung betitelt– aber auch als "ganz liebe Menschen", mit denen er inzwischen zu einer "eingeschworenen Gemeinschaft" zusammengewachsen sei.
Davon gab es am Kitzinger Mainufer an diesem Abend so einige zu beobachten. In der Abendsonne hatten es sich zum Beispiel auch Volker und Franzi mit ihren Freunden Kristina, Ina und Benjamin am Stadtbalkon gemütlich gemacht. "Das ist so eine schöne Location hier", sagte Kristina und konnte ihre Freude darüber, hier in Franzis Geburtstag hinein zu feiern, nicht verhehlen.
Anreise mit dem Schienen-Ersatzverkehr von Helmstadt
Mindestens genauso freuten sich sich, dass ihre Anreise aus Helmstadt trotz Schienen-Ersatzverkehr so reibungslos funktioniert hatte. "Es war wirklich total entspannt", fand Volker, dem die Idee zu diesem Ausflug gekommen war. "Ich könnte mir keinen schöneren Ort vorstellen, um zu feiern", pflichtete Christina bei.
Und sie sollte nicht enttäuscht werden. "Auf St. Pauli ist noch Licht" skandierte die Menge, als die Musiker um kurz vor 22 Uhr nach kurzer Pause wieder auf der Bühne erschienen, um noch einmal richtig abzugehen. Und Kitzingen ging mit.
Weitere zwei Mal holten die Zuschauer die Band um ihren gut gelaunten Frontman wieder zurück, die letzte Zugabe "rave-ten" Delay und Disko No. 1 abseits ihrer Playlist. "Ich weiß nicht, wie lange das hier heute Abend noch gehen soll", freute sich der begeisterte Pop-Musiker über diese Begeisterung. "Kommt ihr noch mit auf St. Pauli?" fragte er ab. Nur so viel: Es hätte schon einen ziemlich großen Bus gebraucht.
Nicole, Julia und Eva wären garantiert dabei gewesen – nicht zuletzt, weil auf Nicoles Shirt der Name Programm war: "I love Disko" steht in neonfarbenen Lettern auf schwarzem Stoff.
Ein Statement, das nicht nur die Zuschauer auf dem eingezäunten Bleichwasen, sondern auch die vielen Zaungäste auf der Alten Mainbrücke, an der Kitzinger Mainlände am anderen Ufer und nicht zuletzt unzählige Passagiere und Paddler auf ihren Booten und Brettern auf dem Main uneingeschränkt unterstreichen würden. Weil mit Jan Delay und Disko No. 1 mal wieder so richtig Party in Kitzingen war.