Sandsäcke füllen, Straßen freiräumen, untergegangene Autos aus den Fluten retten: Die Nacht auf Sonntag war in Unterfranken sehr lang für viele Einsatzkräfte der Feuerwehren, vom THW und von anderen Organisationen in Unterfranken. Vor allem rund um Kitzingen waren nach Unwettern und Starkregen vielerorts Bäche über die Ufer getreten, Straßen waren überschwemmt. Da kam auch jede Hilfe von Feuerwehrleuten aus Main-Spessart gelegen.
Auch im Steigerwald führten starke Regenfälle dazu, dass Helferinnen und Helfer teilweise die ganze Nacht im Einsatz waren, um etwa Straßen und Bahngleise freizuräumen. Die Wetterprognosen für die kommenden Tage deuten zum Glück darauf hin, dass die schlimmsten Regenfälle vorbei sind.
Vier Helferinnen und Helfer berichten, wie sie die Unwetter und ihre Einsätze erlebt haben.
1. Sophia Prozeller (16), Jugendfeuerwehr Gerolzhofen: "Das waren meine allerersten Unwettereinsätze, die ich mitgemacht habe"
"Ich bin am Samstagabend als Mitglied der Jugendfeuerwehr Gerolzhofen ausgerückt. Das waren meine allerersten Unwettereinsätze, die ich mitgemacht habe. Ich war an drei Einsatzstellen. Meistens ging es um Wasser, das in Keller gelaufen war. Ein Haus wurde auch von Wasser bedroht, das von einem Acker kam und in großen Mengen um das Haus herumlief.
Es war für mich erschreckend, zu sehen, welche Gewalt Wasser entwickeln kann, und wie schnell in solchen Situationen so viel passiert. Als sehr positiv empfand ich es, wie viele Helferinnen und Helfer so schnell da waren. Auch Zivilisten haben bei uns im Feuerwehrhaus angerufen und haben spontan ihre Hilfe angeboten."
2. Udo Gebert (42), Feuerwehr Volkach: "Das war kein einfacher Einsatz, weil die Wassermassen so abrupt kamen"
"Wir waren erst auf dem Fest 'Volkacher Lebensart', aber das wurde dann abgebrochen. Kaum war ich zwei Minuten im Feuerwehrhaus, kam schon der erste Einsatz. Eine wichtige Aufgabe war, die ganzen Besitzer der Autos am Weinfestparkplatz ausfindig zu machen, aber leider ist das nicht bei allen gelungen. Manche mussten am Sonntag aus dem Wasser herausgezogen werden. Nachtruhe war nach 3.30 Uhr, um 5.25 Uhr hatten wir wieder den ersten Alarm zum Auspumpen eines Kellers. Und da dachten wir, jetzt können wir auch gleich noch die Straße saubermachen.
Auch für einen, der schon mehrere Hochwassereinsätze hinter sich hat, war das kein einfacher Einsatz, weil die Wassermassen so abrupt kamen. Beim Main oder einem Bach passiert das langsamer. Und da merkst Du, dass Du das nicht stoppen kannst. Das Wasser hatte eine Gewalt, die Du nicht kontrollieren kannst."
3. Mareike Kesselring (36), Feuerwehr Kitzingen: "Überwältigend, wie viele Einsatzkräfte aus anderen Landkreisen mitgeholfen haben"
"Ich bin erstmal erschrocken, dass es jetzt auch uns getroffen hat. Solche Bilder kannte auch ich bisher eher aus dem Fernsehen. Ich war die ganze Nacht unterwegs und bin erst am Sonntagvormittag wieder nach Hause, um zu schlafen. Sogar in unser eigenes Feuerwehrhaus in Kitzingen ist ja Wasser eingedrungen. Und wenn man die Keller der Leute sieht, so voller Schlammwasser, das tut einem schon leid für die Menschen.
In dieser Dimension habe ich das noch nicht erlebt, das war schon ein extremer Einsatz. Ich fand es aber wirklich überwältigend zu sehen, dass so viele Einsatzkräfte aus anderen Landkreisen kamen, um uns zu helfen. Das war einfach schön, das mitzuerleben."
4. Markus Kober (49), Kommandant Feuerwehr Geesdorf: "Sensationelle Zusammenarbeit mit der Jugendfeuerwehr"
"Eigentlich waren wir im Urlaub bis Samstagabend, aber als die ersten Unwetterwarnungen kamen am Donnerstag habe ich zu meiner Frau gesagt: Wir fahren lieber heim. Samstagabend waren wir dann bis nachts um 2 Uhr ununterbrochen im Einsatz und hatten ein Riesenglück, dass wir seit eineinhalb Jahren eine Jugendgruppe haben. Die haben mit zehn, zwölf Mann ununterbrochen Sandsäcke gefüllt, die wir dann im Ort verteilen konnten. Ohne die Unterstützung der Jugendfeuerwehr hätten wir gestern alt ausgesehen, weil ja alle anderen Feuerwehren auch im Einsatz waren. Das war wirklich sensationelles Zusammenarbeiten.
Mit dem Verlauf waren wir soweit zufrieden, weil wir gut vorbereitet waren und die Warnmeldungen rechtzeitig kamen. Wir sind ja schon gebrannte Kinder, vor allem seit dem Hochwasser 2021, das so extrem war. Wir hatten noch Glück diesmal, dass es nicht ganz so schlimm wurde."