
Schwere Gewitter sind am Samstagabend durch weite Teile des Landkreises Kitzingen gezogen und haben in vielen Orten Überschwemmungen verursacht. Auch Schotter und Geröll wurde in die Wohngebiete gespült, entwurzelte Bäume fielen auf die Straße. Nicht nur die Feuerwehren haben eine lange, kräftezehrende Nacht hinter sich. Seit dem frühen Sonntagmorgen gingen die Aufräumarbeiten weiter. Weitere Gewitter mit Starkregen belasteten einige Orte am Sonntag zusätzlich.
Stand 18 Uhr gab es im Stadtgebiet Kitzingen noch drei Einsatzstellen, die nach Angaben von Pressesprecherin Carolin Mäder voraussichtlich im Laufe des Abends beendet werden können. In der Talstraße war am Abend noch ein größerer Einsatz in Zusammenarbeit mit einer Spezialfirma, um Öl-Wassergemisch abzusaugen. In Eichfeld und Rimbach sind aufgrund eines Starkregens gegen 17.30 Uhr zwei neue Einsatzstellen hinzugekommen, die jedoch von den Feuerwehren vor Ort eigenständig abgearbeitet werden können.
Hangrutsch in Hohenfeld: Mainstraße weiterhin gesperrt
Wegen des Hangrutsches in Hohenfeld arbeiteten dort noch Einsatzkräfte, die Mainstraße war am Abend noch komplett gesperrt. Hier war das THW mit ausreichend Material und Einsatzkräften vor Ort, das dann auch von der Kitzinger Feuerwehr unterstützt werden konnte.
Wegen einer weiteren Gewitterzelle über dem Landkreis waren weitere, kleine Einsätze nötig. Am Sonntagabend waren laut der Pressemitteilung des Landratsamtes noch 155 Einsatzkräfte im Landkreis Kitzingen sowie 21 Stabskräfte am Werk. Die größte Gefahr schien gebannt, eine koordinierende Einsatzleitung war kurz nach 18 Uhr nicht mehr nötig. Landrätin Bischof dankte allen Einsatzkräften, auch im Namen von Staatssekretär Sandro Kirchner, für die große Einsatzbereitschaft und die sehr gute Zusammenarbeit in den vergangenen 24 Stunden.

In Kitzingen traf es am Samstag den Bereich zwischen Talstraße und Kaltensondheimer Straße sehr hart. Dort mussten sogar sieben Menschen ihre Häuser verlassen, da diese nicht mehr bewohnbar sind. Sie bekommen vom Landkreis eine Unterkunft bereitgestellt, informierte Pressesprecherin Carolin Mäder. Dort war man am Sonntagvormittag mit Kellerauspumpen beschäftigt. Bewohner versuchten zu retten, was noch zu retten ist.
ABC-Zug Main-Spessart im Einsatz: In der Talstraße roch es nach Heizöl
In diesem Areal fließt der Eherieder Bach. Dessen Wasser, gepaart mit der immensen Regenmenge, führte zu einer Überflutung von Straßen und Grundstücken. Feuerwehren und THW von überall her versuchten, den Menschen zu helfen. Auch der ABC-Zug Main-Spessart Dekontamination war im Einsatz. Nicht ohne Grund, es roch in manchen Bereichen der Talstraße nach Heizöl.
In der Talstraße war aus dem Landkreis unter anderem auch die Freiwillige Feuerwehr Mainbernheim im Einsatz. In deren Heimatstadt waren nur Straßen überschwemmt gewesen, berichtete deren Kommandant Frank Mühlpfort.
Bewohner trugen mit Wasser gefüllte Eimer nach draußen
Aus den Kellern von Häusern trugen die Bewohner mit Wasser gefüllte Eimer nach draußen und leerten diese in die wieder aufnahmefähige Kanalisation. An anderer Stelle wurde mit Besen oder Schiebern versucht, den Schlamm zu entfernen.

Übel erwischt hat es auch die Bädergalerie neben der Bundesstraße. Dort waren Einsatzkräfte damit beschäftigt, Unmengen von Wasser aus dem Hof abzupumpen. Material und ein Fahrzeug hatten dort unter Wasser gestanden. Das THW war auch mit einer Drohne im Einsatz, um das Ausmaß des Schadens aus der Luft zu erfassen.
Feuerwehrhäuser in Kitzingen und Albertshofen überflutet
Betroffen von Überflutungen waren auch die Feuerwehren selbst: In Kitzingen und Albertshofen waren deren Gebäude auch von den Wassermengen heimgesucht worden.

Diese waren vor allem in Kitzingen mittags noch nicht komplett beseitigt, erläuterte Feuerwehrmann Jonas Wirth als Pressesprecher für die Einsatzleitung und Führungsgruppe Katastrophenschutz. Diese gab es offiziell seit 22 Uhr am Samstag, weil wegen der Wassermassen die Gefahr hochgestuft wurde auf eine Einsatzlage unterhalb der Katastrophenschwelle.
In Wiesentheid drohte ein Damm zu brechen
In der Nacht lag der Schwerpunkt neben der Stadt Kitzingen auf einem möglichen Dammbruch in Wiesentheid, informierte im Namen des Krisenstabs Carolin Mäder, Pressesprecherin des Landratsamtes. Hochwasser gab es in Volkach, Astheim, Rimbach, Geesdorf, Wiesentheid, Castell, Wüstenfelden, Abtswind, Greuth, Rüdenhausen, Schwarzach, Hörblach, Kleinlangheim, Münsterschwarzach, Schwarzenau und Dettelbach. Die A 7 zwischen Kitzingen und Marktbreit war zwischenzeitlich gesperrt.

Ebenfalls neue Meldungen gab es Sonntagmittag aus Järkendorf, hier müssen weiterhin Wasserrückhaltebecken gesichert werden und aus Kitzingen-Hohenfeld mit einem Hangrutsch. Dieser war auch am späten Sonntagnachmittag noch nicht ganz abgearbeitet, sagte Carolin Mäder.
Weitere Einsatzgebiete waren am Sonntag zudem Fröhstockheim und Mainstockheim. In Volkach wurden Boote zur Tierrettung angefordert. Auch einige Straßen im Landkreis waren Sonntagmittag noch gesperrt, darunter Kitzingen – Mainstockheim und Buchbrunn – Kitzingen.
Insgesamt waren dem Landratsamt zufolge in der Nacht auf Sonntag 544 Einsatzkräfte der Feuerwehr, 21 vom THW sowie Polizei und private Rettungskräfte im Einsatz. Hilfe von außerhalb des Landkreises kam mit je zwei Löschzügen aus Würzburg und Main-Spessart, zudem vom THW Lohr und Ochsenfurt.
Wegen der Hochstufung wurden Kreisbrandrat Dirk Albrecht und Alexander Fischer vom THW Kitzingen zu Örtlichen Einsatzleitern ernannt. Das Kitzinger Landratsamt ist zudem rund um die Uhr besetzt.
Lagebericht aus Volkach: Alle elf Feuerwehren waren im Einsatz
Stark getroffen hat es auch Volkach und seine Stadtteile, berichtete Feuerwehr-Pressesprecher Moritz Hornung am frühen Sonntagmorgen. Kurz nach 20 Uhr waren er und seine Kameradinnen und Kameraden zum ersten Einsatz nach Rimbach gerufen worden, ab da ging es Schlag auf Schlag.
Alle elf Feuerwehren aus Volkach und seinen Stadtteilen waren im Einsatz, über 4000 Sandsäcke wurden verbaut. Aus der Führungsstelle im Volkacher Feuerwehrhaus wurden die vielen Einsätze koordiniert und die Anwohner in Volkach per Lautsprecher-Durchsagen gewarnt und aufgefordert, ihre Autos wegzufahren.
Mit Sandsäcken versucht, die Wassermassen zu stoppen
In Rimbach lief das Wasser von den Feldern in den Ort. Die Feuerwehr reagierte mit Sandsäcken und einem neuen, sogenannten Box-Wall-System aus roten Plastikwinkeln für den Hochwasserschutz. Damit wurde eine Barriere gebaut, um das Wasser weitgehend aus den Häusern herauszuhalten, was Hornung zufolge auch gut funktioniert habe. Auch in Dimbach mussten die Feuerwehrleute "extrem viele Sandsäcke" verbauen, um das Wasser von der Bebauung fernzuhalten.

Weiterer Schwerpunkt war Obervolkach, wo Starkregen am Hang südlich des Ortes einen geschotterten Fußweg ausspülte und ins Dorf hinein, einzelne Keller wurde trotz vieler Sandsäcke überflutet. Ein Feuerwehrmann sprach am Samstagabend von 80 Litern Regen, die dort oben am Obervolkacher Sportplatz gefallen seien. Ein Anwohner wurde laut dem Pressesprecher leichtverletzt ins Krankenhaus gebracht.
Bäume stürzten auf die Straße, von den Regenmassen entwurzelt
Unter Wasser stand auch die Ortsdurchfahrt von Gaibach. Mit Geröll überspült waren zudem die Straßen zwischen Köhler und Escherndorf und die Straße zwischen Obervolkach und Krautheim. Zwischen Obervolkach und Volkach stürzten Bäume auf die Straße, die von den Regenmassen entwurzelt worden waren. Dort rückten die Volkacher Einsatzkräfte mit ihrer Teleskoprettungsbühne und Kettensägen an. "Es war uns enorm wichtig, dass wir die Zufahrtsstraßen zu den Ortsteilen schnellstens für Notfälle freihalten", erläutert Moritz Hornung.
Neben dem Bauhof rückten auch die Landwirte mit Bulldoggs an
Er lobt die "super Zusammenarbeit" mit dem Bauhof und Landwirten, die mit zahlreichen Leuten und Fahrzeugen im Einsatz waren. Gemeinsam habe man bis nachts um 2 Uhr durchgearbeitet – und am Sonntagmorgen um 5 Uhr ging es schon wieder weiter.

Hornungs erste Zwischenbilanz am Sonntagmorgen: "Ich sehe uns in Volkach gut vorbereitet für solche Ereignisse, aber das Wasser kam an Ecken, wo wir noch nie Probleme hatten und wo wir es nicht erwartet hätten." Autos seien bis zur Windschutzscheibe unter Wasser gestanden an Orten, die bisher noch nie betroffen waren.
Aus der Dorfstraße in Wüstenfelden wurde ein brauner Fluss
Lange hatte es so ausgesehen, als würde der Landkreis Kitzingen glimpflich bei dem angekündigten Unwetter davonkommen. Je nach Gemeinde fiel die Regenmenge zwar sehr unterschiedlich aus, doch die Bäche schienen das tagsüber noch zu verkraften.
- Hier finden Sie genauere Informationen über die Auswirkungen des Unwetters auf den östlichen Landkreis Kitzingen mit Wiesentheid, Greuth, Wüstenfelden, Rüdenhausen und Geiselwind.
Doch je nach Ort begann es gegen 18 bis 19 Uhr so stark zu regnen, dass die Wassermassen auch die Straßen überfluteten. Besonders heftig hat es wohl die beiden Casteller Ortsteile Greuth und Wüstenfelden erwischt, wo aus der Dorfstraße ein brauner Fluss wurde, wie ein Video zeigt.

In Rüdenhausen hatte sich am Samstagabend vor dem Schloss ein See gebildet, die Marktstraße dort war überflutet. In Wiesentheid drohte der Damm nahe der Steigerwaldhalle zu brechen.
DWD hatte vor schwerem Gewitter mit heftigem Starkregen gewarnt
Genau vor solchen Erignissen hatte der Deutsche Wetterdienst (DWD) gewarnt. Auch die Warn-App Nina hatte die Gefahrenlage für weite Teile des Landkreises Kitzingen kurz vor 22 Uhr von orange auf rot hochgestuft.
Um 21.51 Uhr kam die "Amtliche Unwetterwarnung vor schwerem Gewitter mit heftigem Starkregen". Darin hieß es: Gefahr für Leib und Leben durch Blitzschlag, rasche Überflutungen von Straßen, Unterführungen und Kellern und mögliche Erdrutsche.
Hinweis: Dieser Artikel wurde am Sonntagabend gegen 20 Uhr letztmalig aktualisiert.